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Februar 2001
editor@os2voice.org
Zu meiner letzten Ausgabe, bei der es auch um Dateimanager ging, erreichten mich mehrere Zuschriften, die darum baten, ich möge doch auch diesen oder jenen noch berücksichtigen. Zum einen verdeutlicht dies, wie ich schrieb, daß die Wahl des "richtigen" Dateimanagers den Charakter einer Glaubensfrage hat. Jeder findet den, mit dem er - aus welchen Gründen auch immer - arbeitet, als "den besten". Zum anderen habe ich dem auch ein bißchen Vorschub geleistet, indem ich nicht einen, nämlich den von mir präferierten, vorgestellt habe, sondern mehrere und damit den Eindruck eines Vergleichs erweckt habe.
Darum noch einmal das Prinzip von "The Free Files": Ich stelle hier sehr persönlich Programme vor, die ich benutze und mit denen ich gute Erfahrungen gemacht habe. Es kann dabei in Einzelfällen vorkommen, daß ich ein Programm übersehe. Wahrscheinlicher ist jedoch, daß ich es absichtlich übergehe. Die Gründe dafür sind mannigfaltig und bedeuten nicht zwangsläufig, daß das Programm schlecht ist. Es kann einfach sein, daß mir irgendetwas daran nicht gefällt, was anderen vielleicht als das besondere Feature erscheint. Im übrigen ist es jedem unbenommen, über sein Lieblingsprogramm einen Artikel zu verfassen und ihn bei VOICE zu veröffentlichen. Mehr gibt's dazu nicht zu sagen, deshalb weiter mit aktuellen Themen.
Ende letzten Jahres wurde angesichts rücklaufiger Zuwachsraten (!) das Ende des Computers im klassischen Sinne ausgerufen (besonders eine deutsche Computerzeitschrift hat sich dabei hervorgetan). Nun, das sehe ich genausowenig wie das Ende von OS/2. Nachdem jetzt die Wahl zwischen MCP (Merlin Convenience Pak), ACP (Aurora Convenience Pak) und eCS (eComStation) besteht, sieht die weitere Zukunft auch angesichts von Whistler und MacOS X nicht so schlecht aus, aber IBM wird wohl wieder so etwas wie ein "Stealth-Marketing" vollziehen.
Zum Jahresende hab ich daher wieder einmal einen größeren Ausflug in die von IBM propagierte Zukunft unternommen: sprich ich habe mein seit 1996 parallel installiertes Linux mit KDE2 und XFree 4.01 "upgedatet". Was soll ich sagen, nach mehreren Downloads der täglich aktualisierten KDE2-Versionen vom SuSe-Server, nach einspielen des neuesten Matrox Beta-Treibers ... läuft das ganze jetzt ... zäh wie Affenleder. "Welcome back to the future", mein Eindruck entspricht in etwa dem, den ich hatte, als ich 1994 zum ersten mal - nach mehreren Anläufen - OS/2 Warp 3 auf meinem Compaq-Contura 386/25 Mhz Notebook mit 8 MB installiert hatte: Hurra, es funktioniert. Meine tägliche Arbeit habe ich damals mit Wordperfect 6.0 für DOS unter IBM-DOS 7.0 erledigt.
Dennoch bin ich froh, daß es Linux gibt, kommen doch von dort einige Programme, die OS/2 mit mehr Leben erfüllen und damit sind wir beim diesmaligen Thema:
Ausgelöst durch einen Reperaturfall - ich mußte einen unter Windows NT angeblich defekten CD-Recorder überprufen, welcher dann mittels CDRECORD/2 unter OS/2 vollkommen fehlerfrei funktionierte - hab ich mich dann letztes Jahr entschlossen, es doch noch einmal mit dem Aufzeichnen von Musik zu versuchen.
Entgegen "besseren Wissens" - denn eigentlich nimmt man unter OS/2 ja SCSI - hab ich mich dann für einen ATAPI-CD-Recorder, einen Sony CRX 140E, entschieden. Voraussetzung war jedoch das Wissen um dessen Funktionieren.
Nachdem dank des Zusammenspiels des DANIS506.ADD, des DANISATAPI.FLT, des ASPIROUT.SYS und von CDRECORD/2 auch der Betrieb von ATAPI-CD-Recordern unter OS/2 keinerlei Probleme mehr aufwirft, fiel mit die Entscheidung auch relativ leicht. Einen herzlichen Dank an: Daniela Engert (Dani-Treiber), Daniel Dorau (Aspirout 1.01), Paul Ratcliffe (Aspirout 1.1 beta4), Joerg Schilling (cdrecord), Chris Wohlgemuth (cdrecord 1.9a02 OS/2-Port), Nick Lepehin (cdrecord 1.10a09 OS/2-Port) und Eberhard Matthes für EMX, mit welchem die Un*x-Portierungen erst möglich sind.
Um einen ATAPI-CD-Recorder unter OS/2 zu betreiben, braucht es folgende Einträge in der CONFIG.SYS:
BASEDEV=OS2ASPI.DMD /ALL
DEVICE=x:\os2\boot\ASPIROUT.SYS
BASEDEV=DANIS506.ADD
BASEDEV=DANIATAPI.FLT
Folgende Eintrage sollten gelöscht (oder durch ein REM deaktiviert) werden:
BASEDEV=IBM1S506.ADD
BASEDEV=IBMATAPI.FLT
BASEDEV=IBMIDECD.FLT
Falls das jemand kompliziert findet, ich kann ihn/sie beruhigen, unter Linux ist der Aufwand mindestens genauso groß (die Suche nach den notwendigen Informationen nicht miteingerechnet) und Ironie des Schicksals: unter Linux lassen sich zumindest mit SuSe- und Redhat-Linux die neueren cdrecord-Versionen nicht kompilieren. Man ist also mit OS/2 auf dem neueren Stand (auch was die evtl. Bugs betrifft).
Zum Kopieren von Audio-CDs empfiehlt sich dann noch zusätzlich CDRDAO von Andreas Müller, von dem es ebenfalls Portierungen von Chris Wohlgemuth (1.1.3) und Nick Lepehin (1.1.4) gibt. Im Gegensatz zu CDRECORD, bei welchem der neuere Port keinerlei Vorteile für OS/2 aufweist, empfiehlt sich hier die Verwendung der Version 1.1.4 von Nick Lepehin.
Kommandozeilen-Afficinados, die Windows-Only-User beeindrucken wollen, werden mit der bisherigen Lösung bereits glücklich sein, ich bevorzuge jedoch ein GUI. Auch hier hat mich die Lösung von Christopher Wohlgemuth, der Audio-Data-CDCreator, am meisten überzeugt. Im folgenden verwende ich dafür die Abkürzung ADC nicht ohne Hintergedanken, war doch ADC der einstige Importeur der BRAUN Audio-Geräte in die USA und auch - kurzfristiger - Inhaber derselben. Sprich ADC hat für mich einen "guten Klang" und steht auch für gutes Design - ob Chris Wohlgemuth das so vorgesehen hat? Dabei fällt mir natürlich ein: Warum müssen - von einigen Macs abgesehen - Computer so häßlich sein?
Aber bevor ich mich jetzt noch in weiteren Taxonomien (vgl. hierzu Huizinga: Herbst des Mittelalters) verliere, ADC ist, zumindest für mich, eines der Programme, aufgrund derer ich OS/2 weiter die Treue halte. ADC ist vollständig in die Workplace Shell integriert und erlaubt eine weitgehend intuitive Bedienung. Ein vergleichbares cdrecord-Frontend kenne ich weder unter OS/2 noch unter Linux. Zukünftige Versionen werden auch zwei CD-Recorder unterstützen. Eine detaillierte Auflistung der Features erspare ich mir jetzt, jeder kann ja die Datei Tutorial.inf des ADC lesen, um die Bedienung genauer kennenzulernen. Eigentlich stört mich an ADC nur eins: Man hat die von CD "gegrabten" Dateien in umgekehrter Reihenfolge im Verzeichnis und wenn man nicht aufpaßt und umsortiert, beginnt die soeben frisch kopierte CD mit dem letzten Track statt dem ersten. Aber wenn man dann wieder bedenkt, daß ADC erst in Version 0.45 vorliegt, so wagt man gar nicht zu träumen, was 1.0 dann erst zu bieten hat.
ADC als Ausnahmeprogramm hat mich auch veranlaßt, Chris Wohlgemuth mit meinen bescheidenen Mitteln bei der Weiterentwicklung zu unterstützen. Ich will mir damit keine falschen Lorbeeren umhängen: die Entwicklung geschieht ausschließlich durch Chris Wohlgemuth, ich male ab und an mal ein Bildchen oder ergänze ein paar Zeilen in den Hilfe-Dateien in der Hoffnung, Chris Wohlgemuth damit die Arbeit zu erleichtern. Essentiell ist dies sicherlich nicht, aber vielleicht könnte der eine oder die andere sich mal überlegen, wie er/sie die Entwicklung von anderen Programmen unterstützen könnte.
Versehen mit der bisherigen Ausstattung an Hard- und Software war/bin ich schon mal in der Lage, Musik-CDs bzw. einzelne Titel von CDs - selbstverständlich auch Daten - zu kopieren. Meine ursprüngliche Idee war jedoch eine andere: Ich wollte die Unmengen an Musikkassetten, die meine Frau in die Ehe einbrachte, auf CD konservieren, da Kassettenrecorder ja aussterben und noch dazu einige Kassetten Titel enthalten, die nicht auf CD oder LP erhältlich sind.
Der nächste Schritt war dann die Anschaffung einer "anständigen" Soundkarte. Nachdem mein aktuelles Motherboard mit sechs PCI-Slots und nur einem ISA-Slot ausgestattet ist, mußte es natürlich eine PCI-Karte sein. Leider sieht es da derzeit recht schlecht aus. Sicher, es gibt die eine oder andere Karte, aber so rechte Vorteile gegenüber der Soundblaster 16 versprechen sie nicht und die High-End Karten von z.B. Terratec - die ja einst mit der Aussage, unter OS/2 Creative vollständig ersetzen zu wollen, angetreten sind - laufen überhaupt nicht. Nachdem damals die Soundblaster Live zusammen mit den Treibern von Sander van Leeuwen hoch gelobt wurde, entschied ich mich für diese, zumal selbst die Value-Version mittels zusätzlicher Adapter einen vollwertigen digitalen Ein- und Ausgang versprach. Mit den Einschränkungen des Treibers - Midi nur über TIMIDITY bzw. RTMIDI, Win-OS/2 Unterstützung nur über den Generic Win-OS/2 Audio Driver - kann ich leben, da mich weder MIDI noch Win-OS/2 interessieren. Einen anständigen Mixer in Form des LBMIX von Lesha Bogdanow gibt's auch.
Mittlerweile bin ich jedoch klüger, bzw. ernüchterter. Die digitale Bearbeitung scheint wenn man einigen Berichten folgt eher ein Schachzug der Creative Werbeabteilung zu sein, denn es mischen sich analoge Artefakte ins Signal und dergleichen mehr. Sander van Leeuwen hat die Weiterentwicklung des Treibers und das Beheben von bekannten Fehlern auf unbestimmte Zeit verschoben...
Das schlimmste aber ist: Es gibt keinen anständigen Recorder unter OS/2, weder als Free- noch als Shareware und auch nicht kommerziell. Sicher, man kann den mit MMOS2 mitgelieferten verwenden, aber hat damit schon mal jemand erfolgreich eine LP oder MC auf CD mit einzelnen Tracks gemastert? Sicher, es gibt einzelne Tools wie z.B. das kommandozeilenbasierte PLAYREC von Carsten Arnold und schon seit längerem geistert die Ankündigung von Sunedit herum. Aber einen Vergleich mit den unter Windows erhältlichen Tools hält das keine 5 Sekunden stand.
Man könnte jetzt natürlich eine LP oder MC komplett aufnehmen und dann in einzelne Stücke zerschneiden, oder neben dem Rechner sitzen und jedes Lied einzeln aufnehmen, aber ehrlich gesagt erinnert mich das an meine Kindheit, als ich mit dem Mikrofon vor einer dieser Musiktruhen im Stil des Gelsenkirchener Barock saß und Lieder aus dem Radio auf mein Grundig Spulentonbandgerät bannte. Ab und an kam meine Mutter ins Zimmer und rief: 'Ach, du nimmst auf!', womit diese Aufnahme ruiniert war.
Vorlaufig hab ich mein Projekt MC auf CD ad acta gelegt. Aber wer weiß, vielleicht portiert ja eines Tages jemand GRAMOFILE auf OS/2 - schließlich gibts sogar einen DOS-Port davon - und jemand anderes schreibt sogar noch ein passendes Frontend dazu.
In der Zwischenzeit geniesse ich meine CDs mittels WARPCD von Chris Wohlgemuth und einem AKG-Kopfhörer auch am PC. Es klingt erstaunlich akzeptabel. WARPCD hat gegenüber dem MMOS2-Player den Vorzug, daß er auch funktioniert, wenn ein Fixpak mal wieder etwas Unordnung reingebracht hat und daß ich ihm das Aussehen verpassen kann, welches mir am meisten zusagt, z.B. so:
P.S. Musik höre ich natürlich immer noch am liebsten über die eingangs erwähnte Stereoanlage, zumal ich eigenköpfig/-händig ein externes Netzteil für meinen NAIM Vorverstärker konstruiert und gebaut (selbstverständlich im NAIM Alu-Strangguß-Gehäuse damit auch die Optik paßt) und die Cinch (Neutrik-Stecker) an BNC-Kabel zur Verbindung des CD-Players mittels Silberlot mühsamst selbst gebastelt habe. Ansonsten halte ich mich an die Bedienungsanleitungen, also kein tägliches "Enhancen" der Kabel, kein Demagnetisieren der CDs und dergleichen mehr. Just Music.
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