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März 2003

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Video-DVDs und eCS / MCP

Von Philhard Ackermann © März 2003

Einleitung

Seit dem Erscheinen der ersten DVDs wurde uns OS/2-Anwendern klargemacht, daß wir von dieser neuen Entwicklung nicht würden profitieren können. Ein DVD-ROM-Laufwerk in einem OS/2-Rechner würde gerade mal als CD-ROM-Laufwerk erkannt, weil DVDs mit einem anderen Dateisystem namens UDF, welches anfangs für OS/2 nicht existierte, arbeiteten, und das rechtfertigte die Anschaffung dieser meist mehr als doppelt so teuren Geräte nicht.

Im Falle von Video-DVDs kamen weitere Schwierigkeiten hinzu:

Besonders der letzte Punkt wirkte sich nicht nur auf OS/2-Anwender, sondern auch auf die Linux-Gemeinde aus, weil die zur Entschlüsselung benötigten Informationen von der DVD Copy Control Association (eine Gruppe der Hardware- und Filmindustrie) nur gegen Zahlung von Lizenzgebühren und unter Verpflichtung zur Geheimhaltung an Entwickler von Hard- und Softwareabspielern abgegeben wurden, was eine Verwendung im Open-Source-Bereich definitionsgemäß nicht zuließ. Im PC-Bereich war man damit (mal wieder) gezwungen, Windows einzusetzen, um das neue Medium nutzen zu können.

Die Linux-Gemeinde ließ das allerdings nicht auf sich sitzen. Warum sollte man eine Video-DVD, die man erworben hatte und damit legal besaß, nicht auf dem System seiner Wahl betrachten können?

Die Lösung kam in Form sogenannter DECSS-Routinen, mit welchen man die Verschlüsselung knacken, die Inhalte auf Platte kopieren und sie sich von dort mit geeigneter Abspielsoftware, die für Linux recht bald entwickelt wurde, ansehen konnte.

All diese Entwicklungen gingen an OS/2 eine ganze Zeit lang vorbei. Ich selbst hatte mir schon lange keine Hoffnung gemacht, daß OS/2 das jemals beherrschen würde, und meine DVDs am PC wiederwillig unter Windows abgespielt - die dafür benötigte Abspielsoftware war bei meinem DVD-Laufwerk immerhin dabei.

OS/2 spielt mit

Inzwischen hat sich jedoch einiges getan, und dieser Artikel wäre nicht geschrieben worden, wenn ich es nicht selbst erlebt hätte, daß man mittlerweile Video-DVDs auch unter OS/2 abspielen kann!! Es geht wohl auch nicht erst seit heute, aber wenn es Ihnen genauso geht wie mir, dann würden Sie es ohne eine Anleitung, wie sie in diesem Artikel enthalten ist, nicht hinbekommen. An dieser Stelle meinen ausdrücklichen Dank an Mark Dodel, einen der Herausgeber des V.O.I.C.E.-Onlinemagazins und Betreiber der V.O.I.C.E.-Nachrichtenliste, der mir diese Informationen zur Verfügung gestellt hat!

Beweis gefällig? Sehen Sie hier:

Gleich tut es richtig weh!
Abb.1: DVD-Wiedergabe; aufgenommen auf meinem Notebook im Batteriebetrieb mit WarpVision GUI im Standard-Skin

Ganz von selbst geht das allerdings nicht, man muß zusätzliche Software installieren und ggf. ein wenig an der CONFIG.SYS, einer der wichtigsten OS/2-Systemdateien, arbeiten.

Was benötigt man nun, um Video-DVDs unter OS/2 bzw. eCS abspielen zu können? Nun, zunächst eine Abspielsoftware.
Hier sprang vor einiger Zeit ein russisches Programmierteam in die Bresche, welches sich das ehrgeizige Ziel gesetzt hatte, eine Software zu entwickeln, mit der man unter OS/2 möglichst viele gängige Videoformate abspielen können sollte. Hierzu gehören heutzutage neben dem mittlerweile weit verbreiteten DIVX-AVI-Format auch mpeg-1 (Video-CDs) und mpeg-2 (SVCDs, DVDs).

Das Programm mit der Bezeichnung WarpVision hat dieses Ziel mittlerweile fast erreicht, und anhand der regelmäßig erscheinenden Programmversionen ist zu erkennen, daß die Entwicklung ständig vorangetrieben wird. Man bedenke: WarpVision ist (immer noch) Freeware, und die Programmierer arbeiten lediglich in ihrer Freizeit an dem Projekt. Nun ja, um genau zu sein: Die Urheber bezeichnen es als 'donation based', soll heißen, daß sie darauf angewiesen sind, ab und zu eine kleine Spende zu erhalten, damit die Arbeit weitergehen kann... doch davon später.

Zwar bietet WarpVision seit einigen Versionen auch einen Menüpunkt, der zum Abspielen von DVDs bzw. VCDs dienen soll, aber dieser produzierte bei mir immer nur eine Fehlermeldung, die besagte, daß das Laufwerk nicht bereit sei.

Offenbar genügt WarpVision allein nicht, um auf DVDs zugreifen zu können. Eigentlich logisch, wenn man deren Format bedenkt. Nicht ganz logisch, wenn man einmal gesehen hat, wie selbstverständlich DVDs unter Windows laufen.

Also benötigt man noch einen speziellen Treiber, der uns OS/2-Anwendern das DVD-Format zugänglich macht. In diesem Bereich tritt ausnahmsweise einmal IBM auf den Plan.

Wer IBM kennt, der kann sich kaum vorstellen, daß diese Firma rein zum Wohlgefallen geschäftlicher oder gar privater OS/2-Anwender einen Treiber für das auf DVDs verwendete UDF-Filesystem schreibt. Stimmt wohl - der von IBM stammende UDF.IFS ist aller Wahrscheinlichkeit nach eigentlich ein Abfallprodukt aus dem Bereich der Datenspeicherung, wo man optische DVD-RAM-ähnliche Speichermedien an Großrechnerkunden verkauft, die auf der Basis eines OS/2-Rechners angesteuert werden (welcher von IBM verschleiernderweise als 'Storage Controller' bezeichnet wird). Als Nebeneffekt erhält man die Möglichkeit, CD-RW- und DVD-RAM-Laufwerke ansteuern zu können.

Wo Licht ist, ist auch Schatten. Der Treiber existiert zwar, ist aber leider nicht kostenlos. Um ihn herunterladen zu können, benötigt man ein IBM-Software-Choice-Abonnement oder muß lizensierter und registrierter Besitzer der eComStation sein, dann steht er auch auf deren Webseite zur Verfügung.

Leider schließt das alle Anwender, denen das ältere Warp 4 oder gar Warp 3 noch völlig genügt, lizenzrechtlich gesehen von der in diesem Artikel geschilderten Lösung aus. In der UDF-Treiberdokumentation wird Warp 4 folgerichtig nicht erwähnt, dort sind nur Warp 4.51 bzw. 4.52 (und damit implizit eCS) und alle darauf basierenden Varianten (einschließlich WSeB) aufgeführt. Das bedeutet, technisch gesehen, nicht unbedingt, daß es unter Warp4 nicht funktioniert. Getestet habe ich es jedenfalls nicht...

Es gab allerdings vor geraumer Zeit bei OS2.org einmal einen Hinweis auf eine UDF-Version auf der IBM-Testcase-Seite. Wer sich diese Datei, deren UDF.IFS sich beim Systemstart mit UDF 1.1.2 meldet, heruntergeladen hat (und sich nicht daran stört, daß Testcase-Dateien zwar von jedem heruntergeladen und verwendet werden können, aber qualitativ nicht unbedingt ausgereift sind), der kann es damit probieren - bei mir hat er leider nicht funktioniert.

Beachten Sie auch, daß das UDF-Installationsprogramm eine neuere Version von IBMIDECD.FLT in Ihr /OS2/BOOT-Verzeichnis kopiert und in die CONFIG.SYS einträgt - haben Sie DANIATAPI.FLT im Einsatz, dann sollte IBMIDECD.FLT nicht geladen werden!

Sollten Sie also nicht das Glück haben, zum Kreis der eCS-Besitzer oder IBM Software-Choice-Kunden zu gehören, dann bleibt Ihnen der Zugang zu Video-DVDs unter OS/2 (bzw. genauer, MCP bzw. eCS) leider weiterhin versperrt (vielleicht ein guter Grund, sich doch endlich eCS anzuschaffen?).

Sie haben dieses Glück? Herzlichen Glückwunsch! Reicht aber leider noch nicht ganz...

Auch wenn Sie den letzten UDF-Treiber (Version 2.1.1) sowie WarpVision installiert haben, werden Sie feststellen, daß sie kein oder (in sehr seltenen Fällen) ein sehr verzerrtes Bild von Ihrer DVD erhalten. Sie erinnern sich? Die Inhalte einer DVD sind ohne Entschlüsselung nicht zu verarbeiten.

An dieser Stelle ein wichtiger Hinweis (auch um mich selbst abzusichern):

Die von der Unterhaltungsindustrie spezifizierte und auf den meisten DVDs implementierte CSS-Verschlüsselung soll natürlich dazu dienen, die eigenen Urheberrechte zu schützen. Ich bin kein Jurist und kann und will hier deshalb keine rechtliche Erörterung dieser Thematik präsentieren, allerdings sei darauf hingewiesen, daß Sie, je nach der in Ihrem Heimatland geltenden Rechtslage, mit Urheberrechtsgesetzen in Konflikt geraten könnten, wenn Sie eine von der Unterhaltungsindustrie nicht lizensierte Software zur CSS-Entschlüsselung verwenden. Es obliegt Ihnen, das heruszufinden - dieser Artikel dient der Weitergabe von Informationen und stellt keine Aufforderung zum Rechtsbruch dar. Ob Sie meiner Anleitung folgen, ist Ihre eigene freie Entscheidung, und weder die Herausgeber des VOICE Newsletter noch der Autor übernehmen für etwaige Folgen irgendeine Verantwortung.

Sie haben den letzten Abschnitt aufmerksam gelesen und sich vergewissert, daß er für Sie kein Problem darstellt? Gut.

Was die Linux-Gemeinde geschaffen hat, ist nämlich inzwischen auch auf OS/2 portiert worden: eine Software, die in der Lage ist, CSS zu entschlüsseln, und zwar in Form einer Datei namens dvdcss.dll (die Sie am besten in das Startverzeichnis von WarpVision kopieren, wenn Sie das Archiv ausgepackt haben). Dvdcss liegt seit einigen Wochen in einer neuen Version vor, die den Zugriff auf DVDs deutlich beschleunigen soll. Ich habe keinen nennenswerten Unterschied festgestellt, aber die Rechner, mit denen ich die Tests für diesen Artikel gemacht habe, sind auch recht flink (selbst das Notebook läuft im Batteriebetrieb noch mit ca. 500 MHz). Bitte verwenden Sie in jedem Fall die neuesten Versionen von WarpVision, da die neuere dvdcss.dllerst von diesen unterstützt wird.

Nun könnte es bereits funktionieren. Probieren Sie es einfach mal aus.

Tips und Tricks

CONFIG.SYS

Wenn sich der gewünschte Erfolg nicht einstellt bzw. man zwar etwas sieht, die Wiedergabe aber ruckelt oder Ton und Bild nicht synchron sind, dann sollten Sie in Ihrer CONFIG.SYS die folgenden Punkte überprüfen, die ich als Tips in den verschiedensten Foren gefunden habe:

Achtung: Sollten Sie sich mit Anpassungen an der CONFIG.SYS nicht auskennen, dann empfehle ich Ihnen dringend, sich fachkundige Hilfe zu besorgen, insbesondere, wenn sie Daniela Engerts Treiber zum ersten Mal installieren. Fehler in dieser Datei können dazu führen, daß sich Ihr System nicht mehr starten läßt!

Regions-Code

Wenn Sie trotz aller Bemühungen bei eingelegter DVD noch immer keine Reaktion von Ihrem Laufwerk erhalten, dann haben Sie möglicherweise auch folgendes Problem:

DVDs sind zumeist mit einem Regionscode versehen, mit welchem verhindert werden soll, daß ein Film, der z.B. in den USA oder Kanada gerade auf DVD herauskommt, in anderen Ländern aber noch in den Kinos läuft (Synchronisation dauert einige Zeit), 'zur Unzeit' in diesen anderen Ländern abgespielt werden kann - also, bevor die Unterhaltungsindustrie glaubt, mit den Kinovorstellungen genug Geld verdient zu haben. Hierzu sind auch alle DVD-tauglichen Geräte mit einem solchen Code versehen (bzw. sollten es sein ;-) ).
Wird nun eine DVD eingelegt, deren Regionscode nicht mit dem des Gerätes zum Abspielen übereinstimmt, dann weigert sich die Hardware, die DVD abzuspielen.

Zu diesem Zweck beinhaltet das neueste WarpVision-Programmpaket ein kleines Hilfsprogramm namens regionset.exe, mit welchem Sie die diesbezüglichen Einstellungen Ihrer Hardware anhand der gerade eingelegte DVD abfragen bzw. anpassen können. Regionset.exe stammt ursprünglich aus der Linux-Ecke, seine Portierung nach OS/2 geht auf die Initiative von Klaus Staedtler-Przyborski zurück, bei dem sich manche DVDs nicht abspielen ließen, weil bei seinem DVD-ROM kein Regionscode festgelegt war ('region free', s. unten).
Bei den von mir getesteten Laufwerken (Samsung und LGE/Hitachi) war das nicht nötig - bei beiden ist der europäischen Regionscode 2 fest eingestellt, und beide haben alle entsprechende DVDs, die ich bislang getestet habe, unter OS/2 problemlos akzeptiert.

Aber Vorsicht: Sie können den Regionscode Ihrer Hardware normalerweise nur bis zu 4 mal verändern - danach geht (jedenfalls mit Bordmitteln) nichts mehr!

Es wird zwar immer wieder behauptet, daß man nach Festlegung eines Regionscodes 0 in der Lage sein sollte, jede DVD unabhängig von deren Kodierung abspielen zu können, jedoch konnte ich das, wenigstens bei meinem Cyberhome-DVD-Spieler, nicht nachvollziehen - er verweigerte anschließend mit jeder DVD, die ich einlegte, die Mitarbeit. Bei meinem DVD-ROM habe ich es dann erst gar nicht versucht, zumal ich nur DVDs mit Regionscode 2 besitze. In manchen Videotheken werden aber auch US-amerikanische DVDs verliehen (Regionscode 1), man könnte es also ausprobieren...

Für viele Geräte (sowohl Standgeräte als auch DVD-ROMs) existieren außerdem geheime Hintertürchen oder Patches, mit denen man ihnen die Abfrage des Regionscodes komplett abgewöhnen kann (Suchbegriff 'region free' in Ihrer Lieblingssuchmaschine). Sollten Sie also die Notwendigkeit haben, DVDs mit 'fremdem' Regionscode abspielen zu wollen, ohne Gefahr zu laufen, daß Sie mit der möglichen Höchstzahl von Regionscodeänderungen in Konflikt geraten, dann machen Sie sich einmal auf die Suche, vielleicht finden Sie was brauchbares für Ihr Gerät. Ob WarpVision jedoch damit zurecht kommt, ist nicht gesagt (s. oben).

Ein letzter Hinweis....

Manche DVDs bereiten Probleme, wenn man sie am PC abgespielt werden sollen (selbst unter Windows). Wenn es mit einer bestimmten DVD unter OS/2 um's Verplatzen nicht funktionieren will, dann versuchen Sie es mal auf einem entsprechend ausgestatteten Linux- oder (im schlimmsten Fall) Windows-Rechner, womöglich läuft sie dort auch nicht. Falls doch, dann bleibt Ihnen nur die Hoffnung auf die nächste Ausgabe von WarpVision, die das Problem vielleicht behebt....

Sie haben alles überprüft und eingestellt und DVDs lassen sich auch abspielen, Sie werden aber das Ruckeln nicht los und/oder Bild und Ton wollen einfach nicht synchron laufen? Nun - WarpVision ist, wie gesagt, ein laufendes Projekt. Da sind noch einige Verbesserungen zu erwarten.

Möglicherweise können Sie die Videoausgabe noch beschleunigen, wenn Sie WarpOverlay installieren. Dieses Programm (eigentlich ein spezieller zusätzlicher Grafiktreiber, der direkter auf die VGA-Hardware zugreift) ist auch über die WarpVision-Webseite zu beziehen. Allerdings handelt es sich hierbei um ein Shareware-Produkt (auch wenn 10 EUR Sharewaregebühr durchaus moderat sind), und der Chipsatz Ihrer Grafikkarte muß von WarpOverlay unterstützt werden - direkter Kontakt zur Hardware hat so seinen Preis. Bei meiner Grafikkarte auf der Basis des ATI Radeon 8500 LE war das der Fall, und dennoch hatte ich, jedenfalls mit der GUI-Version von WarpVision, gewisse Schwierigkeiten beim Einsatz dieses Treibers.
Es sei darauf hingewiesen, daß beim Einsatz von WarpOverlay die Verwendung des Scitech Display Doctors (SDD) als Grafiktreiber vorausgesetzt wird, da sich WarpOverlay dessen Schnittstellen bedient, um seine zusätzlichen Funktionen implementieren zu können.

SDD steht IBM Software-Choice-Kunden und registrierten eComStation-Besitzern in einer leicht eingeschränkten Version zur Verfügung. Beim Hersteller Scitech ist mittlerweile ein Nachfolgeprodukt namens Scitech SNAP für US$ 36,95 zu beziehen, das diese Einschränkungen (z.B. eine maximale Bildwiederholungsrate von 85 Hz sowie eine Maximalauflösung von 1600x1200 Bildpunkten) nicht enthält und üblicherweise mehr Grafikkartenchipsätze unterstützt.

Was können Sie ggf. noch tun, um Ihre Videoausgabe auf Trab zu bringen?

Nun, vielleicht sollten Sie auch den Kauf eines etwas schnelleren Rechners in Erwägung ziehen! Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. OS/2 ist ein anerkannt effizientes Betriebssystem, weshalb manchem OS/2-Anwender ein Rechner der 266MHz-Klasse auch im Zeitalter der Gigahertz-CPUs immer noch genügt, aber Videobearbeitung und CSS-Entschlüsselung stellen gehobene Anforderungen an die CPU. Ein Rechner mit 400MHz-CPU sollte es deshalb schon sein, wenn man DVDs einigermaßen flüssig und tonsynchron abspielen will, ohne die Kontrolle über das System zu verlieren (wie es mir auf meinem Haupt-OS/2-Rechner auf der Basis eines Pentium II mit 266 MHz passiert ist). Grafikkarten mit dem zwar nicht mehr ganz neuen, aber dennoch durchaus brauchbaren Radeon 8500LE-Chipsatz von ATI kann man beispielsweise schon für € 99 erwerben (jedenfalls in Deutschland), und damit ist man auch gut gerüstet, wenn man einmal Windows booten möchte, um ein Spielchen zu machen...

So, ich hoffe, Sie hatten Erfolg. In diesem Fall wünsche ich Ihnen ab sofort viel Spaß beim 'Erlebnis DVD'!

WarpVision

Noch ein paar Anmerkungen zu WarpVision, der Software, ohne die das alles niemals möglich geworden wäre (eine detailliertere Beschreibung wird in einem separaten Artikel erfolgen):

Sie bekommen auf der WarpVision-Homepage sowohl eine befehlszeilen- (CLI) als auch eine fensterbasierte (GUI) Version zum Herunterladen angeboten. Beide unterscheiden sich nicht nur in ihrer Bedienung, sondern auch in ihren Eigenschaften, es sind nämlich zwei sehr ähnliche, aber dennoch getrennte Projekte, die laut Aussage des Programmierteams irgendwann einmal verschmolzen werden sollen.

Bei mir war bislang überwiegend die CLI-Variante im Einsatz, weil ich vor meinem Erfolgserlebnis mit DVDs überwiegend DIVX-AVI- bzw. MPEG1/2-Dateien abgespielt habe. Interessanterweise funktionierte hierbei die CLI-Version bislang deutlich besser als die GUI. Den in diesem Artikel erwähnten Menüpunkt Open DVD/VCD bietet zwar nur die GUI-Version, jedoch ist die CLI-Version in der Lage, die VOB-Dateien (das für DVD-Video verwendete Dateiformat) einer DVD direkt abzuspielen (die in diesem Artikel beschriebene Softwarekonfiguration vorausgesetzt).

Die Beschreibung aller Eigenschaften beider Programmpakete würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, aber um Ihnen noch ein wenig den Mund wässrig zu machen, wollte ich Ihnen anhand des 'Skins'-Features der GUI-Version noch zeigen, daß sich die Programmierer nicht nur um die inneren, sondern auch um die äußeren Werte dieses Programms ihre Gedanken gemacht haben, denn so könnte WarpVision beispielsweise auch noch aussehen:

Bluesteel

Abb.2: Bluesteel-Skin

Chrome

Abb.3: Chrome-Skin

ecs

Abb.4: eCS-Skin

Skins kann man natürlich auch selbst erstellen. Es existiert leider (noch) keine Anleitung dazu, aber das hat Klaus Staedtler-Przyborski nicht davon abgehalten, eigene Skins zu bauen. Hier sind die mir bislang bekannten Skins aus seiner Feder (man beachte die separaten Schaltflächen zum Abspielen von DVDs und VCDs):

Mininal-Skin von Klaus

Abb.5: Mininal-Skin

Mediaplayer-Skin von Klaus

Abb.6: Mediaplayer-Skin

Nun zu den weniger schönen Dingen.....

Weniger erfreuliches

Trotz aller Freude über das, was das WarpVision-Team da geleistet hat: Es gibt noch viel zu tun!

Von der Bedienungsqualität kommerzieller Windows-Software zum Abspielen von DVDs ist WarpVision noch ein gutes Stück entfernt. Manches, was dort selbstverständlich ist, funktioniert bei WarpVision noch nicht so reibungslos.

So ist es mir beispielsweise nicht gelungen, gewisse Einstellungen während des Abspielens dynamisch zu ändern. Dies betraf beispielsweise die Wahl der Sprachspur oder des Seitenverhältnisses (von 16:9 auf 4:3 und umgekehrt) sowie die Möglichkeit, Untertitel an- und abzuschalten; hierzu mußte WarpVision jeweils durchgestartet bzw. die Wiedergabe von vorne begonnen werden.
Die auf den meisten DVDs vorhandenen Menüs werden nicht dargestellt; WarpVision spielt einfach nur den Track ab, den man, bevor man die DVD öffnet, in den Einstellungen festlegen kann. Zudem wurde das per rechtem Mausklick im Darstellungsfenster aufrufbare Menü nicht immer korrekt dargestellt, und seine Funktionen zur Spracheneinstellung bei Audiowiedergabe und Untertiteln boten keine Sprachen zur Auswahl an.

Die Navigation innerhalb eines Films ist auch noch verbesserungsbedürftig. Hier vermisse ich die Möglichkeit, Bildweise vor- oder rückwärts 'blättern' zu können - bei der Spieldauer einer DVD sind mir der Schiebebalken und die Schaltflächen für 'schnellen Vorlauf' nicht genau genug. Auch bietet WarpVision noch keine Funktion, um direkt zu den auf den meisten DVDs vorhandenen 'Kapiteln' zu springen. Eine Kapitelauswahl ist zwar möglich, kann aber momentan nur in den Einstellungen erfolgen, bevor die DVD abgespielt wird, und dann wird auch nur das angegebene Kapitel abgespielt.

Einige dieser Probleme wurden dem WarpVision-Team bereits gemeldet bzw. sie tauchen in der Todo-Liste, die in der WarpVision-Archivdatei mitgeliefert wird, bereits auf. Wenn es Sie interessiert, wie der Stand der Dinge gerade ist, dann empfehle ich einen Blick in das WarpVision-Forum, welches Sie von der WarpVision-Homepage aus erreichen können.

Trotz aller Unzulänglichkeiten, die man bei WarpVision derzeit noch feststellen muß, ist es ein Anfang, zumal der Vergleich eines (noch) Freeware-Produktes, welches von engagierten OS/2-Programmierern in deren Freizeit entwickelt wurde, mit einem kommerziellen Produkt nicht fair ist (vor allem, wenn man bedenkt, daß WarpVision das kommerzielle Produkt, das ich einsetze, in den Bereichen Kompatibilität und Darstellungsqualität üblicherweise hinter sich läßt).

Fazit

Insgesamt halte ich WarpVision für einen der großen Lichtblicke, der der OS/2-Gemeinde in letzter Zeit beschert war. Deshalb möchte ich Ihnen an dieser Stelle nahelegen, das WarpVision-Team mit einer kleinen Spende zu unterstützen. Dazu können Sie einfach auf den folgenden Link zu BMT Micro klicken. (Deutsche Anwender haben zudem die Möglichkeit, das in der WarpVision-Dokumentation aufgeführte Konto bei der Deutschen Bank zu verwenden.) Immerhin: während dieser Artikel entstand, erschienen innerhalb kürzester Zeit mindestens 4 neue GUI-Versionen und eine CLI-Version mit jeweils entscheidenden Verbesserungen und etlichen Programmkorrekturen - das beweist, wie ernst es das Programmier-Team mit seinem Produkt meint. Außerdem: wer gespendet hat, der fragt mit viel besserem Gewissen nach weiteren Verbesserungen oder Fehlerkorrekturen. ;-)
Nach erfolgter Spende erhält man eine Art Registrierungsdatei, die offenbar jedoch nur zur Bestätigung dient; WarpVision hat jedenfalls keinerlei Änderung gezeigt, nachdem ich diese Datei in sein Programmverzeichnis kopiert habe.

Die neueste GUI-Version ist übrigens sogar in der Lage, VCDs und SVCDs abzuspielen. Das ist schon ein kleines Wunder, denn die mit Warp gelieferten Treiber waren bislang nicht in der Lage, diese Mixed-Mode-CDs korrekt zu verarbeiten (weshalb ich mir Tonigy zugelegt hatte). Wie das WarpVision-Team das geschafft hat, ist mir rätselhaft, es beweist aber, daß dort fähige Programmierer am Werk sind.

Zu guter Letzt die Anleitung noch einmal in aller Kürze, des besseren Überblickes wegen:

Happy WARPing!

Daten und Quellen:
WarpVision
Preis: Donationware

WarpVision: http://os2.kiev.ua/en/wv.php
WarpOverlay: http://os2.kiev.ua/en/overlay.php
Scitech Display Doctor (IBM Software Choice): http://www7.software.ibm.com/2bcprod.nsf/186d96ebef23e6438625689c007ac1ef/7978bef08284174e87256a23006fc1a3?OpenDocument#swc
Scitech SNAP: http://www.scitechsoft.com/ftp/snap/os2/snap-os2-2.0.0.exe
eComStation: http://www.ecomstation.com
danis506.add: http://hobbes.nmsu.edu/cgi-bin/h-search?key=danis506
daniatapi.flt: http://hobbes.nmsu.edu/cgi-bin/h-search?key=daniatapi
dvdcss: ftp://ftp.os2.spb.ru/pub/mmedia/contrib/dvdcss.1.2.4.zip


Philhard Ackermann wohnt in der Nähe von Frankfurt am Main in Deutschland. Er ist als Systemtechniker für IBM-Mainframesysteme bei einem großen Transport- und Dienstleistungsunternehmen beschäftigt. Er nutzt OS/2 (auch beruflich) seit Version 1.3 (z.Zt. eCS 1.01).

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