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April 2001
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Von: Klaus
Staedtler von Przyborski © April 2001
Audio-Data CD-Creator 0.46, Cdrecord/2 1.10a15: http://www.geocities.com/SiliconValley/Sector/5785/index.html |
Dieser Tage hatte ich ein etwas merkwürdiges Erlebnis. In einem
Gebrauchtwarenladen - in welchem ich sehr günstig ein Braun Funkuhrweckerradio
(Millennium Edition, fand wohl nicht so viele Käufer wie eine andere
ME, aber im Gegensatz zu dieser anderen ME, welche ich derzeit von allen
Rechnern meiner Kunden infolge seiner Fehlerhaftigkeit entferne, gibt's
bei dem Kauf keine Reue) erwarb - fand ich im Hinterzimmer mehrere Stapel
von Computern. Bei genauerer Betrachtung stellte ich fest, daß dies
Server von Compaq, HP, IBM und Siemens waren. Es war ein trauriger Anblick,
diese einstigen Paradepferde unachtsam und verdreckt aufeinandergestapelt
daniederliegen zu sehen. Zwei IBM PC-Server 320 waren geöffnet und
gesäubert, so daß sie in ihrer Pracht wie neu erstrahlten. Mylex
SCSI-Raid Steckkarten mit einem eigenen Intel i960 Prozessor im EISA-Bus
strahlten einem entgegen, Dual-Prozessor-Boards, ECC-Ram, sprich alles
was gut und teuer ist (bzw. war). Als ich mich erkundigte, was denn die
Rechner kosten würden, erhielt ich zur Antwort: 500 - 900 ATS (also
zwischen 75,- und 130,- DM) je nach Typ, ungeprüft, ohne Garantie,
so wie sie dastehen. Ich war zuerst sprachlos - sicher die Rechner sind
veraltet, hatten "nur" zwei Ultra-SCSI Festplatten mit zusammen 4 Gbyte,
Pentium bzw. Pentium PRO-Prozessoren und 32 MB Ram eingebaut, aber dennoch,
ich konnte nicht glauben, daß der Wertverfall in so kurzer Zeit so
hoch ist.
Immerhin konnte ich vier IBM PC-320 Server (u.a. wegen der zusätzlichen
PCI Steckplatze und dem sicheren Wissen, daß sie mit OS/2 funktionieren)
einer neuen Aufgabe zuführen. Zwei davon werden zukünftig als
Backup-Server für unter Linux betriebene Systeme ihr Gnadenbrot erhalten.
Gekauft wurden sicherheitshalber vier Server, damit zwei funktionierende
dabei herauskommen. Und wenn's gut geht, haben diese dann je 64MB Ram und
zwei Pentium 133 Prozessoren.
Ich erzähle diese Geschichte auch deshalb, weil ich gezwungen war, meine Hauptplatine (Asus PB3F) infolge eines Defektes auzutauschen. Zumindest auf die Schnelle war keine Slot1-bestückte aufzuzutreiben, weshalb ich (nach erst einem Jahr Betrieb) auch gleich noch einen neuen Prozessor mit dazu kaufen mußte. Naja und die Speicherpreise haben mich dann dazu veranlaßt, auf 256MB aufzurüsten (Linux mit KDE 2.0 läuft jetzt wenigstens anständig).
Aber auch der Software ergeht es nicht besser als der Hardware: jedes Jahr ein neues Betriebssystem, nach Windows 2000 kommt 2001 - Entschuldigung XP - nach Corel Draw 9 ein noch fehlerhafteres 10 ...
Nun, softwareseitig ist man nicht gezwungen, diesen Trend mitzumachen, denn Software altert zum Glück nicht und manchmal hat das sogar Vorteile. Eine Freundin war auf Word 4.0 eingeschworen und wollte dieses partout weiterverwenden, auch nachdem sie sich einen neuen Rechner zugelegt hat, da der alte - Baujahr 1987 - jetzt doch auseinanderzufallen drohte. Ich riet ihr OS/2 wegen seiner DOS-Unterstützung zu verwenden, sie könne mich auch jederzeit fragen, wenn etwas nicht funktioniere. Die einzige Frage, die sie bislang stellte war: "Der neue Rechner speichert überhaupt nicht". Ich: "Wieso?". Sie: "Na, wenn ich auf speichern drücke, muß ich gar nicht warten". Nur um Mißverständnisse zu vermeiden: der Rechner speichert.
Aber bevor ich weiter die Vorzüge alter Hardware und Applikationen
preise, nun doch wieder wieder Neuigkeiten.
Nachdem ich mit der SBLive! bzw. genauer den zur Verfügung stehenden Treibern nicht vollkommen zufrieden war, habe ich mich auf die Suche nach einer Alternative begeben und diese auch in Form der Terratec DMX X-Fire 1024 gefunden. Diese trägt einen Crystal Chip und funktioniert daher auch mit den Crystal-Treibern. Als Mixer eignet sich hierfür ebenfalls der in der vorherigen Ausgabe vorgestellte LBMix und dies sogar ohne die Verwendung der Pipe-Lösung.
Am besten stelle ich die beiden Karten einmal gegenüber, denn hardwareseitig nehmen sie sich nichts (diese Aufstellung ist rein subjektiv und kein Test).
SBLive:
+ Wave perfekt
+ Flash/2 funktioniert
+ RTMidi
+ 32Bit KEE-Treiber (für Warp 4.5)
- nicht vollständig IOCrtl 90 entsprechend, weshalb z.B. Mixer
nur via Pipe funktionieren, Anwendungen mit integriertem Mixer gar nicht.
- kein WIN-OS/2 Support
- kein FM-MIDI
Terratec DMX X-Fire 1024
+ 100% IOCrtl 90 konform
+ WIN-OS/2 wird unterstützt
+ FM-MIDI und RTMIDI
+ 2. CD-Eingang funktioniert
- Flash/2 funktioniert nicht
- Häufiges 'Knacksen' beim Beginnen und Beenden von Ereignissen
- Der Einsatz von Pause führt manchmal zum 'Stottern' der Wiedergabe,
insb. bei MP3-Dateien.
Zu den SPDIF-Ein/Ausgängen kann ich mangels passender Hardware leider keine Aussagen treffen.
Zu beiden Karten sind auch gute Nachrichten zu vermelden: Timur Tabi
will die SBLive!-Treiber verbessern und das Flash/2-Team will den Bug mit
den Crystal Treibern beseitigen.
Derzeit bevorzuge ich die Terratec, aber das kann sich je nach Treibersituation
auch wieder verschieben. Sicherheitshalber behalte ich die SBLive! in meinem
Hardwarearchiv.
Als nächstes erschien eine neue Version des Audio/Data-CD-Creator (Version 0.46)und eine neue Version von CDRECORD (Version 1.10a15) von Chris Wohlgemuth. Damit sind jetzt zwei lästige (aber doch eher kosmetische) Bugs verschwunden. CDDA2WAV gibt keinen Trap beim letzten Stück mehr aus, wenn alle Dateien zum Grabben ausgewählt wurden und eine "racing condition" wurde beseitigt, so daß jetzt die Verwendung von CDDB zur Bennung der WAV-Dateien einwandfrei funktioniert. Da CDDB ja jetzt von den Entwicklern für die Benutzung der Datenbank Geld verlangt, sollte man jedoch diese Datenbank nicht mehr verwenden, bzw. sie wird nicht mehr funktionieren, sondern nur noch FREEDB in den Einstellungen auswählen. Zusätzlich lassen sich jetzt bei Audioprojekten zwei CD-Recorder gleichzeitig einsetzen, dies setzt jedoch den Treiber ASPIROUT V 1.1beta4 von Paul Ratcliffe voraus, und ein paar Erweiterungen sind auch noch hinzugekommen. So läßt sich jetzt z.B. der OS/2-eigene Audioeditor per Kontextmenü aufrufen und die Toolbar hat ein freies Drag & Drop-Feld erhalten. Einfach eine Anwendung der Wahl darauf fallen lassen und schon kann man sie direkt aus dem AUDIO/DATA-CD-CREATOR heraus öffnen.
Vor einiger Zeit schon fand ich zufällig eine Linux-Applikation,
NORMALIZE
von Cris Vaill. Mit dieser ist es möglich, den Pegel von Aufnahmen
auf einen gewählten (z.B. den maximalen für CDs) umzurechnen.
Chris Wohlgemuth, der bereits Erfahrungen mit der Portierung von Un*x-Applikationen
auf OS/2 hatte, hat dankenswerterweise die Portierung nach und die Anpassung
an OS/2 übernommen.
So ein Tool wie NORMALIZE braucht man natürlich nicht, wenn man
eine komplette CD 1:1 kopiert. Aber wenn man eine CD zusammenstellt, welche
aus verschiedenen Quellen stammt, dann ist NORMALIZE eine ungeheuere Erleichterung,
wenn man nicht permanent den Wiedergabepegel bei jedem neuen Stück
justieren will. Dennoch sollte es mit Bedacht eingesetzt werden, denn weder
werden neue Bits generiert noch verbessert die Umrechnung die Qualität,
das Gegenteil ist eher der Fall.
Die zuerst portierte Version 0.42 funktionierte zwar, aber mit den
Standardwerten gab es dann doch zuviele "Clippings". Der Nachfolger 0.51
brachte dann die Option --peak, die
ein Clipping vermeidet, hatte aber noch Bugs. Erst 0.52 schien uns gut
genug, um sie unter OS/2 freizugeben.
Nach meinen Tests erscheinen mir folgende Optionen sinnvoll:
normalize --peak *.wav setzt den
maximalen Pegel.
normalize --amplitude=0,18 *.wav
setzt einen Pegel, der durchschnittlich -2dB unter dem max. Pegel liegt.
normalize - m *.wav bildet den
Durchschnittspegel aller zu bearbeitenden Dateien.
Da NORMALIZE eine "intelligente" Anwendung ist und das Separierungszeichen aus den Systemeinstellungen nimmt, muß man abweichend vom README auch das in den Systemeinstellungen eingetragene Separierungszeichen verwenden (z.B. --amplitude=0,18, nicht 0.18). Bei deutschen Systemen ist dies üblicherweise das Komma.
So, und zum Schluß die Sahnestückchen.
Paul Ratcliffe hat drei Applikationen entwickelt, welche ich schon lange vermißt habe. Zwei davon sind VIO Anwendungen, DPLAY und DRECORD.
Abb.1: DPLAY.EXE, Anzeige der Hilfe
DPLAY ist ein DART- basierter Digital Audio-Player mit einigen Optionen. Auf den ersten Blick nicht besonders aufregend. Aber geben Sie ihm doch mal eine als Image vorliegende Audio-CD als Datei. Welcher andere Player kommt schon mit einer z.B. 640MB großen Datei zurecht?
Abb.2: DRECORD, Anzeige der Hilfe
DRECORD, ebenfalls Dart basiert, ist ein Digital Audio Recorder mit VU-Meter etc.
Das beste - in meinen Augen - ist jedoch DTAPE, eine PM-Anwendung, die beide VIO-Programme integriert.
Abb.3: DTAPE, Bedienungselemente
DTAPE sollte mit allen Soundkarten funktionieren. Ich selbst habe die
SBLive, die Terratec DMX X-Fire 1024 und die SB AWE64 getestet. Mit allen
dreien funktioniert DTAPE fehlerfrei.
Die Vorteile von DTAPE gegenüber dem mit MMOS/2 gelieferten Recorder
fallen einem schon bei der Betrachtung der Applikation ins Auge: DTAPE
hat eine Aussteuerungsanzeige - komfortablerweise umschaltbar vom Peak
Level Meter zum VU-Meter - was gab es in den siebziger Jahren mit analoger
Technik noch für Diskussionen, welche besser geignet sei - und DTAPE
zeigt sowohl die Zeit als auch den Speicherplatz an.
Sie vermissen einen Aussteuerungsregler? Nun hätte Paul Ratcliffe
diesen implementiert, so wäre er in "Teufels Küche" gekommen.
Dr. Pollack, der ebenfalls einen Recorder Namens MIXER entwickelt hat,
kann ein ein Lied davon singen. Jede Soundkarte/Treiberversion hat eine
andere Implementierung des Mixer-APIs, so daß es zum reinen Glücksspiel
wird, ob es überhaupt funktioniert. Insofern ist das Fehlen des Reglers
in DTAPE eine weise Beschränkung, denn existiert ein funktionierender
Mixer für die Soundkarte, dann funktioniert die Pegelregelung auch
mit DTAPE. Ein pikantes Detail am Rande: Dr. Pollack hat mir genauestens
vorgerechnet, wie eine vernünftige Aussteuerungsanzeige auszusehen
hat (ich erspare Ihnen jetzt mal die technischen Details) und dabei bemerkt,
daß dies unter Windows bzw. Linux nur mit den schnellsten derzeit
erhältlichen Prozessoren machbar sei, unter OS/2 reiche hingegen bereits
ein 486er. Ich habe keinerlei Grund, an seinen Ausführungen zu zweifeln.
Noch Wünsche? Ich schon, meine ersten hat Paul Ratcliffe dankenswerterweise
bereits in DTAPE eingebaut. Wenn dann eines Tages noch ein Record Next
Button kommt, der den gerade aufgenommenen Track beendet und dann mit der
Aufnahme von Track n+1 beginnt, oder wenn gar eine automatische Trackgenerierung
mittels Erkennung der Pausen zwischen einzelnen Liedern eingebaut wird,
dann sind alle meine diesbezüglichen Wünsche erfüllt. Paul
Ratcliffe hat sogar zugesagt, daß er versuchen wird diese zu implementieren.
Selbstredend kann er weder eine Garantie für das Gelingen abgeben
noch angeben, wann dies fertig sein wird. Aber was soll's, auch so ist
DTAPE ein weiterer wichtiger Baustein zu einer vollständigen OS/2
Audio Aufnahmelösung. Herzlichen Dank, Paul.
Ein guter Anfang (Soundkarten, LBMIX, DTAPE) und ein gutes Ende (AUDIO/DATA-CD-CREATOR, CDRECORD, NORMALIZE in Verbindung mit einem CD-Brenner) für eine komplette OS/2-Lösung ist auf jeden Fall gemacht. Eigentlich fehlt jetzt "nur noch" ein Wave-Editor, mit dem man evtl. fehlerhafte Aufnahmen bearbeiten kann (z.B. löschen von Knackgeräuschen, entrauschen, am besten natürlich automatisch) und alles wäre perfekt.
Anmerkung: Zum Zeitpunkt des Verfassens der Kolumne lag mir DTAPE
V1.0beta6 als inoffizielles Testrelease vor. Von daher kann ich Ihnen bedauerlicherweise
keine Möglichkeit zum Download angeben. Sie sollten also die Augen
offenhalten, denn sobald ein offizielles Release vorliegt, werden sie auf
einem der "üeblichen Wege" (z.B. os2.org, os2bbs, hobbes, comp.os.os2.announce)
davon erfahren.
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