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Juli 2001

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eComStation v1.00: Ein erster Eindruck

Von Isaac Leung ©Juni 2001, Übersetzung: Ph. Ackermann

Was ist eComStation?

eComStation (eCS) ist das neueste Produkt von Serenity Systems, eCS ist ein Betriebssystem auf der Grundlage der von IBM lizensierten OS/2-Technologie. Anwender, die über OS/2 Warp 4 hinausgehen möchten, haben 3 Alternativen: Sicherlich: Wenn sie mit Warp 4 momentan zufrieden sind und es Ihnen alles bietet, was Sie benötigen, dann können Sie alles so lassen, wie es ist. Einige Anwender sind selbst heutzutage noch froh, mit Warp 3 Connect arbeiten zu können. Für diejenigen unter Ihnen, die festgestellt haben, daß ihnen das nicht ausreicht, ist IBMs Convenience Pack bereits verfügbar und wurde auch in Artikeln beschrieben. Nun aber ist eCS einsatzbereit, also werden wir uns mal ansehen, was eCS bietet und ob es was für Sie ist.

Wo man eComStation erwerben kann

Nun, Serenity Systems verkauft eCS eigentlich nicht direkt. Sie gehört ihnen, sie produzieren sie, aber nach allem, was ich mitbekommen habe, ist es ihnen wesentlich lieber, sie an Weiterverkäufer zu liefern, die sich dann ihrerseits mit den Endanwendern auseinandersetzen. Mir sind 3 Händler bekannt, die eCS anbieten: Jacaranda Business Systems in Kanada, Indelible Blue (jetzt Prism Data Works) in den USA und Mensys in Europa.

Sie erhalten in jedem Fall exakt dasselbe System, egal von wem Sie es erwerben. Die Serviceangebote sowie jegliche Extras jedoch werden von jedem Händler nach eigenem Gutdünken angeboten. Zur Zeit gibt es da wohl nicht allzu viele Unterschiede, aber wer weiß, was sich die Händler künftig noch ausdenken werden.

Ich habe meine eCS bei Jacaranda Business Systems (JBS) gekauft. Wie bei den anderen Händlern hat man dabei verschiedene Auswahlmöglichkeiten: die Aufrüstung von Warp 4, eine neue Lizenz, SMP- (für Mehr-CPU-Systeme) Aufrüstung sowie eine zweijährige Serviceerweiterung. Ich erwarb lediglich das Update zu Warp 4, welches mich $209CDN kostete. Für SMP-Interessenten (ich warte noch auf das Auftauchen der ersten Dual-Athlons) beläuft sich der Preis auf $374CDN für das SMP-Paket. Nicht billig, aber deutlich günstiger als Warp Server für e-Business (WSeB). Es scheint so, als sei die Preisdifferenz zwischen eCS und eCS-SMP identisch mit dem Kaufpreis der SMP-Aufrüstung für eCS, daher entschied ich, mich zurückzuhalten, bis ich solche Hardware wirklich habe.

Was ist drin im Paket?

Paket? Welches Paket denn? Nun, wie bereits geschildert dürfte jeder Händler Ihnen eCS in einer ihm eigenen Verpackung verkaufen. Bei JBS erhielt ich eine Vorabversion, die in ein gutes CD-Ringbuch mit farbiger Hülle samt JBS- und eCS-Logos verpackt war (ich meine eines in professioneller Qualität, nichts von der Sorte, für die ich mich bei einem Geschäftspartner schämen müßte), dazu einige gedruckte Anweisungen. Ich finde zwar, daß die mal einen neuen Farbdrucker gebrauchen könnten, andererseits aber erschien es in sehr professioneller Aufmachung. Ich würde sagen, eher "Industriequalität" als "Endanwenderausführung".

Nun, das war die Vorabversion. Von der (GA-)Version v1.00 würde ich mindestens dasselbe erwarten. Weil ich sie von JBS bislang noch nicht bekommen habe, kann ich noch nichts dazu sagen. Was ich aber bekommen konnte, war eine Demoversion der letzten Vorabversion v1.00, die mir jemand zugeschickt hat (sie sollte mit der endgültigen Version übereinstimmen, läuft aber nach 180 Tagen ab).

Die Vorabversion beinhaltete lediglich 2 CDs. Seit damals war Serenity offenbar ziemlich damit beschäftigt, weitere "Bonbons" mit hineinzustopfen, denn die Version v1.00 umfaßt 3 CDs.

Toll! Ich fragte mich, was da wohl alles drinstecken würde! Ich hatte ein paar Hinweise aus dem Internet bezüglich der Beigaben, aber offenbar gab es einige wesentliche Zugaben und Veränderungen zur GA-Version, und Serenity hatte darüber kaum etwas verlauten lassen. Nun gut, genug des Vorspiels - hier die Aufstellung dessen, was ich für meine $209 bekommen habe: Puh! Da ist noch einiges mehr, also nehmen Sie es mir bitte nicht übel, falls ich Ihre Lieblingsanwendungen vergessen haben sollte. In der Zeit der Erstellung der GA-Version hat Serenity (zusätzlich zu den eigenen Aktivitäten) Anregungen zur Aufnahme zusätzlicher Software angenommen. Der "Anregende" mußte lediglich die Fundstellen aller benötigten Dateien sowie die erforderlichen Einträge in der CONFIG.SYS angeben und ein kurzes Skript schreiben. Deshalb sind es so viele!

Das Testsystem

Nun gut, genug ausgeholt! Wo habe ich eCS aufgespielt? Auf meinem Lieblingstestrechner! Dieser Versuchsstand hat Windows NT 4.0 (SP6) und OS/2 installiert, alles verwaltet von OS/2s Boot Manager. Die OS/2-Partition ist wegen ihres Charakters als Testsystem ziemlich verstrubbelt. Ins Leben gerufen als OS/2 Warp 4-System erhielt sie irgendwann ein Update mit FP14 und später MCP. Beta-Software wurde installiert und unvollständig wieder entfernt, also insgesamt ziemlich mißbraucht! Nicht gerade eine ideale Testumgebung, aber wir werden sehen, wie sie sich verhält..

Installation

Die Lieferung war recht kurzfristig erfolgt, deshalb war keine gedruckte Dokumentation dabei. Natürlich wird jeder Systemexperte, der etwas auf sich hält, erst einmal alle README-Dateien überspringen, die bootbare CD einlegen und den Rechner durchstarten. (Zu meiner Entschuldigung: ich emuliere einen typischen Anwender ;). Tja, es lief nicht. Ich überprüfte meine BIOS-Einstellungen. Alles richtig, die Bootreihenfolge war erst Diskette, dann CD, dann Festplatte. Ich versuchte es nochmal. Immer noch schlechte Karten. Glücklicherweise hat der HP eine Option im "Boot Menu", mit der man die Starteinheit beim Hochfahren manuell angeben kann. Ich versuchte es damit. Puh! Es klappt! Schreiben wir das eben dem leicht fehlerhaften HP-BIOS zu. (Falls Sie kein bootfähiges CD-ROM besitzen, dann müssen sie anhand der mitgegebenen Anweisungen einen Satz Bootdisketten erstellen).

Von CD-ROM ein bis zwei Sekunden gebootet, und ich erhielt einen leeren Bildschirm mit einem sehr einfachen Menü oben links:

  1. eCS Maintenance/Installation boot (Default)
  2. eCS Maintenance/Installation boot (Advanced)
  3. Default hard disk boot (10sec)
Nun gut, da habe ich gleich ein paar Ideen für Verbesserungen an diesem Punkt, denn das ist wirklich alles, was auf dem Bildschirm erscheint. Für mich ist es fast offensichtlich, was zu tun ist: drücke eine Taste zur Auswahl einer Option. Aber wenn wir von einem Computeranfänger ausgehen? Was nun? Ist das wirklich ein Menü? Oder zeigt es Ihnen vielleicht die Reihenfolge der Schritte, die als nächstes ablaufen? Ich schätze, hier sollte man unbedingt eine Zeile hinzufügen, die ungefähr folgendes aussagt: "Zur Auswahl drücken Sie [1,2 oder 3]. Wenn Sie innerhalb von 10 Sekunden keine Taste drücken, wird das System von der Festplatte geladen". Was mich zum zweiten Punkt bringt: 10 Sekunden sind für einen neuen Anwender nicht genug, um die Auswahlpunkte zu lesen und sich zu entscheiden, was er an dieser Stelle zu tun hat.

Wenn Sie die Installation für Fortgeschrittene (Advanced) auswählen, wird ein erster Einrichtungsbildschirm geladen. Das ganze passiert recht schnell, in lediglich ein paar Sekunden. Für einen Computerneuling wirkt dies ziemlich einschüchternd - es sieht wie das BIOS-Setup aus. Wohlgemerkt: für jemanden, der als erfahrener Anwender spricht, habe ich wenig Grund zum Meckern. Da findet man Auswahlmöglichkeiten für so ziemlich alles, von Farbtiefe und Grafikauflösung bis zu SCSI-Bootlaufwerken und magnetooptischen Datenträgern usw., deshalb denke ich, daß hier erfahrene Anwender ziemlich glücklich sein dürften. Für Computerneulinge andererseits könnte das alles ein wenig besser angeordnet sein (ich schätze, daß ich besser eine Sammlung meiner Ideen verfassen sollte, statt mich zu beschweren). Auf der anderen Seite hätte ein Neuling das System wohl besser mit der Option Default gestartet....

Wenn man nach diesem Einrichtungsbildschirm fortfährt, dann wird der Rechner bis zur eCS-Arbeitsoberfläche hochgefahren. Hätte man die Standardinstallation (Default) ausgewählt, dann wäre der Einrichtungsbildschirm für Fortgeschrittene übersprungen und direkt bis zur Arbeitsoberfläche gebootet worden. Meine Empfehlung, selbst für fortgeschrittene Anwender. Falls Sie nicht wirklich extrem exotische Hardware verwenden, dann wählen Sie die Standardinstallation. Sie funktioniert prima.

Erfahrenen OS/2-Anwendern wird der Bootvorgang bekannt vorkommen. Er ist fast gleich geblieben, lediglich der Warp 4-Begrüßungsbildschirm ist durch ein gut gestyltes eCS-Logo ersetzt worden. Am unteren Rand werden die Treiber, die geladen werden, angezeigt, genau wie bei OS/2, wenn man während des Hochfahrens <ALT-F2> gedrückt hat. Für neue Anwender sind die OS/2-Gene bis zu diesem Zeitpunkt nicht zu erkennen. Für meine Begriffe ging der Systemstart vom Beginn bis zum Erscheinen des grafischen Installationsprogrammes ziemlich schnell, jedenfalls kam ich schneller bis zur Arbeitsoberfläche als bei Warp 4.

Die Arbeitsoberfläche der eCS-Installation

Und nun, sogar noch bevor man die eigentliche Installation überhaupt angestoßen hat, erhält man einen Vorgeschmack auf die neue eCS-Arbeitsoberfläche. Selbst in dieser Phase ist immer noch kein offensichtlicher Hinweis zu erkennen, daß OS/2 unter der Haube steckt, es sei denn, man wäre bereits OS/2-Anwender. Und übrigens: sie ist hübsch geworden. Wirklich hübsch. Wenn Sie sie zuvor noch nie gesehen haben, dann kann ich Ihnen fast garantieren, daß Sie begeistert sein werden. Sie bringt sogar einen kurzen Videoclip des eCS-Logos auf den Schirm, während sie mit der Initialisierung ihrer Skripte oder sonstwie beschäftigt ist (man beachte: der Videoclip schien bei der Default-Installation zu fehlen, bei der Advanced-Installation wurde er jedoch angezeigt. Ich bin mir nicht sicher, ob das als Programmfehler betrachten werden kann oder nicht).

Lassen Sie mich an dieser Stelle eine kurze Pause einlegen, nicht etwa um zu prahlen, sondern um Ihnen den Arbeitsaufwand vor Augen zu führen, der von Serenity in diesen ersten Installationseindruck investiert wurde. Ich habe im Laufe der Zeit so ziemlich jedes Microsoft-Betriebssystem installiert (von DOS 3.3 bis hin zu Windows 2000), ich habe mich mit MacOS bis hin zu 9.1, mit OS/2 ab 1.3EE bis hin zu MCP, mit RedHat Linux und sogar BeOS R5 und QNX befaßt. Diese frühe Installationsphase ist die wahrscheinlich einfachste, geschickteste und ansprechendste, die ich jemals gesehen habe. (Und viel, viel schneller als bei WinNT oder Win2000.) Lediglich Mac OS X könnte hier vergleichbares für sein Geld bieten. So ziemlich alle Symbole wurden überarbeitet. Die Fenstertitelzeile wird mit einem sehr schönen Farbverlauf dargestellt und die Schaltfläche zum Schließen von Fenstern wurde, wie alle anderen Auswahl- und Schaltflächen, überarbeitet. Das einizige echte Manko ist das fehlende Antialiasing der Zeichensätze - zu schade.

Das Installationsfenster bedeckt fast die gesamte Arbeitsoberfläche und ist sehr ansprechend aufgebaut, mit etlichen Einträgen auf der linken Seite wie 'Willkommen', 'CD-Inhalt', 'Installationsplanung', 'Installationsvorgang', 'Datenträgerverwaltung' und 'eComStation installieren'. Die jeweiligen Informationen werden in einem großen Fensterbereich auf der rechten Seite angezeigt. Das WarpCenter (oder nun vielmehr das eCSCenter) ist standardmäßig am unteren Bildschirmrand angeordnet. Sofern man mit OS/2 nicht sehr vertraut ist, wird man dies nicht als OS/2 erkennen. Es gibt keine offensichtlichen Hinweise. Meinem ersten Eindruck zufolge ist es sehr attraktiv! Serenity und ihre Mannschaft haben hier wirklich ihre Hausaufgaben gemacht. Wenn ich den ersten Eindruck in die Wagschale werfen möchte, dann würde ich bereits jetzt nur die besten Noten vergeben. Sie glauben mir nicht? Werfen Sie einen Blick auf die Abbildung.

eCS Installation

Der linke Fensterbereich des Installationsfensters kann mehr als nur bunte Bilder anzeigen. Ein Klick auf jede Auswahl kann nützliche Informationen bzw. Schaltflächen zum Aufruf weiterer Programme hervorrufen. Im untenstehenden Beispiel bewirkt ein Klick auf die Schaltfläche "Planning Guide", daß Acrobat Reader gestartet und der WSeB Planning Guide im PDF-Format angezeigt wird. Seien Sie mal ehrlich, würden Sie jemals ahnen, daß OS/2 hier unter der Haube steckt, wenn hier nicht der Warp Sans-Zeichensatz verwendet würde?

eCS Installationshilfe

Da ich es ein wenig eilig hatte (und immer noch versuchte, den typischen Anwender zu emulieren), ließ ich das Studium aller mitgelieferten Installationsanweisungen aus und klickte auf die letzte Auswahlmöglichkeit, "Install eComStation". Meine Ungeduld wurde mit einem weiteren neuen Fenster belohnt:
eCS Auswahl der Hauptkomponenten

Um auf der sicheren Seite zu sein, würden Sie hier womöglich "Classic VGA" als Grafikmodus auswählen. Aber ich bin schon etwas herumgekommen und habe einiges hinter mir. Habe sogar mal IBMs GENGRADD-Treiber getestet, könnte also genausogut die SciTech-Treiber ausprobieren und herausfinden, wie gut die laufen. Eine Sache ist festzuhalten: seien Sie gewarnt, die SMP-Installation nicht auszuwählen, solange sie die dazugehörige Hardware noch nicht haben. Installieren sie SMP keinesfalls "vorsichtshalber"!

Als nächstes kommt die Auswahl des Installationslaufwerks. Nun, da habe ich es einfach. Ich habe MCP bereits integriert, aktiviert und meine Laufwerke konvertiert. Anwender, die ein weiteres Betriebssystem verwenden und ihre Platte für die zusätzliche Installation von eCS nicht vorher partitioniert haben, dürften auf einige Stolpersteine stoßen. (Glücklicherweise plant Serenity Demo-CDs, die ein vollständiges und von CD bootbares Betriebssystem enthalten, so daß man einen Eindruck von eCS gewinnen kann, ohne die Festplatte verändern zu müssen. Diese CDs sollten in kürze verfügbar sein.)
eCS Laufwerksauswahl

Hat man das Installationslaufwerk ausgewählt, dann kann man sich entscheiden, alle darauf befindlichen Dateien beizubehalten (falls dies im speziellen Fall möglich ist) bzw. eine ausführliche oder eine schnelle Formatierung vorzunehmen. Ich versuchte zunächst, alle Dateien beizubehalten, um zu sehen, ob das funktionieren würde. Anschließend führte ich eine Schnellformatierung durch, um mein System endlich von altem "Schrott" zu befreien. Bei einer Installation über ein vorhandenes OS/2 hat man zusätzlich die Wahl, ob man alle älteren Dateien durch neuere ersetzen möchte, keine Dateien ersetzt werden sollen oder vor dem Überschreiben einer jeden älteren Datei vorher nachgefragt werden soll.

Nach einer Reihe weiterer Schritte beginnt schließlich die Installation. Auch hier gute Arbeit! Der ungefähre Installationsfortschritt in Prozent wird sowohl mittels eines Kuchendiagrammes als auch mit Ziffern als Text dargestellt. Dieser Teil der Installation ist wirklich cool (jedenfalls fand ich das so), weil der Text automatisch um das Kuchendiagramm herum zentriert wird, während es sich verändert, weshalb es so aussieht, als würde er das Diagramm umkreisen. Nun, das müssen Sie einfach selbst gesehen haben.
eCS Installationsvorgang

Wenn das beendet ist, erscheint ein Fenster, in welchem alle Beteiligten gewürdigt werden. Ich glaube, daß das eine aufgebohrte Version von IBMs originalem AAAAA.EXE ist. Ich weiß diesen Aufwand wohl zu würdigen, aber - meine Güte - ist das häßlich verglichen mit den Fenstern, die vorher angezeigt wurden. Nachdem man hiervon genug hat, wird das Sytsm durchgestartet.

Phase 2 der Installation

Nach dem Systemneustart erhält man ein weiteres Installationsfenster mit einer Liste von Schritten, die jetzt ausgeführt werden müssen:

eCS Phase 2

Recht einfach im Ablauf, weil jede weitere Schaltfläche standardmäßig aktiviert wird, wenn man den davorliegenden Schritt durchlaufen hat. Nun, hier kommt unglücklicherweise die erste Enttäuschung. Gut, ich sollte das nicht so ausdrücken. Dies ist der Punkt, der den Beginn vom Ende all dieser Anpassungen markiert, zumindest in dieser ersten Version von eCS. Die Auswahl Verify video resolution lädt lediglich die "Bildschirmabteilung" des System-Objekts aus der Systemsteuerung. Klickt man auf Install multimedia support device and other system components, so erscheint das übliche OS/2 Warp 4-Fenster mit Installation anpassen. Selbst das Hintergrundbild enthält noch "OS/2". Abgesehen von ästhetischen Betrachtungen ist dies ein gewisses Problem, denn die Einstellungen für Grafik und CD-ROM darf man nicht antasten (außer man hätte ein zweites CD-ROM). Man wird zwar ausdrücklich davor gewarnt, aber ein ungutes Gefühl bleibt. Nach meinem Verständnis ist dies kein Versehen, sondern beruht auf den Schwierigkeiten, OS/2s Installation anpassen-Dialog zu ersetzen. Ich bin mir sicher, daß sie das früher oder später hinbekommen werden.

Die Netzwerkinstallation wird nun ein wenig seltsam, denke ich (wohlgemerkt: sie ist andererseits so viel schneller als die von Warp 4). Zunächst wird TCP/IP eingerichtet, was, falls man in einem LAN hängt, sich zumeist auf einen Mausklick auf die Auswahlfläche use DHCP des Standard-Java TCP/IP 4.3-Konfigurationsnotizbuchs beschränkt. Nach dessen Ende wird erst das System durchgestartet, und dann erst wird mit dem guten alten MPTS der Netzwerkadapter (NIC = Network Interface Card) installiert. Offenbar wird vom neuen Installationsdialog eine NIC-Atrappe eingetragen, damit man zuerst sein Netzwerk konfigurieren kann. Erst im darauffolgenden Schritt ersetzt man diese durch den wirklichen NIC. Zumindest habe ich mir zusammengereimt, daß das so ablaufen könnte. Es hat jedenfalls funktioniert. (Gar nicht schlecht dafür, daß ich die Anleitung nicht gelesen habe, hm?;-). Das MPTS-Konfigurationsfenster wurde zwecks besserer Verständlichkeit recht ordentlich modernisiert.

eCS MPTS

Ende der Installation

Bei diesem Systemneustart ist die Grundinstallation prinzipiell vollständig, und man kann sich mit der Installation von Anwendungen und Hilfsprogrammen sowie der Systemanpassung befassen. Ja, und auch dafür hat Serenity eine geschickt gemachte kleine Prozedur beigefügt.

eCS Final

Man kann diese durchlaufen, um die eCS-Uhr (dies ist keine gewöhnliche Uhr!) einzustellen sowie Aussehen und Arbeitsweise anzupassen. Unglücklicherweise haben diese Start-Schaltflächen bei mir nie irgendwas gestartet. Ja, ich habe sogar einmal testweise die Standardinstallation über die vorhandene OS/2-Installation und ein weiteres mal die Installation für Fortgeschrittene in eine leere, formatierte Partition eingespielt. Immer noch nichts. Die Festplatte schien ein wenig zu tuckern, aber nie ist irgendetwas passiert.

Nun gut, trotz dieser kleinen Unschönheit machte ich weiter. Die übrigen Tabs ermöglichen die Installation zusätzlicher Anwendungen wie SmartSuite, das alte IBM Bonus Pak und so weiter. Einige rufen einfach das übliche OS/2-Installationsprogramm auf, andere nutzen Serenitys WiseMachine zur Installation. Egal wie, alle konnten problemlos installiert werden.

Was gibt's neues?

Offenbar wurden einige kosmetische Veränderungen an den Schaltflächen, Fenstertitelzeilen und Fensterschaltflächen vorgenommen. Die Dialogboxen und Konfigurationsfenster haben etliche Verbesserungen erfahren und selbst der Systemabschluß stellt nun ein neues Fenster mit zwei möglichen Auswahlen (Systemabschluß und Neustart) zur Verfügung. Hinzu kommen ein paar zusätzliche Hilfs- und Dienstprogramme, die vom alten Warp 4 übernommen wurden. Die migelieferten Anwendungen wurden bereits weiter oben aufgezählt. Unter den weiteren Bonbons findet man einen einfachen Rechner...

eCS Calc

...und ebenso die eCS-Uhr. Obwohl sie aus dem Dialog am Ende der Installation heraus nicht gestartet werden konnte, ist sie jederzeit vom Ordner Systemkonfiguration aus erreichbar.

eCS Clock1

Nicht nur, daß sie besser aussieht als zuvor, sie ist auch noch mit etlichen neuen Funktionen bestückt worden.eCS Clock2

Man kann mit ihr automatisch den Wechsel zwischen Sommer- und Winterzeit vollführen bzw. die Systemzeit mit einem Uhrzeit-Server im Internet synchronisieren lassen. Gute Sache!

Weiterhin gibt es noch einen Task Planner zum Einplanen von Erinnerungsfenstern und Systemtätigkeiten in Zusammenarbeit mit dem Task Scheduler (welcher automatisch in den Systemstartordner gelegt wird):eCS Task

Nicht alles in eCS hat etwas mit Arbeit zu tun! Im Systemkonfigurationsordner findet man auch noch Konfigurationsdialoge zur Anpassung des äußeren Erscheinungsbildes von eCS. eCS beinhaltet eine spezielle Version von Alessandro Cantatores Styler/2.eCS Styler

Legen Sie los, probieren Sie es aus! Da gibt es so viele Möglichkeiten. Sogar das Aussehen der Fensterkontrollflächen und Schaltflächen läßt sich mittels sog. "Desktop Themes" verändern. Alternative Fensterformate gibt es zwar noch nicht, aber es ist ein Anfang!eCS Themes

Eine Spezialität von Serenity ist die WiseMachine, ein Hilfsprogramm für Installationen. Irgendwie denke ich ist es ein wenig wie Red Hats RPM-Manager, falls Sie den kennen (obwohl die WiseMachine meiner Einschätzung nach deutlich mächtiger ist, was Sie nicht bemerken werden, wenn Sie sie lediglich auf einem lokalen Rechner einsetzen. Wie ich hörte, muß man sie als Systemadministrator in einem größeren LAN vorgeführt bekommen, um wirklich und nachhaltig beeindruckt zu sein.) Auf einem lokalen Rechner kann man sie zur Installation eines beliebigen verfügbaren Programmpakets verwenden, indem man dieses einfach auswählt und ein Installationsziel angibt. Die WiseMachine kümmert sich um alle Anpassungen der CONFIG.SYS sowie um alles, was sonst noch benötigt wird.eCS WiseMachine

Wie Sie sehen können, ist eine ganze Menge Software in der Datenbank der WiseMachine vertreten. Aber halt, bevor Sie sich zu sehr begeistern: nein, Watcom C und VX-REXX sind in der eCS-Lieferung nicht enthalten. Wenn Sie versuchen, Pakete zu installieren, die nicht existieren, dann wird nichts geschehen.

Mit den Möglichkeiten der WiseMachine lassen sich sogar Odin und Realplayer problemlos installieren. Nicht mehr als Anklicken von Schaltflächen und den Rechner seine Arbeit tun lassen. Ich hätte nie gedacht, daß ich einmal eine Installation des RealPlayer 8 von der Arbeitsoberfläche aus erleben würde!eCS RealPlayer

Dies ist ein beeindruckender Trick, nicht nur, weil Odin es geschafft hat, den Realplayer zum Laufen zu bringen, sondern auch weil Serenity seine Installation so einfach gemacht hat. Sie müssen kein extremer Hacker sein und am Systemprompt herumtippen, damit es klappt.

Gemecker

Nun, es gibt immer Gemecker, nicht? Nichts ist jemals perfekt, aber ich denke, daß ich (bisher) nicht viel habe, über das ich mich beschweren könnte. Es gab da wie bereits geschildert wohl ein paar kleinere Fehler in der Endphase der Installation, aber nichts wirklich schwerwiegendes. Die og. Einrichtungen sind von anderen Stellen des Systems aus zu erreichen. Deutlich problematischer ist das OS/2-Programm zur Anpassung der Installation, welches bislang noch nicht ersetzt wurde. Ich hoffe, daß Serenity in dieser Angelegenheit, die den einzigen wunden Punkt in einer ansonsten sehr geschickt gemachten Installation darstellt, eine Lösungsmöglichkeit findet.

Einige der mit dieser letzten Vorversion "mitgelieferten" Softwarepakete waren in Wirklichkeit gar nicht darin enthalten, was eine kleine Schande ist. Ich schätze, daß alle Welt es vorziehen würde, diese auf der CD zu haben, anstatt sie sich herunterladen zu müssen, aber ich vermute mal, daß Serenity schlicht und einfach die Zeit davongelaufen ist. Die offizielle eComStation-Homepage ist immer noch nicht ganz vollständig, deshalb konnte ich die fehlenden Anwendungen nicht herunterladen. Ich hoffe, daß sie fertig sein wird, sobald die Lizenznehmer das Vollprodukt erhalten.

Zu guter letzt habe ich noch einige persönliche und subjektive Beanstandungen (über die ich sicherlich hinwegkommen werde). Eine davon bezieht sich darauf, daß das Erscheinungsbild des Systems ein wenig wie das von OS/2 gewohnte wirkt, aber leider nicht völlig. Ich schätze, daß ich einfach gewohnt bin, gewisse Sachen an gewissen Stellen zu suchen und "OS/2" auf den Symbolen für die Befehlszeilen vorzufinden (wo jetzt stattdessen "eCS" steht). Das wird mich ein wenig ausbremsen, solange ich mich noch nicht daran gewöhnt habe. Ebenfalls betrifft dies, und ich denke MCP und eCS hier schuldig sprechen zu können, die standardmäßige Positionierung des Warpcenters bzw. eCS-Centers am unteren Bildschirmrand. Großartig für Windows-Emigranten, aber nicht die beste Wahl für eine Benutzeroberfläche. Es sollte am oberen Bildschirmrand vorgegeben werden, so wie es immer war. Genau wie es MacOS hat. Genau da, wo es laut einschlägigen Forschungsergebnissen hingehört. Entschuldigung! Ich grabe hier nach Problemen!

Zusammenfassung

Serenity Systems hat OS/2 von IBM lizenziert, ihm eine grundlegende Überarbeitung verpaßt und einige Bonbons hinzugefügt, um ihr eigenes "Baby", eComStation, zur Welt zu bringen. Oberflächlich betrachtet sieht sie wesentlich hübscher aus, beinhaltet aber immer noch OS/2s mächtige Grundmauern. Das beste daran ist, daß es sich hierbei lediglich um die erste Version handelt! Von hier aus kann es ziemlich bergauf gehen. Ich meine, Umfang und Menge des in eComStation investierten Aufwandes zeigen, daß Serenity Systems es mit der Absicht, eCS zu einem Erfolg zu machen, sehr ernst nimmt. Das Herausgabedatum verschob sich zwar gegenüber den ersten Prognosen ein wenig, aber die Zeit wurde offenbar in weiser Voraussicht dafür genutzt, diese Version sehr stabil zu machen.

Zusätzliche Unterstützung für eComStation kann käuflich erworben werden, aber die meisten Anwender werden mit der kostenlosen Unterstützung durch die eCS Newsgroups oder die eComStation-Homepage auskommen.

Gemessen an den Veränderungen und Verbesserungen, die eCS gegenüber OS/2 erfahren hat, sowie durch die Masse der mitgelieferten Software ist eComStation wohl ihr Geld wert. Falls Ihnen Lotus Smartsuite zusagt, rechfertigt allein das schon den Kauf der eComStation. Darüber hinaus ist eCS die einzige Möglichkeit, Stellar Frontier (ein ziemlich süchtigmachendes Spiel und mögliches Thema für einen separaten Artikel) als Vollversion zu bekommen, falls Sie es nicht erworben haben. Die Qualität dieser ersten Version bewegt sich auf einer sehr hohen Ebene, mindestens ebenso hoch wie die des von IBM angebotenen MCP. Falls Sie sich dazu entschließen, über Ihre momentanen OS/2-Bedürfnisse hinausgehen zu wollen, dann ist eComStation eine sehr gute Alternative.


Quellenverzeichnis
Offizielle eComStation-Homepage: http://www.ecomstation.com

Wo man eComStation erwerben kann:

Jacaranda Business systems: http://www.jbs.ca/
Prism Data Works: http://www.prismdataworks.com/
Mensys: http://www.mensys.nl

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