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August 2005

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Ein paar Fragen und Antworten zur OS/2-Community

Von Mark Dodel © August 2005, Übersetzung: Jürgen Gaida, Christian Hennecke

Nachfolgend finden Sie meine Antworten auf Fragen von Mark Willoughby, dem Autor des Artikels "OS/2 loyalists remain as the operating system fades away." in der Computer World. Mir wurde gesagt, daß der Artikel in der gedruckten Version mit "The Operating System as Cult Classic." betitelt wurde. Es war sehr erhebend zu sehen, daß OS/2, VOICE und Warpstock in einem solch verbreitetem IT Magazin erwähnt wurden. Wenn ich mir jedoch die folgenden Fragen und Antworten anschaue, denke ich, daß die Leute aus dem ursprünglich Geschriebenen mehr hätten herauslesen können, als aus dem im Ergebnis kurzen, bearbeiteten Artikel. Hier also der weitgehend unbearbeitete Text, versandt unter dem 30ten Mai 2005.


Hallo Mark:

Ich bin Mark Dodel. Ich bin der Begründer des VOICE Newsletter, einer monatlich erscheinenden Netz-Zeitung für die OS/2-Anwendervereinigung VOICE. Mehr dazu später. Darüberhinaus bin ich auch Präsident der Warpstock, Inc., daher kann ich Ihnen auch die Fragen zu Warpstock beantworten. Bedenken Sie, daß Sie eine Vielzahl von Fragen über eine ein wenig zerstückelte Gemeinschaft stellen. Ich glaube nicht, daß es eine einzelne Person gibt, die all Ihre Fragen verbindlich beantworten kann und habe Sie daher an solche Personen verwiesen, die Anworten geben können. Mögen Sie auch, wenn Sie all das gelesen haben, was ich zu sagen hatte, bedauern gefragt zu haben, so habe ich doch versucht mich kurz zu fassen. ;-) Da die Herausgeberanschrift für mehrere Leute einschließlich meiner selbst steht, werden Sie wohl auch von den Anderen hören.

Sehr geehrte Herausgeber:
Ich bin
[Mark Willoughby] , ein Autor der Computerworld. Mein Herausgeber hat mich beauftragt, einen Artikel über die Dinge rund um OS/2 zu schreiben. Es scheint, als ob die Seite os2world.com bei weitem mehr OS/2-Aktivitäten aufweist, als irgendetwas im Bereich um IBM.

IBM läßt seit nunmehr zehn Jahren OS/2 auslaufen. Es ist die Art Betriebssystem, die nicht sterben wird, egal wie heftig sie auch versuchen, indem sie es vernachlässigen. Es funktioniert einfach und daher werden diejenigen Leute, die sich darauf verlassen, es hassen, auf etwas anderes umzusteigen.

Ein paar hoffentich nützliche Informationen:

  1. Wieviele OS/2-Anwender gibt es heute, weltweit?

    Keine Ahnung. Als ich das letzte Mal (vor etwa 2 Jahren) etwas aus einer IBM-Quelle erfuhr, ging es um etwa 10 Millionen OS/2-Lizenzen mit aktiver Betreuung. Dies beinhaltete nicht die OEM-Versionen oder Versionen, die so alt waren, daß sich nicht nmehr unterstützt wurden. (Es gibt noch Leute, die OS/2 1.3, 2.1 und Warp 3 einsetzen.) Firmen wie Diebold hatten ihre eigene OEM-Version von OS/2, die sie in Dingen wie den ATM- und POS-Systemen einsetzten. Ich glaube, auch heute werden die meisten ATMs noch mit OS/2 betrieben, wie Gaspumpen und viele andere industrielle Maschinen. Es ist in der Tat recht beängstigend, daran zu denken, dies würde mit soetwas unzuverlässigem wie jeder der Windows-Versionen betrieben, aber die Firmen werden dazu gezwungen. OS/2 war auch in Telefonsystemen weit verbreitet, wie auch in den Telefonschaltanlagen der großen Telefongesellschaften wie MCI. Die weiteste Verbreitung gab es im Bankengeschäft.

  2. Ist die OS/2-Gemeinschaft stagnierend, wächst oder schrumpft sie?

    Fragen Sie dazu am besten bei Bob StJohn von Serenity Systems nach. Seine Firma vermarktet eComStation, welches eine von IBM lizensierte OEM-Version ist.

    Die tatsächliche OS/2-Gemeinschaft im USENET und den meisten anderen Foren wird seit nunmehr 10 Jahren stetig kleiner. Das Problem, dies richtig in Bezug zur tatsächlichen OS/2-Anwenderbasis zu setzen ist, daß viele niemals Teil der Online-Gemeinschaft waren. Die größten Anwender erhielten ihre Unterstützung dirket von IBM und tun dies auch heute noch. Ich war auch für die Moderation der Mailingliste VOICE News verantwortlich, welches eine Quelle für OS/2-bezogene Meldungen für eingeschriebene Interessierte ist. Zur Spitzenzeit (1999-2000) hatten wir fast 900 Abonnenten. Aktuell sind wir bei 750. Also gab es auch da einen Rückgang, aber nicht so stark, wie man angesichts einer seit nunmehr 10 Jahren unter dem Druck der Aufgabe stehenden Plattform erwartet hätte.

  3. Wieviele OS/2-Organisationen gibt es (VOICE, Warpstock usw.)?

    Wir versuchen selber, eine Handhabe oder einen überblick zu bekommen. Viele kleine OS/2-Gruppen sind verschwunden oder haben sich wie die Philadelphia OS/2 User Group in eine vielschichtige Organisation verwandelt, die Alternativen zu Microsoft [Windows] behandeln. Die Southern California OS/2 User Group ist immer noch sehr aktiv, genauso wie die Bay Area und Kitchener-Waterloo OS/2-Gruppen. Die meisten der verbliebenen physischen Gruppen (im Gegensatz zu virtuellen Organisationen wie VOICE) sind in Europa beheimatet, wo OS/2 immer noch eine breite Präsenz hat. Es gibt die aktuelle Liste der bekannten, aktiven Anwendergruppen auf der VOICE-Seite. Aber ich glaube nicht, daß diese auch nur annähernd vollständig ist.

  4. Sind die OS/2 Anwender in speziellen geografischen Regionen konzentriert (wie Osteuropa) oder in bestimmten Marktsegmenten (wie Industrie, Forschung oder Wissenschaft)?

    OS/2 ist immernoch ziemlich stark in Europa, insbesondere in Deutschland, aber ein größerer Teil der Entwicklung findet in Rußland und Osteuropa statt. Wenn ich mir die OS/2-Anwender in Nordamerika ansehe, sind wir tendenziell älter und haben OS/2 in Gebrauch, seit es herauskam. Europäische Anwender/Entwickler sind tendenziell viel jünger und betrachten es scheinbar als eine bessere Alternative zu Microsoft.

    Die Hauptmärkte für OS/2 waren schon immer Banken und richtig große (tatsächlich riesige) Firmenkunden. Gehen Sie mal zu Sears und schauen Sie sich die Kundenservicemonitore in der Abholzone an. Sollten Sie jemals die Chance haben, es starten zu sehen, sehen Sie das es mit OS/2 läuft. Wenn ich E-Mails (richtige Mail als Antwort auf Anfragen von mir selbst, nicht dieses Zeug von Spammern) von Finanzdienstleistern wie Discover oder Fidelity erhalte, schaue ich in die X-Mailer-Zeile im Nachrichtenkopf und in der Vergangenheit war es die OS/2-Version von Netscape oder Mozilla.

  5. Welche Art Anwendungen oder Arbeiten werden für OS/2 entwickelt?

    Im Moment sind dies im wesentlichen Portierungen von Open-Source-Projekten von anderen Plattformen. Sehen Sie nach bei Innotek, den Odin-Entwicklern (ähnlich WINE unter Linux, aber innerhalb der IBM als Open32 enstanden). Sie haben schon Dinge wie OpenOffice, UNIAUD, Macromedia Flash, GCC und anderes portiert. Auf Netlabs.org finden Sie eine Vielzahl von Open-Source-Projekten, die aktiv betreut werden, wie die Weiterentwicklung von Odin, mSQL, FAT32, Firewire, SAMBA und viele andere. Dann ist da noch der größte Beitrag der IBM zur Open-Source-Gemeinschaft, die Unterstützung von Mozilla, insbesondere ihre bezahlte OS/2-Portierung von Mozilla, Firefox, Thunderbird und anderen Mozilla basierenden Anwendungen, obschon in erster Linie auf die IBM-eigene Version zugeschnitten (der IBM Web Browser). Dies wird von einem Team an IBM-Mitarbeitern geleistet.

  6. Wieviele Besucher erwarten Sie zur Warpstock Europa in Dresden? Wann war die letzte Warpstock Europa und wieviele Besucher gab es da? Finden diese Veranstaltungen regelmäßig/jährlich statt und werden diese von os2world.com organisiert und gefördert?

    os2world.com ist eine webbasierte Neuigkeiten- und Foren-Seite für die OS/2-Gemeinschaft. Die Warpstockveranstaltungen werden alle von unabhängigen Gruppen, ohne direkten Kontakt zu os2world.com, organisiert.

    Es gibt mehrere Organisationen, die den Namen verwenden (mit der Erlaubnis der Herkunftsorganisation, Warpstock Inc.). Warpstock, Inc. ist nur für die Veranstaltung in Nordamerika verantwortlich. Die aktuell angekündigten Veranstaltungen umfassen Warpstock 2005 diesen Oktober in Hershey, PA, Warpstock Europe in diesem November in Dresden, und Warpstock Czech Republic im Juli in Liberec, Tschechische Republik. Wir arbeiten alle zusammen und fördern unsere Veranstaltungen gegenseitig.

    Für die Warpstock Europe wird Sie Christian Hennecke, der derzeitige Herausgeber des VOICE Newsletter (der ebenfalls die Herausgeberpost erhält), dazu kontaktieren. Er ist in Deutschland beheimatet und hat mit den Organisatoren der Warpstock Europe zusammengearbeitet. Sie werden villeicht auch mit einem der aktuellen Organistaoren sprechen wollen - Robert Henschel.

  7. Gleiche Fragestellung für die Warpstock in Hershey, Pennsylvania für die US in 2005, und dann die zurückliegenden Veranstaltungen.

    Die Warpstock fand seit 1997 jährlich statt. Wir haben bewußt die Veranstaltung jedes Jahr im Nordamerikanischen Raum an andere Orte getragen, damit die Veranstaltung so gut wie möglich erreicht werden konnte. Die erste Warpstock fand in der Nähe von Los Angeles in Diamond Bar, Kalifornien statt. Die späteren Veranstaltungen waren dann in Chicago, Atlanta, Philadelphia, Toronto, Austin (wo die OS/2-Entwickler der IBM zuhause sind), San Francisco und letztes Jahr in Denver. Jede Veranstaltung ist ein Angebot eines lokalen Veranstaltungsteams, die die lokalen Vereinbarungen treffen und die notwendigen, freiwilligen Arbeiten organisieren, damit alles stattfindet. Die Veranstaltung wird vollständig durch Freiwillige organisiert und durchgeführt. Die IBM-Leute, die da mitarbeiten, tun dies in ihrer Freizeit.

    Interessant und sehr ironisch ist es jedoch, daß trotz der Tatsache, daß Warpstock, Inc. als Non-Profit Organisation gegründet wurde, so aufgestellt ist keinen Gewinn zu machen und keine bezahlten Mitarbeiter hat, die Betriebsprüfung unseren Antrag auf Steuerbefreiung abgelehnt hat, lediglich weil wir ein kommerzielles Produkt bewerben und unterstützen, das von einem der größten kommerziellen Unternehmen dieser Welt stammt. Dies trotz der Tatsache, daß die IBM absolut nichts unternimmt, um unsere Veranstaltung zu fördern oder zu unterstützen und tatsächlich sogar die Leute davon abhält, ihr Produkt zu kaufen und statt dessen auf die [Produkte] der Konkurrenz verweist.

    Die Besucherzahl der Veranstaltungen in Nordamerika ist seit einer Spitzenbeteiligung in 1998 in Chicago, wo wir etwa 400 Besucher hatten, glaube ich, rückläufig. Letztes Jahr war das erste Mal daß wir weniger als 100 Besucher registriert hatten, allerdings hatten wir sehr viel weniger europäische Besucher, und was uns gesagt wurde ist, daß sie sich in den letzten Jahren in den USA immer weniger willkommen gefühlt haben. Also hilft uns die globale Politik auch nicht gerade. Ich nehme an, es ist überwiegend, weil nur wenige neue Dinge vorgestellt werden. Für dieses Jahr planen wir, ein OS/2-Museum einzurichten und ich versuche gerade, alte OS/2-Software und PS/2-Rechner, auf denen diese laufen soll, zu bekommen. Interessanterweise sagte man mir, als ich eine Anwendergruppe für altmodische Computer kontaktierte, daß OS/2 zu neu sei, um als altmodisch zu gelten, aber sie haben mir sehr geholfen. Bislang haben wir noch keine Päsentationen geplant, aber wir erwarten Vorführungen zu Netzwerken (Funknetzwerk war letztes Jahr in Denver sehr gefragt), Präsentationen zu Open-Source-Projekten, Produktdemonstrationen und Programmierung. Die Vorhersage und Ausgabenplanung für dieses Jahr liegt bei 75-100 Besuchern.

  8. Schreibt die OS/2-Gemeinschaft aktiv neue Software für die OS/2-Plattform? Wenn ja, in welchen Bereichen, um welche Probleme zu lösen (siehe auch Frage 5 weiter oben) und warum wird OS/2 als eine gute Plattform angesehen (daß heißt, warum nicht Linux oder Windows)? Gab es jemals einen Angriff auf die OS/2-Plattform oder wurden Viren/Würmer geschrieben, um diese anzugreifen?

    Neue Entwickungen gibt es, ein wenig. Es ist aber recht schwierig für die Entwickler, an Informationen über das hinaus zu bekommen, was in der recht statischen Gemeinschaft des USENET und den anderen OS/2-Foren verfügbar ist. Es gibt fast keine Meldungen zu OS/2 oder seinen Produkten in den allgemeinen Computerveröffentlichungen. Es gibt da ein Plattformübergreifendes Anti-Viren-Produkt namens Norman Virus Control. Wann immer ich Vergleiche von Anti-Viren-Produkten sehe, wird diese nie genannt, obwohl möglicherweise liegt dies daran, daß es auf Europa bezogen ist. Aber auch in der Vergangenheit, wenn ich die Besprechungen von Dingen wie der Lotus Smart Suite gelesen habe, gab es nirgendwo einen Hinweis auf die OS/2-Version.

    Was die Sicherheit angeht, nun es gibt keinen OS/2-Virus da draußen in der Wildnis. Ich setze Norman nur ein, damit die ganzen Win32-Viren erkannt werden, damit ich sie nicht an diejenigen weitergebe, die so unsichere Produkte wie Windows einsetzen. Selbst wenn es OS/2-Viren gäbe, gibt es in OS/2 keine eingeebauten Mechanismen diese automatisch zu verbreiten. Außerdem sind OS/2-Anwender nicht an ein bestimmtes, einzelnes E-Mail/News/Web-Browser-Setup gebunden, weshalb es schwierig wäre, etwas zu schreiben, das auf allen Systemen funktionieren würde.

    Warum Leute immer noch OS/2 einsetzen. Wie ich oben schon ausgeführt habe, weil es einfach noch funktioniert. Es ist so sicher wie Linux und hat eine hohe Abwärtskompatibilität, insbesondere in Bezug auf ältere Systme. Und es hat eine hervorragende Unterstützung für DOS und Windows 3.1 Applikationen, die viele Leute aus verschiedenen Gründen noch einsetzen. Ich weiß, daß dies etwas für diejenigen befremdlich klingen mag, die, wann immer Microsoft ihre neuesten Versionen herausgibt, ihren alten Krempel einfach wegschmeißen, aber ein paar Leute haben gemerkt "Wenn es noch funktioniert, warum soll ich es wegschmeißen?". Mit Odin können wir sogar einige Win32-Applikationen unter OS/2 ausführen lassen.

    OS/2 ist leicht und bei weitem eher intuitiv zu bedienen, als alles, was ich bisher von Microsoft gesehen habe. (Wer kam auf die Idee, den "Start"-Knopf zum Herunterfahren des Systems zu verwenden?)

    Warum kein Linux oder keinen Mac? Irgendwann vielleicht auch bei mir, aber ich finde, beide verhalten sich nicht so, wie ich es möchte. Ich habe einen iMac mit OSX 10.3, und es ist angenehm, auf diese neuen Sachen wie Videoverarbeitung Zugriff zu haben, aber daß ich fast alles von einer Arbeitsoberflächen-Menüzeile bedienen muß, ist eine Einschränkung. Linux habe ich seit Jahren nicht mehr versucht. Es war schlichtweg zuviel Aufwand, es zu installieren. Ich sehe, daß dies mittlerweile nicht mehr der Fall ist, aber dafür ist die Arbeitsoberfläche sehr auf Windows-Anwender zugeschnitten. Es steht auf meiner Versuchsliste, aber ich verspüre keinen Druck, es nun machen zu müssen. OS/2-Anwender schulden ihren Dank den Linux- und den BSD-Gemeinschaften, da es die Portierung der von ihnen entwickelten Open-Source-Projekte ist, die geholfen hat, OS/2 einsetzbar zu halten.

    Fragen Sie aktive oder ehemalige OS/2-Anwender, was ihnen an OS/2 besonders gefallen hat und mit größter Wahrscheinlichkeit wird die Antwort lauten "die Workplace Shell". Es ist eine wahrlich Objekt-orientierte Arbeitsoberflächenumgebung, nicht so eine Behelfslösung wie die Windows-Oberfläche. Es ist wirklich eine Schande, daß die IBM aufgegeben hat, als sie lief, denn sogar heute noch kann sie auch mit dem neusten, größten Aufreißer aus Redmond mithalten. Sie ist auch leicht erweiterbar, sogar ohne Zugriff auf die Quellen. Schauen Sie sich nur an, was man aus einem Produkt wie XWorkplace geworden ist, das eine Vielzahl an Funktionen und Modifikationen für die bestehende Arbeitsoberfläche mitliefert.

  9. Gibt es noch Software- oder Hardware-Hersteller, die OS/2-Produkte ausliefern? Falls ja, könnten Sie uns bitte 2 prominente Beispiele einschließlich Kontaktdetails angeben?

    Kommerzielle, originalverschweißte OS/2-Software ist tot. Dies wurde durch das schlechte Marketing der IBM erreicht (die Firma, die ein weltweites Marktvolumen von 275.000 Einheiten über 5 Jahre für den ursprünglichen IBM PC vorhergesagt hatte). Auch war es nicht hilfreich, daß Microsoft jede Möglichkeit einschließlich Drohungen eingesetzt hat, um kommerzielle Anbieter davon abzuhalten, OS/2-Versionen ihrer Produkte zu entwickeln. Zusätzlich rechnete die IBM exorbitanten Beträge für ihre Entwicklungstools ab (außer man wußte, wie man sie praktisch kostenlos bekommen konnte). Als die IBM ihre Entscheidung fällte, OS/2 den Boden unter den Füßen wegzuziehen, hinterließ dies bei vielen Entwicklern einen schlechten Nachgeschmack, sahen sie ihren Lebensunterhalt vernichtet, obwohl es keinen technischen Grund gab, weshalb ihre Produkte versagen könnten. Diese Entscheidung wurde von den sprichwörtlichen Erbsenzählern bei der IBM gefällt. Daneben gibt es noch eine Menge anderer Gründe, einschließlich der immensen Kapazitäten, die die IBM in das PowerPC Projekt hineinwarf, welches sich am Ende als Produkt ohne Markt herausstellte.

    Es gibt da noch einiges an Shareware, aber die überwiegende Anteile an OS/2-Software sind heute die Portierungen von Open-Source-Projekten, wie oben dargestellt. Ein richtig gutes Beispiel für ein OS/2-Programm mit aktiver Weiterentwicklung ist EmperoarTV von Ruediger Ihle. Andere kommerzielle OS/2-Produkte sind mittlerweile als Freeware freigegeben (wie die Grafikprogramme Embellish und TrueSpectra PhotoGraphics) oder werden als Open Source weitergeführt, wie der vorzügliche USENET-Reader Pronews/2.

  10. Wann ist das neueste IBM OS/2 herausgekommen (Warp 4 in, hm, 1997)?

    Die neueste Version kam letztes Jahr mit eComStation 1.2 von Serenity Systems heraus. Sie basiert auf IBMs MCP2, der neuesten vollständig installierbaren Version von OS/2.

    Etwas neuere Geschichte: Nach Warp 4 kam 1999 Warp Server e-Business heraus (auf Basis von Warp mit LAN Manager). Dann führte IBM 2000 einen Support-Service auf Abonnementbasis namens Software Choice ein (der mittlerweile durch IBMs Passport Advantage Express ersetzt wurde, aber das Konzept ist das gleiche). Hierüber wurden Updates, neue Treiber und Erweiterungen nur für Abonennten zur Verfügung gestellt. Damit OS/2 auch auf moderner Hardware installiert werden konnte (neuer als Warp 4 von 1996), hat IBM über diesen Service ein paar aktualisierte Versionen herausgebracht. Diese wurden MCPs (Merlin Convenience Packages) genannt. Zum Umfang gehörten sämtliche erhältlichen Fehlerkorrekturen sowie neue Features wie der IBM Web Browser, USB-Treiber (für Massenspeicher, Ethernet, Audio, Drucker, Mäuse und Tastaturen), JFS (ein Journaldateisystem), LVM (Logical Volume Manager), bessere Unterstützung für größere Festplatten und UDF-Unterstützung zum direkten Beschreiben von CD-, DVD-RAM- und -RW-Medien. Darüber hinaus hat IBM für die MCPs und sogar für Warp 4 aktualisierte Treiber und Fixpaks herausgebracht, die nur über ihren Abonnement-Service oder für eComStation-Nutzer erhältlich sind.

  11. Was ist eComStation? Handelt es sich um ein Produkt der IBM? Wir es OS/2-Anwendern als Migrationspfad vermarktet?

    eComStation ist eine OEM-lizensierte Version des neuesten OS/2 (4.52) von Serenity Systems. Sie wird aktiv mit Schwerpunkt auf der Verbesserung der Installation (besonders auf neuer Hardware wie etwa [AMDs] Athlon64) und der Unterstützung neuer Technologien wie ACPI, aktualisierter Multimediasysteme und virtuellen Maschinen über das Produkt SVISTA weiterentwickelt. Mit eComStation haben "kleinere" OS/2-Anwender eine Möglichkeit erhalten, Updates und neue Lizenzen für OS/2 einfacher und günstiger zu erwerben, während IBM dies mit den Jahren immer schwieriger und teuer gemacht hat.

    Um einen genaueren Eindruck von eComStation zu erhalten, wenden Sie sich bitte direkt an Bob StJohn.

  12. Hat Lenovo irgendwelches Interesse an einer Unterstützung der OS/2-Community bekundet?

    Keine Ahnung. Ich habe nie Kontakt zu jemandem bei Lenovo gehabt, aber das ist eine wirklich gute Frage. Kennen Sie jemanden bei Lenovo, mit dem ich sprechen könnte? IBM hat stets Unterstützung für einige wenige Modelle der PC- und Thinkpad-Produkte beibehalten, gewöhnlich die höherwertigen wie die Thinkpad-T-Serie. Ich schreibe dies unter eComStation 1.2 auf einem T42p. :-)

Viel Glück mit Ihrem Artikel.

Mark

Daten und Quellen:

VOICE Mailinglists - http://www.os2voice.org/mailinglists.html
SCOUG Home Page - http://www.scoug.com/
VOICE OS/2 User Group Page - http://www.os2voice.org/os2groups.html
Innotek Home Page - http://www.innotek.de/
Netlabs Home Page - http://www.netlabs.org/
Warpzilla (Mozilla for OS/2) Home Page - http://www.mozilla.org/ports/os2/
OS2World.com Home Page - http://www.os2world.com/
Warpstock Home Page - http://www.warpstock.org
Warpstock Europe Home Page - http://www.warpstock.net/
Warpstock Czech Republic page - http://felis.kky.vslib.cz/czech_warpstock_2005/en.htm
Norman Virus Control - http://www.norman.com/


Mark Dodel hat den VOICE Newsletter mit gegründet, ist seit Anfang über lange Jahre dessen Chefredakteur gewesen und ist immer noch Mitglied der Redaktion dieser monatlichen OS/2-eComStation Online-Informationsquelle, genauso wie er auch weiterhin Artikel über die Computerplattform seiner Wahl schreibt. Er war außerdem Präsident der Warpstock, Inc. in den letzten zwei Jahren und hatte dort die Oberaufsicht über Planung und Einrichtung dieses jährlichen OS/2-Nutzerereignisses inne. Mark benutzt OS/2 in verschiedenen Formen seit 1989 und bootet auch heute fast nur OS/2 und eComStation auf allen seinen Systemen, außer manchmal einen iMac für einige Kinderspiele. :-)

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