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September 2000
editor@os2voice.org
Von Klaus Staedtler von Przyborski ©September 2000
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Wie der Titel bereits ankündigt geht es um Freeware, wobei ich hier einfachheitshalber alles darunter fasse, wofür der Benutzer kein Geld entrichten muss, unbesehen der Lizenz, also egal ob GPL (die beste Form, da hier die Sourcen mitgeliefert werden müssen), Cardware, Beerware ... Warum gerade Freeware? Nun, der Markt hat sich gewandelt: Es gibt komplette Betriebssysteme und Office-Suites als Freeware, durch die unklare Haltung IBMs zu OS/2 haben sich viele kommerzielle Anbieter zurückgezogen, die Anwender überlegen sich genau, ob sie noch Geld in OS/2 investieren wollen/sollen und zu guter letzt: Freeware ist einfach das 'Salz in der Suppe'. In The Free Files geht es jeweils weniger um ein spezielles Programm, sondern es wird wenn möglich immer ein Thema abgehandelt und dabei die zugehörigen Programme benannt. Die Programme, die ich auswähle stellen eine Positiv-Auswahl dar, d.h. sie funktionieren (zumindest bei mir) fehlerfrei, denn es ist keinem gedient, wenn ich Verrisse schreibe.
Gleich zu Beginn eine Bitte (bzw. Kritik). Benutzer von Freeware, gebt den Entwicklern doch ab und zu mal eine Rückmeldung, aber nicht in dem Stil: Programm XYZ ist das schlechteste, was die Welt seit dem Eniac gesehen hat... Ja, Entwickler wollen gelobt werden und wenn man dann noch Wünsche hinzufügt... Denn das ist das einzige, was sie davon haben. Und Entwickler, falls ihr, aus welchen Gründen auch immer, die Weiterentwicklung einstellt, so sorgt doch dafür, daß die Weiterentwicklung erfolgt oder veröffentlicht die Sourcen.
Am liebsten würde ich jetzt ja über die Programme schreiben, bei denen ich mehr oder weniger auch beteiligt bin - einfach weil ich sie am besten kenne - aber ich glaube, das wäre ein schlechter Start. Deshalb diesmal ein Thema, welches sicherlich alle OS/2-Benutzer(-innen) (Ja, es gibt Frauen, die benutzen OS/2 und tun noch weit mehr. Wo stünde OS/2 ohne z.B. Daniela Engert, bzw. welche derzeit erhältliche Festplatte könnte man anständig damit betreiben?) schon einmal betroffen hat:
Lange Zeit sah es ganz schlecht aus im Bereich "characters and fonts", inzwischen nur noch schlecht. Insofern wäre ja die Therapie gemäß Sigmund Freund gelungen, denn wir haben nur noch ein "hundsgemeines Elend".
Sicher, OS/2 hat (zumindest seit Version 2.1, länger kenne ich es nicht) eine einheitliche Schriftenverwaltung - wer schon einmal Linux oder Dos benutzt hat, weiß wovon ich spreche - und es benutzt seit je her die von mir präferierten Postscript Schriften und seit Warp 4 auch Truetype. Warp 3 läßt sich mit Freetype/2 1.01 nachrüsten - bei Warp 4 sind die sichtbaren Unterschiede zur eingebauten Truetype Engine aufgrund der durch Fixpaks vorgenommenen Verbesserungen nicht mehr allzu groß. Aber vielleicht ändert sich das ja mit dem in die Ziel-Runde gehenden Freetype 2, welches u.a. Auto-Hinting und Postscript unterstützt.
An wirklich brauchbaren Schrift-Tools gab es lange Zeit eigentlich nur Fontview von Cliff Cullum, dem Entwickler des kommerziellen und empfehlenswerten Fontfolder, und PFM2AFM von Markus Schmidt. Mit Fontview kann man auch nicht installierte Schriften in einer Vorschau betrachten, leider funktioniert dies nur mit Postscript - wann kommt so etwas auch für Truetype? - und mit PFM2AFM kann man die unter OS/2 notwendigen *.afm Dateien aus *.pfm Dateien erzeugen um z.B. Windows Postscript-Schriften auch unter OS/2 zu verwenden. Mittlerweile aber eher unnötig, da es genügend freie Schriften (egal ob Postscript oder Truetype) in fast jedem Schnitt gibt.
Erinnert sich noch jemand an z.B. Amipro 3.0 oder Starwriter 2.0? Beide hatten nämlich kein "Einfügen von Sonderzeichen" (oder wie immer das ein kreativer Entwickler benannt hat), selbst Wordpro 96 litt noch darunter. Hätte es ein vernünftiges Tool wie Charmap (unter Windows 3.1 Standard) gegeben, kein Aufhebens, gab's aber nicht. Alles, was ich ausprobiert habe (auch Shareware etc.), war schlicht und einfach unbrauchbar. Erst seit ca. zwei Jahren gibt es zwei Tools, die man wirklich verwenden kann: Charmap von Joachim Scholtysik und Charmap 1.14 von Dmitry Steklenev. Ersteres ist eine 1:1 Kopie des Windows 3.1 Character Mappers, letzteres liefert zusätzlich noch Informationen über die Schriften und ist deutlich effizienter programmiert. Wenn Charmap 1.14 jetzt noch um eine Schriften-Vorschau erweitert und sich die zuletzt benutzte Schrift merken würde, dann wäre ich wunschlos glücklich damit. Ironie dabei: Alle derzeitigen Textverarbeitungen beherrschen das Einfügen von Sonderzeichen. Zumindest kann man die Tools dazu verwenden, sich eine Schrift in Ruhe einmal in ihrem eigenen Schriftschnitt anzusehen. Leider ist Describe eingestellt worden, welches als besonderes Bon-Bon (oder Feature) die Schriften-Auswahl so darstellte, wie die Schrift dann im Text auch erschien.
Immerhin gibt es schon lange ganz anständige ASCII-Tabellen, wie z.B. Table 1.11 von Goran Ivankovics oder PMAsc aus dem Jahr 1989 (dafür aber extra schlank), so daß man notfalls per ALT-NNN oder über die Zwischenablage Sonderzeichen einfügen kann. Elegant ist das aber nicht.
Wenn man an Schriften denkt, dann denken manche auch gleich an Fonteditoren. Ja, da gab es mal einen - dessen Namen ich aber zum Glück vergessen hab - der bei jedem Versuch produktiv zu werden unweigerlich abstürzte. Einen passablen Anfang für einen Fonteditor - welcher im Augenblick aber nur dazu benutzt werden kann, die Bildschirm Schriften zu editieren - liefert Display Font Editor von Victor Smirnoff & Kolosoft Group. Eigentlich wurde es entwickelt, um russische Schriftzeichen anständig auf dem Bildschirm mit VIO-Anwendungen darzustellen. Nicht auszudenken, wenn es da ein paar Weiterentwicklungen gäbe...
Nach so vielen eher schlechten Nachrichten noch ein paar gute: für Hewlett-Packard Laserdrucker gibt es Postscript Display-Schriften, die denen entsprechen, die im Drucker eingebaut sind. Und wer schon immer einmal in einer fremden Schrift schreiben wollte (und sei sie noch so exotisch, auch Sütterlin und Fraktur sind darunter), der/dem sei die Adresse von Dr. Berlin anempfohlen. Damit es auch mit Chinesisch klappt, braucht es noch Chiner/2 von Castlemaster.
Wünsche? Nun, ich bin zum Desillusionsrealisten geworden: Ein Freetype/2 2.0 und ein Font Viewer mit Vorschau für Truetype und Postscript würden mir schon reichen.
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