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November 2001
[Inhaltsverzeichnis]
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Von Timothy Sipples © November 2001, Übersetzung: Thomas Klein |
In der letzten Ausgabe hatte ich beschrieben, wie eComStation und OS/2 Warp Anwender Limewire - den populären, Java-basierten Gnutella-Client - verwenden können, um peer-to-peer Dateien auszutauschen. Dieses Thema scheint sehr viel Anklang gefunden zu haben, wie man den vielen Leserzuschriften hierzu entnehmen kann. (Klicken Sie hier, um einige der Leserantworten dazu anzuschauen.)
Ich bin permanent auf der Suche nach neuen Wegen, mein OS/2 Warp-basiertes ThinkPad T21 für's Internet zu tunen und zu optimieren. Eines der mit am weitesten verbreiteten Standarddokumentformate im Internet ist das proprietäre Portable Document Format (PDF, auch Acrobat genannt). Anders als HTML gewährleistet Acrobat eine konsistente Dokumentdarstellung unabhängig von Bildschirm oder Drucker. Zwar stellt Adobe einen ausgezeichneten (und kostenlosen!) Acrobat Reader für OS/2 Warp zur Verfügung, jedoch stolpere ich immer öfter über Dokumente jüngeren Datums, bei denen der Reader Probleme macht. Das rührt einfach von der Tatsache her, daß Adobe dem Acrobat-Format mittlerweile einige neue Funktionen hinzugefügt hat, mit denen ältere Versionen des Reader nun mal ein paar Probleme haben. Adobes Windows 3.1 Reader, der prima unter OS/2 Warp läuft, hat diese Probleme auch.
Adobe Acrobat Reader 3.0 für OS/2 | |
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Vorteile: Native OS/2 software; exzellente Performance; hübsche Schriftarten mit Kantenglättung; Plug-In für Netscape mit Acrobat Web Link-Unterstützung; kostenlos; erstklassige Druckausgabe. | Nachteile: Hat Probleme mit neueren PDF-Formaten; keine Speicherung des zuletzt verwendeten Quellverzeichnisses. |
Wenn der Acrobat Reader Version 3.0 für OS/2 Warp das Format einer einzelnen PDF-Datei erkennt, sind die Resultate überwältigend. Adobe hat da wirklich ein großartiges Stück Software geschaffen. Gerüchten zufolge hat Adobe die Technologie der Schriftartkantenglättung ("Anti-Aliasing") einst auch IBM angeboten - gegen ein gewisses Entgelt natürlich. Scheinbar erschien IBM dies als zu hoch. Ungeachtet dessen sind viele der OS/2 Anwender Adobes Reader treu geblieben.
Glücklicherweise gibt es aber Acrobat Reader, die auch mit den neuen PDF-Varianten umgehen können. Lesen Sie weiter, um mehr über die topaktuellen Acrobat Reader für OS/2 Warp zu erfahren.
Adobe Acrobat Viewer 1.1 für Java
Adobe höchstpersönlich eilt hier zur Rettung mit einem Acrobat Viewer, der in Java programmiert wurde. Auf der OS/2-Plattform wird lediglich Java 1.1.6 (oder eine neuere Version) vorausgesetzt - eine heutzutage schon sehr bescheidene Anforderung. Die Swing Laufzeitumgebung wird nicht benötigt.
Ich habe den Acrobat Viewer 1.1 mit der Java-Version 1.1.8 getestet (Build vom 30. August 2001). Obwohl der Acrobat Viewer jedwede Datei anzeigen konnte, die ich ihm vor die Füße warf, hörte er des öfteren einfach ohne besonderen Grund auf zu laufen. Ich fand heraus, daß der von Adobe bereitgestellte Download nicht alle Schriftarten enthielt, die vom Java Viewer benötigt werden und daß diese "bei Bedarf" zur Laufzeit von Adobes FTP Server heruntergeladen werden. Ich empfehle Ihnen daher wärmstens, diese Schriftarten auf Ihre Festplatte zu laden und dann die Voreinstellungen des Acrobat Viewers so zu ändern, daß die benötigten Dateien lokal gesucht werden. (Suchen Sie nach der Einstellung ftp://ftp.adobe.com/pub/adobe/acrobatviewer/java/AcrobatFonts, und ändern Sie diese Angabe in die URL für das besagte lokale Verzeichnis - zum Beispiel file://localhost/c:/acroview/fonts. Als Vorlage können Sie die Einstellung für die Ablage der Hilfsdateien verwenden, da diese grundsätzlich auf lokalen Datenträgern abgelegt werden.) Tatsächlich konnte ich diese Funktion des Download auf Bedarf nicht dazu bringen, über die Firewall der IBM hinweg zu funktionieren, obwohl ich eine im Acrobat Viewer extra für diese Zugriffe vorgesehene Einstellung verwendet hatte.
Adobe Acrobat Viewer 1.1 für Java | |
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Vorteile: Läuft auf fast jedem System; gute Anzeigequalität; unterstützt die aktuellen PDF Varianten; erhältlich als Java Bean. | Nachteile: Bleibt ungern im Vollbildmodus; Konfiguration als Netscape-Hilfsprogramm ist knifflig; schwache Druckunterstützung. |
Der Acrobat Viewer machte beim Drucken von PDF-Dateien eine schlechte Figur. Für den Test nahm ich einen HP LaserJet 4L (mit IBMs neuesten LaserJet Druckertreibern). Ohne die Option passend verkleinern ("shrink to fit") wurden alle Letter-formatigen Seiten falsch ausgerichtet und am rechten Rand abgeschnitten. Unter Verwendung der Option passend verkleinern bekam die Seite rundum einen übertrieben großen Rand verpaßt (im Vergleich zur Druckausgabe des nativen Acrobat Reader), war aber zumindest zentriert auf der Seite ausgerichtet. In beiden Fällen aber neigte der Acrobat Viewer dazu, die Hintergrundfarbe des Dokuments als eine leichte Graustufe zu drucken, was dem Druckbild erheblichen Schaden zufügte. Sporadisch hing sich der Acrobat Viewer beim Druckvorgang auch gänzlich auf oder stürtzte ab. Aus diesen Gründen kann ich ihn für's Drucken definitiv nicht empfehlen - eine wirkliche Schande, denn seine Anzeigequalität ist schon ziemlich gut.
Beim ersten Start führt der Acrobat Viewer eine Bestandsaufnahme der auf Ihrem PC installierten skalierbaren Postscript- und TrueType-Schriftarten durch (für gewöhnlich im Verzeichnis C:\PSFONTS). Aus irgendeinem seltsamen Grund brachte der Acrobat Viewer eine "Ungültige Schriftart"-Fehlermeldung für eine der Standard "Helvetica"-Dateien. Dieser kleine Schluckauf schien aber keine weiteren negative Auswirkungen auf die Software zu haben.
Als Java-Anwendung legt der Acrobat Viewer seine Konfigurationsdateien in dem Verzeichnis ab, das durch die Umgebungsvariable JAVA_USER (beziehungsweise \JAVA11 standardmäßig bei Java 1.1.8) angegeben ist. Ändern Sie diese Angaben gegebenenfalls, um die Dateien von den anderen getrennt besser verwalten zu können.
XPDF für XFree86
Programmierer aus der UNIX/Linux-Welt haben einen kostenlosen PDF Viewer für das X-Windows System geschaffen, der auch als Portierung für OS/2 Warp existiert. XPDF für OS/2 benötigt XFree86 für OS/2, das frei erhältliche X-Windows System, das in seiner eigenen Vollbildsitzung läuft.
XPDF 0.93 für OS/2 | |
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Vorteile: Ausgezeichnet für Anwender, die Linux und OS/2 verwenden; beinhaltet nützliche Hilfsprogramme für die Befehlszeile; ist OpenSource. | Nachteile: Unterstützt nur Postscriptdrucker; Nur Vollbildmodus; viele Anwender haben noch kein XFree86 installiert. |
Während XPDFs Schwerpunkt nicht die Benutzerfreundlichkeit ist, sind dennoch alle Basisfunktionen vorhanden - einschließlich der Dokumentvergrößerung. Drucken ist ein wunder Punkt, außer man verfügt über einen Postscript-Drucker. Andernfalls benötigt man Ghostscript oder die erweiterten Druckfunktionen des Warp Server Advanced - beide ermöglichen die Ausgabe von Postscriptdokumenten auf Druckern, die eine andere Befehlssprache verwenden. Für die einwandfreie Arbeitsweise von XPDF benötigt man die Schriftart Zapf Dingbats, die man sich anderweitig besorgen muß. Glücklicherweise ist diese kritische Datei Bestandteil fast aller Postscript-Hilfsprogramme - einschließlich Ghostscript. XPDF für OS/2 benötigt außerdem t1lib, ttflib und den Packer/Entpacker gzip.
Der XPDF-Viewer wurde auch nach DOS portiert, zur Verwendung mit dem Arachne Web Browser für DOS. Arachne kann zwar höchstwahrscheinlich keine Netzwerkverbindung aufbauen, wenn er unter OS/2 Warp läuft, sollte aber keine Probleme damit haben, Dokumente von Ihrer Festplatte oder einem Netzwerklaufwerk zu laden. Ohne Arachne kann man unter DOS lediglich die Befehlszeilenhilfsprogramme verwenden. Natürlich können DOS-Programme nur Dateien verwenden, deren Namen dem DOS-typischen, kurzen 8.3-Schema entsprechen. Dieser DOS-Viewer ist wahrscheinlich um einiges besser als Adobes alter DOS Reader.
GSview (mit Ghostscript) für OS/2
Aladdin GSview und Aladdin Ghostscript (beide von Ghostgum Software) brauchten viele Jahre, um zu wachsen und zu reifen. Diese Hilfsprogramme gehören zu den wohl populärsten in der Linux-Welt und auch OS/2-Anwender kommen in den Genuß vorzüglicher nativer Versionen. Mittlerweile scheint GSview die Spitzenposition im Feld der PDF-Viewer für OS/2 Warp einzunehmen.
GSview 4.0 (mit Ghostview 7.03) für OS/2 | |
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Vorteile: Umfangreiche Funktionen; relativ leichte Installation; Open Source; gute Anzeigequalität; verwendet die OS/2-Hilfefunktion; Klangunterstützung; Multiplattform. | Nachteile: Registrierungsgebühr für Entfernung des Hinweisfensters; nicht CUA-kompatible Tastaturbelegung. |
Zur Installation der Software braucht es nur ein paar einfache Schritte, die in der Dokumentation zu GSview beschrieben sind. Man benötigt sowohl GSview als auch Ghostscript. (GSviews Installationsprogramm erledigt auch die Installation von Ghostscript.) Das einfache Installationsskript kann sogar ein Symbol für GSview auf der Arbeitsoberfläche anlegen und die Dateitypen PDF and Postscript GSview zuordnen. Ein Neustart ist nicht erforderlich. In der unregistrierten Version erscheint bei jedem Start von GSview zunächst ein entsprechender Erinnerungsdialog. Ich überlege mir bereits, der Aufforderung Folge zu leisten - die Registrierungsgebühr beträgt 40 australische Dollar. Vom Verschwinden des Dialogs einmal abgesehen ergeben sich nach der Registrierung keine funktionalen oder sonstigen Unterscheide zur Testversion.
GSview kann auf zwei unterschiedlichen Arten drucken: Einmal unter Verwendung der OS/2-Druckertreiber (also das Gerät OS2PRN), um den Datenstrom für den Drucker zu erzeugen, und zum anderen mit Hilfe seiner eigenen Druckertreiber, um den Datenstrom direkt zu erzeugen. Aus diesem Grund ist wohl GSview der ungekrönte Champion in der Kategorie der Druckerunterstützung. Obwohl der Druckdialog zwar nicht typisch für OS/2-Anwendungen ist, läuft er sehr "rund", wenn man den enormen Umfang an Druckerfähigkeiten in Betracht zieht.
Da GSview auf Ghostscript aufbaut, stellen Postscript-Dateien kein Problem dar. GSview kann Postscript-Dateien anzeigen und drucken - letzteres sogar auf Druckern, die nicht postscriptfähig sind. Darüber hinaus kann GSview auch PDF- und Postscript-Dateien in Bitmapformate (wie JPEG oder PCX) oder Vektorformate (wie DXF) konvertieren, um diese direkt in Webseiten oder für andere Zwecke verwenden zu können.
Sowohl am Bildschirm als auch auf Papier kommt GSview gut mit Schriftarten zurecht. Adobes Acrobat Viewer für Java schnitt sehr schlecht ab, als es darum ging, ein PDF einer IBM-Kundenreferenz anzuzeigen - mit Buchstaben, die in scheinbar willkürlichen Abständen ineinenander geschoben waren - wohingegen GSview dasselbe Dokument sehr schön präsentierte. Hin und wieder erzeugen die Adobe'schen Werkzeuge zwar bessere Druckausgaben, jedoch kann GSView hier mit konstanter Erzeugung von gut lesbaren Dokumenten mithalten.
Der Vollständigkeit halber sei hier nur erwähnt, daß GSview mit einer meiner IBM Softwarebroschüren Probleme hatte - nämlich bei deren Druck auf den Lexmark Optra 40 Postscript-Farbtintenstrahldrucker in meinem Büro. Obwohl das Gerät über 24MB installierten Speichers verfügt, schien die Druckausgabe von GSview zu komplex zu sein, um ausgedruckt werden zu können. (Der Acrobat Viewer für Java stürtzte beim Versuch dasselbe Dokument zu drucken ab und der Acrobat Reader für OS/2 konnte es erst gar nicht verarbeiten.) GSview konnte die IBM-Broschüre aber auf einem IBM Network Printer 17 ausgeben (unter Verwendung der LaserJet 4D Ghostscript-Treiber und bei vollen 600 dpi). Ghostscript (und damit auch GSview) scheinen unter OS/2 leider keinen eigenen Color LaserJet-Treiber zu besitzen, daher war es mir nicht möglich, die Broschüre im PCL-Modus testweise auf den Optra 40 auszugeben.
Die Textsuche ist in GSview leider etwas zu simpel gestrickt. So gibt es beispielsweise keine Option zur Berücksichtigung von Groß-/Kleinschreibung und vor dem Beginn des Suchvorgangs setzt immer eine störende Pause ein (nämlich während Ghostscript den Text aus dem Dokument extrahiert). Auch fällt auf, daß die Tasten <Bild-Auf> und <Bild-Ab> seltsamerweise keine Seiten im Dokument blättern - stattdessen wird dies durch die Tasten plus (+) und minus (-) gemacht. Da Mehrfachinstanzen von GSview nicht unterstützt werden, führt das Öffnen eines zweiten PDF-Dokuments zur Schließung des vorher geöffneten. Ungeachtet dieser Mankos kann GSview brillieren.
Adobe Acrobat (Win32) mit Odin
Einige Anwender berichten, daß Adobes Acrobat Reader für (32-Bit) Windows-Plattformen ziemlich anständig mit Odin funktioniert. Für mehr Informationen hierzu sollten Sie einfach 'mal die Odin-Seite bei Netlabs konsultieren. In der Oktoberausgabe des VOICE Newsletters ist übrigens auch ein sehr guter Artikel zu Odin enthalten, der einiges an Hilfe bietet.
PDF-Unterstützung in Netscape einstellen
So gut wie jeder PDF-Viewer kann in Netscape als Hilfsanwendung verwendet werden. GSview arbeitet zum Beispiel gut als Netscape-Hilfsanwendung. Hier habe ich einmal alle Anweisungen Schritt-für-Schritt aufgelistet, für Netscape Communicator 4.61 und GSView:
Im Gegensatz zum Adobe Acrobat PlugIn kann ein als Netscape-Hilfsanwendung konfigurierter PDF-Viewer die erste Seite des Dokuments nicht anzeigen, während die restlichen Seiten noch übertragen werden. Stattdessen muß hier das gesamte Dokument heruntergeladen worden sein, bevor der Viewer startet. Außerdem kann es sein, daß eingebettete Verweise im PDF-Dokument sich anders verhalten oder unter Umständen auch gar nicht funktionieren.
"2UP"-Druckfunktion
Um Papier zu sparen, verwende ich oft die Möglichkeit, zwei PDF-Seiten so verkleinert auszugeben, daß Sie nebeneinander auf ein einzelnes Blatt Papier passen. Roger Lapps "2UP" Drucker-Dienstprogramm macht das möglich. Keiner der hier vorgestellten PDF-Viewer unterstützt diesen Kniff. Vielleicht noch einige ausgewählte OS/2-Druckertreiber.
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