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April 2001 [Newsletter Inhalt]
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Von Christian
Hennecke ©März 2001
Ogg Vorbis Homepage: http://www.vorbis.com |
Was zum Teufel... Ja, ich werde den Namen erklären! Ogg ist dem Spiel Nethack entliehen und bedeutet ungefähr "etwas zwangsweise durchsetzen". Wie der nordische Gott Thor, der seinen Hammer Mjölnir benutzt, um diese sinusförmige Schlange weniger Platz einnehmen zu lassen, wie man links sehen kann. Vorbis ist der Name einer Figur aus Terry Pratchetts Scheibenwelt-Romanen. Das führt uns direkt dazu, was Ogg Vorbis ist: ein Projekt zur Kompression von Audio-Daten wie MP3 usw. Ogg Vorbis ist der einzige bis jetzt existierende Teil des größeren Ogg-Projektes, dessen Ziel die Bereitstellung eines kompletten Satzes von Mitteln zur Komprimierung von Multimedia-Daten ist. Obwohl es sich noch in der Betaphase befindet - wenn auch bereits in Nähe zur GA -, ist es bereits spürbar verbessert worden und läuft problemlos unter OS/2.
Sie mögen fragen, warum man Ogg Vorbis benutzen sollte, wenn es
schon andere Verfahren gibt und MP3 der de-facto Standard ist. Nun, Xiphophorus.Org
hat Ogg als Freeware und sogar OpenSource ausgelegt, wobei Teile unter
GPL und andere unter LGPL stehen. Es werden also keine Lizenzgebühren
für die Nutzung fällig und das ist ein großer Vorteil gegenüber
MP3. Falls Sie es nicht wissen: Das Fraunhofer Institut hält zumindest
in den USA und Deutschland Patente auf MP3. Während niemand daran
interessiert zu sein scheint, Privatnutzer für die Nutzung freier
MP3 Encoder und Decoder zur Kasse zu bitten, müssen kommerzielle Nutzer
durchaus für z.B. die Verwendung von MP3-Stücken in ihren Spielen
oder das Anbieten auf ihren Internetseiten zahlen. Dies kann sich jedoch
jederzeit ändern. Denken Sie nur einmal an Unisys und das LZW-Patent.
Es wird bereits daran gearbeitet, Unterstützung für Ogg Vorbis
in den ICECAST Streaming-Server zu integrieren. Außerdem wurde Ogg
Vorbis darauf ausgerichtet, bessere Qualität zu liefern. Mehr dazu
später.
Zur Zeit sind Brian Havard's Webseiten der Ort, um sich Ogg Vorbis
für OS/2 zu besorgen. Achten Sie immer darauf, daß Sie den neusten
Release benutzen, da Beta 4 mit erheblichen Verbesserungen gegenüber
Beta 3 aufwartet (und Beta 5 bei Erscheinen mehr bieten wird als Beta 4).
Bedenken Sie bitte auch, daß das originale Plug-in auf Beta 2 basiert
und deshalb mit neueren Versionen erzeugte Dateien möglicherweise
nicht korrekt abspielen wird (neuere Versionen sind jedoch abwärtskompatibel).
Zur Zeit werden sechs verschiedene Encoding-Modi unterstützt. Dabei handelt sich durchweg um Modi mit variablen Bitraten (VBR), allerdings sind diese insofern etwas anders, als daß Sie die gewünschte durchschnittliche Bitrate auswählen. Übertragen auf den LAME MP3-Encoder erhielte man ein Resultat wie bei LAMEs --abr Parameter und nicht dem Parameter --vbr. Die verfügbaren Modi sind 112, 128, 160, 192, 256 und 350 kbps (Kilobit pro Sekunde).
Weitere Funktionen sind Unterstützung für ID-Tags und Namensbildung.
Durch die Verwendung von Kommandozeilenparametern können Kommentare,
das Datum, die Nummer des Stücks, sein Name, das Album und der Interpret
der Datei hinzugefügt werden. Mittels der Namensbildung können
Sie diese Daten automatisch zur Benennung der kodierten Datei(en) nutzen.
Die folgenden Tabellen zeigen die Ergebnisse des Kodierungsprozesses mit OggEnc aus Vorbis Beta 4 und LAME 3.86 auf einer AMD K6-III 450 CPU. Für LAME wurden folgende Parameter benutzt: -ms --abr <bitrate>
Tab.1: Ergebnisse der Kodierung des Stücks 1 (Spielzeit: 9:24 min, Größe: 97.238kB)
Encoder | Modus (kbps) | Benötigte Zeit |
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Tab.2: Ergebnisse der Kodierung des Stücks 2 (Spielzeit: 6:09 min, Größe: 63.607kB)
Encoder | Modus (kbps) | Benötigte Zeit |
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Während OggEnc Dateien von etwa der gleichen Größe wie vergleichbare MP3s erzeugt, nimmt der Prozess erheblich mehr Zeit in Anspruch als bei LAME. Momentan, sollte man ergänzen. Wie ich schon erwähnte, befindet sich Vorbis noch in der Betaphase und wurde infolgedessen noch nicht geschwindigkeitsoptimiert.
Um mit Ogg Vorbis komprimierte Dateien abzuspielen, können Sie die Kommandozeilenprogramme aus der Vorbis-Distribution oder PM123 mit dem oben genannten Plug-in benutzen. Allgemein führt das Abspielen von Ogg Vorbis-Dateien zu mehr CPU-Last als bei MP3s. Hier sind jedoch noch deutliche Verbesserungen zu erwarten. Dies wird bereits bei Brian Havards optimierter Version des Plug-ins für PM123 von Sofiya deutlich. Während letzteres bei meinem System eine CPU-Last um 17-18% bei ausgeschaltetem Analyzer-Plug-in erzeugte, liegt die aktuelle Version bei 15%. Die Kommandozeilenprogramme zeigen mit 14% eine etwas größere Effektivität. Verglichen mit einer Rate von 11-12% für MP3s bei PM123 sieht dies sehr vielversprechend aus. (Anmerkung: Andere MP3-Spieler für OS/2 wie WarpAMP, z! (beide 10% Last) oder der QU Player (8% Last) sind weniger ressourcenhungrig, aber hier nicht für einen Vergleich geeignet.)
Natürlich wäre all das völlig umsonst, wenn der Klang
nicht vernünftig wäre. Der Testrechner ist an eine gute Stereoanlage
angeschlossen und ich habe die Ergebnisse von Ogg Vorbis und MP3 untereinander
und mit dem Original verglichen, wobei alle über eine Terratec Maestro
32/96 Soundkarte abgespielt wurden. Für das Kodieren der MP3s habe
ich LAME ausgewählt, da es allgemein als bester MP3-Encoder bezeichnet
wird und mittlerweile sogar besser als das Original MP3ENC von Fraunhofer
sein soll.
Es stellte sich heraus, daß eine durchschnittliche Bitrate von
128 kbps nicht die geeignete Wahl ist, wenn man wirklich Musik hören
will, weder bei MP3 noch bei Ogg Vorbis. Ich bin jedoch der Meinung, daß
Ogg Vorbis die besseren Ergebnisse produziert, wenn man eine aktuelle Version
benutzt - die alten aus dem letzten Jahr wiesen teilweise hörbare
Verzerrungen auf. Bei der Wahl einer durchschnittlichen Rate von 256kbps
erhält man in beiden Fällen wesentlich bessere Resultate. Auch
bei 256kbps scheint mir Ogg Vorbis dem MPEG Verfahren überlegen zu
sein, wobei allerdings die Unterschiede geringer als bei 128kbps ausfallen.
Insgesamt kann folgendes beobachtet werden: MP3 scheint den Klang buchstäblich
mehr zu komprimieren und eine gewisse Härte hinzuzufügen, gleichzeitig
fallen mehr Details zum Opfer. Dies viel besonders auf, wenn ich die Aufmerksamkeit
auf die Celli und Flöten in den Stücken richtete. Das Schnarren
der Seiten und die Geräusche der Flötenklappen waren bei Ogg
Vorbis deutlicher. MP3 ließ den Sänger angestrengter als auf
CD klingen. Ogg Vorbis scheint etwas mehr Raum zu erhalten, d.h. die Instrumente
stehen nicht nur in der Ebene zwischen den Lautsprechern, sondern auch
im Raum dahinter.
Beachten Sie bitte, daß diese Beschreibungen etwas übertrieben
sind, um die Unterschiede deutlicher zu machen. MP3 ist nicht so schlecht,
wie es sich nach den obigen Sätzen "anhören" mag. Nichtsdestotrotz
denke ich, daß Ogg Vorbis besser ist, aber die Unterschiede sind
eben nicht so groß.
Falls Sie an Ogg Vorbis interessiert sind, besorgen Sie sich Version Beta 4, und Beta 5 sobald sie erscheint, da diese einige Verbesserungen gegenüber älteren Versionen bieten (werden).
Es steht zu hoffen, daß es bald mehr Spieler mit Ogg Vorbis-Unterstützung für OS/2 geben wird. Ich habe Dink vorgeschlagen, sie in z! zu integrieren, aber er ist nicht daran interessiert. Ein Plug-in für MMOS2 wäre natürlich äußerst wünschenswert, da es allen MMOS2-Spielern ermöglichen würde, dieses Format zu nutzen.
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