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April 2004

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Barebone-PC als Router, Druck- und Dateiserver

Von Frank Wochatz © April 2004

Einleitung

Netzwerke erfreuen sich im SOHO-Bereich großer Beliebtheit. Meistens übernimmt dann einer der Desktop-Rechner Server-Funktionen oder ein (oft älterer) PC wird zum Server umfunktioniert. In unserer Firma übernimmt diesen Job beispielsweise mit Bravour ein alter P133 mit 32 MB RAM, natürlich unter OS/2. Dieser Rechner funktioniert als Print-Server (zwei Drucker sind angeschlossen) sowie als File- und Faxserver. Für den Heimbereich ist diese Variante jedoch eher bedingt geeignet, da der Server immer an sein muß, wenn beispielsweise von einem in das Netz integrierten Notebook gedruckt werden soll. Solche Server verbrauchen dabei Strom und machen Krach. Ein Lösung zu diesem Problem bieten sogenannte Print-Server und Hardware-Router. Beide Geräte sind heutzutage preiswert zu haben und meist plattformunabhängig mittels Web-Browser zu konfigurieren. Empfehlenswert sind Kombigeräte aus Router und Printserver, die sowohl einen Internetzugang, als auch den Druckservice für alle Rechner im Netz zur Verfügung stellen. Im Prinzip wird bei Einsatz solcher Geräte kein eigenständiger Computer als Server mehr benötigt. Das Netzwerk besteht dann quasi nur noch aus Klienten und den kleinen Zusatzgeräten.

Ich suchte allerdings nach einer Lösung, die der "klassischen" Netzwerkstruktur näher kommt. Insbesondere sollte die Lösung auch einen Fileserver, also einen zentralen Datenpool beinhalten. Dazu hab ich mich ein wenig bei den Mini-PCs umgesehen.

Das erste Gerät, welches auf mich einen guten Eindruck machte, war der OpenBrick Mini PC (http://www.openbrick.org).

OpenBrick
Abb.1: http://www.openbrick.org

Dabei handelt es sich um einen lüfterlosen PC, der speziell für den Einsatz unter Linux entwickelt wurde. Dieser PC hat einen PC-kompatiblen GEODE-Prozessor, der weit weniger Hitze erzeugt als Intel- oder AMD-Prozessoren. Der Prozessor muß daher nicht gekühlt werden. Leider habe ich nirgends Informationen über eine OS/2- oder eCS-Kompatibilität gefunden (nebenbei finde ich es schade, das Mensys als weltweiter eCS-Distributor und -Supporter keine Aussage dazu treffen konnte, obwohl Mensys auch die OpenBrick-PCs im Angebot hat und verkauft).

Ähnliche Probleme gab es mit dem zweiten Gerät, einem Via Eden Barebone.

Via Eden Barebone
Abb.2: http://www.lex.com.tw

Dieses sehr elegante Gerät im Buchformat glänzt ebenfalls durch einen lüfterlosen Prozessor (diesmal von VIA), sowie durch eine äußerst geringe Stromaufnahme, ist also ideal als Standby-Gerät geeignet. Das externe Netzgerät ist ebenfalls lüfterlos. Vom deutschen Vertrieb und Nachfrage beim Hersteller in Taiwan wurde mir bescheinigt, daß dieser PC nicht OS/2- oder eCS-kompatibel sei. Stur wie ich bin, hab ich das Gerät trotzdem bestellt und erfolgreich die eComStation 1.1 darauf installiert. Auf der CD-ROM waren sogar OS/2-Treiber für Sound und LAN dabei.

Der EPIA EDEN Barebone

Üblicherweise werden Barbones ohne Peripherie wie Festplatte und Arbeitsspeicher geliefert. Bei dem von mir erstandenen Gerät handelt es sich um den EPIA EDEN Barebone LIGHT mit 533 MHz Prozessor von der Firma LEX SYSTEMS. Es gibt diese Geräte auch mit schnelleren Prozessoren, allerdings ist mit dieser Frequenz die Grenze für einen lüfterlosen Betrieb erreicht. Schnellere Prozessoren benötigen dann einen Lüfter, sollten jedoch wegen des lüfterlosen Netzteils trotzdem leiser sein, als konventionelle Rechner. Nebenbei: wenn Sie wirklich leise Lüfter suchen, sollten Sie einmal bei VERAX vorbeischauen.

In dem Gerät steckt ein Motherboard mit VIA-Chipsatz, Netzwerk-Chip (Realtek 8100B) und Soundchip (VIA AC97). Die genauen technischen Spezifikationen finden Sie auf der Web-Site des Herstellers.

Das blaue Aluminiumgehäuse läßt sich ohne Schrauben öffnen. Die separat zu erwerbende Festplatte wird mittels eines mitgelieferten und recht intelligent gebauten Clips in das Gehäuse quasi eingeklinkt. Auch hier ist kein Werkzeug erforderlich. Zum Einsatz kam bei mir eine 20 GB Notebook-Festplatte der Firma Hitachi.

Innenansicht Barebone
Abb.3: http://www.lex.com.tw

Zusätzlich zu diesem Anschluß verfügt der Barebone jedoch auch noch über einen Standard-IDE-Anschluß und eine Standard-Stromversorgung für ein entsprechendes Laufwerk. Auf diese Weise kann man zur Softwareinstallation ein normales Laufwerk (Festplatte, CD-ROM) daran anschließen. Das Gerät läßt sich in diesem Zustand natürlich nicht schließen, die Installation wird dadurch aber erheblich erleichtert. Ein Schwachpunkt ist der zweite Stromanschluß für die Standard-IDE-Festplatte. Dieser ist nur zugänglich, nachdem der RAM ausgebaut wurde. D.h. jedesmal wenn Sie ein externes Gerät auf diese Weise anschließen möchten, muß der RAM aus- und wieder eingebaut werden. Die gleiche Arbeit hat man dann, wenn das externe Gerät wieder abgeklemmt werden soll. Da dies nicht alle Tage vorkommt, kann man das aber verschmerzen.

Ich habe mich dazu entschlossen, ein Sony-CD-ROM anzuschließen. Es war problemlos möglich, die eCS-CD-ROM von diesem Laufwerk zu booten und zu installieren. Ein wenig Vorsicht ist bei der Auswahl des RAM geboten. Die Bauhöhe des RAM darf nicht zu hoch sein. Ich habe den RAM zu dem Gerät mitbestellt, ggf. sollte man hier beim Händler vorsichtshalber nachfragen. In meinem Fall handelt es sich um Kingston-RAM.

Der Grafikchip (VT8601A Integrated Trident graphics) wird von SNAP perfekt unterstützt. Für die Netzwerkunterstützung wird der Realtek-Treiber für den RTL8139 benötigt (dieser funktioniert auch mit dem eingebauten 8100B Chip). Um den Soundchip nutzen zu können, müssen Sie sich den Via-AC97-Treiber herunterladen. Aktuell ist der Treiber in Version 3.90a auf der VIA-Web-Site. Obwohl VIA den Treiber gut versteckt hat, habe ich ihn unter "Technical Support/Driver" in der Sektion "The Tweakers Section - Old & Beta drivers" gefunden (die Treiber auf der beiligenden CD-ROM sind leider nicht aktuell).

Die Grundfunktionen des Power-Managements (Abschalten und Neustarten des Rechners über den Systemabschlußdialog der eCS) werden unterstützt und funktionieren.

Als Software-Router habe ich die exzellente Software ISDNPM installiert. Der PPPoE-Treiber funktioniert einwandfrei mit der Netzwerkkarte. Diese läuft beim DSL-Zugang im 10MBps Betrieb, übernimmt dabei aber gleichzeitig den Datentransfer im Netzwerk. Dies wird durch den Anschluß an einen einfachen HUB gewährleistet. Ein Switch ist nicht erforderlich, aber empfehlenswert. Das DSL-Modem wird dazu an den Uplink des HUBs, die restlichen PCs an die anderen Ports angeschlossen. Je nach HUB kann es sein, daß Sie für den Anschluß des DSL-Modems ein Crossover-Kabel (Patch-Kabel) benötigen. Konsultieren Sie dazu am besten das Handbuch Ihres HUBs. Auf diese Weise benötigen Sie keine weitere Netzwerkkarte, d.h. Sie können über eine Netzwerkkarte des Servers gleichzeitig von einem Clienten drucken, Dateien aufrufen und von einem anderen aus im Internet surfen (dies ist übrigens keine Eigenart speziell dieses Geräts, sondern ist natürlich auch mit anderen Servern und Netzwerkkarten möglich).

Übrigens gibt es die VIA Eden PCs auch noch in anderen Ausführungen mit mehreren Netzwerkkarten in einem Gerät. Wer sich für das Highspeed-Netz nicht durch einen 10MBbps-DSL-Zugang die gesamte Transferrate drosseln lassen will, greift am besten zu einem Gerät mit drei LAN-Chips.

Druckerinstallation und Freigabe von Verzeichnissen für den gemeinsamen Dokumentenpool waren erwartungsgemäß unproblematisch.

Inzwischen habe ich auch einige Anwendungen auf diesem Rechner installiert und arbeite gelegentlich damit. Wer schlank programmierte oder nicht rechenintensive Anwendungen benutzt, die keinen GHz-Rechner benötigen, erhält mit diesem Gerät auch einen brauchbaren Desktop-Rechner. Für Office und Internetanwendungen reicht die Rechenleistung unter ressourcenschonenden Systemen wie OS/2 oder eCS allemal.

Fazit

Kennen Sie das Gefühl, wenn Sie nach einem Arbeitstag am Computer diesen abschalten und plötzlich merken, wie leise es ist - obwohl Sie die Lüftergeräusche Ihres PCs bei laufenden Betrieb gar nicht mehr wahrgenommen haben? Mit dem VIA Eden Barebone gehört der Rechnerlärm der Vergangenheit an, denn außer einem gelegentlichen Knacken der Festplatte und dem Flirren Ihres Monitors werden Sie nichts mehr hören.

Das Gerät macht einen rundum guten Eindruck, ist sauber verarbeitet und läuft auch mit unserem Lieblingsbetriebssystem sehr stabil. Einige Besonderheiten habe ich mangels entsprechender Hardware nicht getestet. Beispielweise besitzt das Gerät mehrere USB-Anschlüsse (auch auf der Frontseite) und einen Steckplatz für einen Compact Flash Chip, welcher sogar bootfähig ist. Ich kann Ihnen nicht versprechen, das diese Anschlüsse unter OS/2 oder eCS funktionieren.

Der letzte Schliff für diese Hardware wäre aus meiner Sicht die Integration eines 5-Port-HUBs und einer zweiten LPT-Schnittstelle. Dann könnte eine weiteres Zusatzgerät einschl. Netzgerät entfallen und man könnte problemlos einen zweiten Drucker anschließen.

Nicht geeignet scheint mir dieser Rechner für rechenintensive Anwendungen.

Kosten

Der oben beschriebene PC kostet ca. 260 EUR. Zusätzlich benötigen Sie eine Notebook-Festplatte (je nach Größe ca. 90 EUR), sowie RAM (je nach Größe und Tagespreis ab ca. 50 EUR).

Daten und Quellen:

OpenBrick Web-Site: http://www.openbrick.org
VIA Web-Site: http://www.via.com.tw
LEX SYSTEMS Web-Site: http://www.lex.com.tw
ISDNPM Web-Site: http://www.ISDNPM.de
Realtek Web-Site: www.realtek.com.tw
Verax Web-Site: http://www.verax.com


Frank Wochatz hat einige Programme fr OS/2-eCS entwickelt. Am bekanntesten drften ePDF, eAccounts und Contact/2 sein.

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