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Mai 2003
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Von Don Eitner © Mai 2003, Übersetzung: Philhard Ackermann |
Von Zeit zu Zeit beschäftige ich mich damit, wie sich die Dinge auf dem OS/2-Markt verändert haben, und wie sich sein Dasein trotz der jahrelangen Nichtbeachtung fortwährend weitergestaltet. In diesem Monat möchte ich einfach einige der größeren Softwareprodukte für OS/2- und eComStation-Betriebssysteme, die derzeit angeboten werden oder im letzten Teststadium vor der Herausgabe stehen, würdigen.
Java war gleichermaßen ein Lebensretter und ein Todesstoß für OS/2, seit IBM es im Rahmen ihres Migrationspfades weg von OS/2 als die ultimative Java-Plattform beworben hat. Aber andererseits zieht Java Programmierer von allen proprietären Plattformen (einschließlich Windows und Macintosh) ab und birgt, falls es irgendwann zu einem wahrhaft mächtigen Werkzeug wird, das Versprechen einer plattformagnostischen Zukunft. Bereits in diesem Jahr erschienen zwei voneinander unabhängige Java-1.4-Laufzeitumgebungen für OS/2, eine von Innotek Systemberatung GmbH (http://innotek.de/index.html) und eine von Golden Code Development (http://www.goldencode.com/).
Beide Produkte versprechen Kompatibilität zu den neuesten Java-Standards, und für welche Sie sich entscheiden, hängt davon ab, ob Sie eine native OS/2-JVM (Java Virtual Machine) oder eine, die mit Hilfe der Odin-Bibliotheken von Windows portiert wurde, vorziehen. Odin ist, wie Sie sicher wissen, ein Werkzeug, welches einerseits zur Ausführung von für Windows entwickelten Programmen unter OS/2 dient und andererseits eine vereinfachte Portierung von Programmen im Windows-Quellcode zu fast nativen OS/2-Programmen ermöglicht. Während ich diesen Artikel schreibe, befinden sich beide Versionen von Java 1.4 im Betateststadium.
Zusätzlich zu dieser Auswahl von virtuellen Java-Maschinen existiert die preisgekrönte graphische Entwicklungsumgebung Simplicity For Java von Data Representations, die gerade mit der Ankündigung von hunderten von Verbesserungen, Korrekturen und neuen Eigenschaften auf Version 2 gehoben wurde. Ich habe eine ältere Version von Simplicity For Java sowohl auf der eComStation als auch unter Windows 2000 einmal getestet und konnte feststellen, daß das Produkt auf beiden Plattforman in identischer Weise anzuwenden war und daß mit ihm auf der einen Plattform erstellte Programme auch auf der anderen Plattform perfekt funktionierten, was exakt dem eigentlichen Sinn und Anspruch von Java entspricht.
Aber Java ist, wie bereits ausgeführt, nicht "wirklich OS/2", auch wenn OS/2-Anwender dadurch in die Lage versetzt werden, alle hundertprozentigen Java-Anwendungen auch in näherer Zukunft weiterhin nutzen zu können. Die letzten Entwicklungen brachten auch auf dem Gebiet nativer OS/2-Software beachtliche Fortschritte.
Der Open-Source-Webbrowser Mozilla (derzeit derjenige auf allen Plattformen, der den WWW-Standards am besten entspricht) wird, dank der Anstrengungen eines Teams aus engagierten IBM-Beschäftigten, für OS/2 weiterhin regelmäßig weiterentwickelt. Nach dem Erscheinen von Mozilla 1.3 im ersten Quartal 2003 sind nur wenige Tage vergangen, bis man eine native OS/2-Version zum Herunterladen zur Verfügung gestellt hat. Dies steht in starkem Kontrast zu der Situation vor einigen Jahren, als wir monatelang auf eine Weiterentwicklung des alten Netscape 4.6 warten mußten und dann lediglich einige unbedeutende Verbesserungen erhielten. Mozilla 1.3 für OS/2 entspricht komplett dem Mozilla-1.3-Browser einschließlich aller Komponenten zur Bearbeitung von E-Mail, News, grafischer Webseitenentwicklung, IRC-Klient (Internet Relay Chat) zur Online-Kommunikation mit Webteilnehmern rund um den Globus sowie der Unterstützung Mozilla-bezogener Projekte, wie sie auf Seiten wie http://mozdev.org/ zu finden sind.
Multimedia ist ein Bereich, in welchem OS/2 während der letzten 6 bis 7 Jahre der Entwicklung ernsthaft hinterherhinkte. In der Vergangenheit konnten wir einige vielversprechende Multimediaprogramme kommen und gehen sehen. Ich war begeistert vom WarpMedia-Player, welcher mp3-Musikdateien und die damals sehr gefragten Videodateien des Formats DivX-3.11 unterstützte und mit einer schlanken Benutzeroberfläche ausgestattet war, die auch mit abgerundeten Ecken dargestellt werden konnte - zur damaligen Zeit war das selbst mit WinAmp, dem den Windows-Markt beherrschenden Audiospieler, nicht zu bewerkstelligen, und das ließ OS/2 sehr gut aussehen. Traurigerweise wurde WarpMedia niemals "fertig", und ist von seinen Entwicklern wahrscheinlich aufgegeben worden. Andererseits ist das kein Grund zur Sorge, denn ein engagiertes Team russischer Entwickler hat uns inzwischen die Medienabspieler WarpVision und WV-GUI beschert. Diese beiden Programme, von denen eines befehlszeilen- und eines grafikorientiert arbeitet, unterstützen viele neuere Audio- und Videoformate wie DivX 3, 4 und 5, MPEG-1 and MPEG-2 (einschließlich der Unterstützung von DVD-Filmen, die mit jeder Programmversion besser wird) und kommt sogar mit QuickTime- und Windows-Media-Videodateien (z.B. *.asf und *.wmv) zurecht.
Auch wenn die Rechtmäßigkeit dieser Unterstützung fraglich sein mag - es steht jedenfalls fest, daß sie existiert und im Internet recht einfach zugänglich ist. Neue Programmversionen der (von mir favorisierten) WV-GUI erscheinen in etwa einmal die Woche oder gar öfter, und jede neue Version ist besser als die vorherige. Vor einigen Tagen bin ich beinahe vom Stuhl gefallen, als mich das Programm in die Lage versetzte, einfach eine kommerzielle Video-DVD in mein DVD-ROM-Laufwerk einzulegen und mir den Film (mit Ton) unter eCS ansehen zu können. Allerdings gibt es da noch einige Vorbehalte. Derzeit spielt die WV-GUI zwar die Filme ab, bietet aber noch keine DVD-Menüunterstützung und man ist nicht in der Lage, Kapitel anzuspringen. Man kann sich den Film jedoch von Anfang bis Ende ansehen und dabei in Minutenschritten vor- und rückwärts springen.
Und schließlich steht uns das Erscheinen der eComStation 1.1 in diesem Monat unmittelbar bevor. http://www.ecomstation.biz/ wurde geschaffen, um diese neue Version in den USA absetzen zu können, und es existieren darüber hinaus immer noch Anbieter in Europa, Kanada, Australien und möglicherweise weiteren Ländern, die uns diese neue Version recht schnell zur Verfügung stellen werden. Kim und Bob von Serenity Systems, die Entwickler der eComStation, haben unlängst allgemein bekanntgegeben, daß die neue Version zur Produktion freigegeben wurde und in Kürze ausgeliefert werden wird. Auch wenn ich bei der Entwicklung von eCS 1.1, anders als bei 1.0, in der Entstehungsphase nicht persönlich involviert war, ist mir dennoch hinlänglich bekannt, daß die neue Version ein vollständig überarbeitetes und in sich abgeschlossenes Installationsprogramm mitbringt (die erste eCS-Version mußte noch auf Teile der alten IBM-Installationsroutinen von Warp 4 zurückgreifen, was das Leben von Anwendern mit speziellen Hardwaregegebenheiten ziemlich erschwerte). Je weniger wir von IBMs Installationsprogrammen abhängig sind, desto lieber ist es mir.
Die Version 1.1 verspricht zudem etliche weitere Verbesserungen (von denen die nicht unwesentlichste der geringere Preis von $59.95 für Anwender, die von eCS 1.0 kommen, sowie von $99.95 für Anwender, die von OS/2 Warp 4 ausgehen, ist). Die lizenzpflichtigen Anwendungen, die in der vorherigen Version mit eingeschlossen waren, sind nun in ein "Anwendungspaket" ausgelagert worden, welches gemeinsam mit Version 1.1 erworben werden kann. Dieses Anwendungspaket besteht hauptsächlich aus Lotus SmartSuite in der Version 1.7, HOBLink X11 (zur Ausführung von X-Window-Programmen, wie sie üblicherweise auf Unix- und Linux-Systemen zu finden sind) sowie die Bildbearbeistungssoftware und Scannertreiber Applause von STI.
Obwohl erst drei Monate vergangen sind, sieht 2003 bereits jetzt schon wie eines der besten Jahre für OS/2 und eComStation aus, und das seit der Einführung von OS/2 Warp im Jahre 1994 - inmitten einer beschämenden Periode des verzögerten Erscheinens von Microsofts versprochener neuer Windows-95-Plattform. Ich frage mich, was der Rest des Jahres meinem Lieblingsbetriebssystem noch so bringen wird.
Daten und Quellen:
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