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Juni 2002

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Aufnehmen von Schallplatten mit Playrec und Copywave

Von Georg Neckel © Juni 2002

Nachdem in den letzten VOICE Newslettern über verschiedene MP3-Kodierer und -Decodierer berichtet wurde, möchte ich hier auf ein Thema eingehen, welches wahrscheinlich die mittleren bis älteren Semester anspricht, da die noch am ehesten eine Beziehung zur guten, alten Schallplatte haben.

Will man die Musik von Schallplatten auf CD brennen oder auch im MP3-Format abspeichern, so braucht man erst einmal einen Plattenspieler und einen Entzerrer-Vorverstärker, den man dann an den »Line In«-Eingang der Soundkarte anschließt. Meist ist hierfür ein Adapterkabel, Cinch -> 3,5mm Klinkenstecker erforderlich. Um Brummschleifen zu verhindern, sollte man die Erdungsleitung, die meist separat an einem Plattenspieler vorhanden ist, an die Masse des Vorverstärkers legen. In meinem Fall hat das jedenfalls geholfen. Alternativ dazu kann man auch einen Vollverstärker mit Phono-Eingang nehmen, bei dem dann der Tape-Ausgang mit der Soundkarte verbunden wird. Diese Lösung hatte ich zuerst auch verwendet. Mein Verstärker hat jedoch einen sehr schlechten Fremdspannungsabstand, was zur Folge hatte, daß meine Aufnahmen ein starkes Rauschen hatten. Der Einsatz des separaten Entzerrer-Vorverstärkers brachte dann Besserung. Man sollte wenn möglich beide Optionen einmal ausprobieren.

Um die Musik dann auf die Festplatte zu bringen, verwende ich die Freeware-Programme Playrec und Copywave von Carsten Arnold. Dies sind zwei kleine, aber sehr nützliche Befehlszeilen Programme, die jedoch nach dem Aufruf im OS/2 Fenster mit einer Pseudografik daher kommen. Bei dem Ausdruck Befehlszeile mögen jetzt einige sofort abwinken. Da ich ebenfalls kein Freund von Befehlszeilenprogrammen bin ging es mir auch so, bis ich mir diese Programme einmal näher angesehen und mir die Parameterliste aus der mitgelieferten README-Datei ausgedruckt hatte. Da man meist die gleichen Parameter benutzt, bietet sich an, diese direkt in den Programmaufruf einzubinden. Außerdem kann man die Titelnamen, die man ja individuell eingibt, über eckige Klammern in der Parameterzeile abfragen lassen. Das macht die ganze Sache schon etwas komfortabler. Die Eingabe der Parameter sieht dann im Einstellungsnotizbuch von Playrec wie in Abbildung 1 aus. In diesem Beispiel haben die Parameter folgende Bedeutung:

Parameter für Playrec
Abb.1: Parameter für Playrec

/r (record)
Das Programm wird im Aufnahmemodus gestartet. Ohne diesen Parameter wird nur wiedergegeben.
/p (pause)
Das Programm wird im Pausemodus gestartet, um zeitgenau die Nadel am Plattenspieler aufsetzen oder ein anderes Wiedergabegerät starten zu können.
/sp
Das Programm wird mit einer Balkenanzeige als VU-Meter gestartet, bei der man dann wie bei einem normalen Recorder die Aussteuerung kontrollieren kann.
/o (overwrite)
Wenn ein Titelname schon existiert, wird dieser beim Aufruf automatisch überschieben. Wenn das Aufsetzen der Nadel nicht richtig getimet wurde, oder die Aussteuerung noch nicht stimmte, so kann man das Programm einfach mit <ESC> abbrechen und mit dem gleichen Titel neu starten.
/v:50 (volume)
Mit diesem Wert wird der Startwert für die Aussteuerung angegeben. Dies ist ein Prozentwert, der von der Signalgröße am Soundkarten-Eingang abhängt. Hier muß man bei den ersten Aufnahmen die Aussteuerungsanzeige beobachten und die Aussteuerung mit den Tasten <Pfeil-auf> und <Pfeil-ab> so anpassen, daß die Balkenanzeige bei Vollausschlag möglichst nicht rot wird.

Dann fehlt nur noch die Titelabfrage, welche hier mit der Angabe Titel in den eckigen Klammern erledigt wird. Die Endung .wav wird in deisem Beispiel automatisch hinzugefügt. Die Anführungszeichen sind nötig, um Leerzeichen im Titelnamen verwenden zu können.

Da Playrec sowohl zur Aufnahme als auch zur Wiedergabe benutzt werden kann, macht es Sinn, sich für diese jeweiligen Funktionen eine eigenes Programmobjekt mit den für die Aufnahme und Wiedergabe benötigten Parametern anzulegen. Dabei gibt man dann dem Objekt einen entsprechend sinnvollen Namen. Dieser Name wird im Einstellungsnotizbuch unter Symbol eingegeben. Außerdem kann man hier noch ein eigenes Symbol zuordnen. Unter Pfad und Dateiname wird natürlich der Pfad zu Playrec eingegeben. Als Arbeitsverzeichnis sollte hier der Ordner eingetragen sein, in dem die aufgenommenen Musikstücke gespeichert werden. Ein kleiner Tip hierzu: Ich speichere meine Aufnahmen zunächst immer im gleichen Verzeichnis und verschiebe sie dann später in einen Ordner mit dem entsprechenden Plattennamen. Dabei sollten sich diese beiden Verzeichnisse am besten auf einer Partition befinden, damit das Verschieben schneller geht. Bei der Wiedergabe werden dann andere Parameter eingegeben, zu denen wir später noch kommen. Zuerst muß die Musik einmal aufgenommen werden, was wir mit einem Doppelklick auf das neu erstellte Progammobjekt starten. Zunächst wir dann nach dem Dateinamen oder auch Musikstück gefragt. Nach der Eingabe des Titels erscheint dann ein Fenster wie in Abbildung 2 dargestellt. Der Titel ist hier mit Test benannt.

Playrec im Pausemodus vor der Aufnahme
Abb.2: Playrec vor der Aufnahme

Hier ist schon zu sehen, daß sich das Programm im Pausemodus befindet. Mit der Leertaste wird dann die Aufnahme gestartet oder auch gestoppt. Die Datei wird aber erst nach Abbruch mit <ESC> endgültig abgeschlossen. Wenn nötig, kann man das Aufnahmevolumen (R.vol) mit den Pfeiltasten noch anpassen. Leider wird im Pausemodus die Aussteuerung mit der Balkenanzeige nicht angezeigt. Man kann also erst bei der Aufnahme sehen, ob die Aufnahmelautstärke stimmt.

Während der Aufnahme sieht das OS/2-Fenster dann wie in Abbildung 3 aus.

Playrec bei der Aufnahme
Abb.3: Playrec bei der Aufnahme

Die Größe der Sounddateien wird eigentlich nur vom zur Verfügung stehenden Festplattenplatz eingeschränkt.

Die Wiedergabe

Mit Playrec lassen sich Sounddateien, wie schon erwähnt, aber auch wiedergeben. Dabei muß nicht gleich die ganze Datei zeitraubend in den Arbeitsspeicher geladen werden, wie das zum Beispiel beim Ceres Soundstudio der Fall ist. Mit dem Aufruf

playrec titel.wav
wird die Sounddatei schon gestartet. Auch hier kann man sich natürlich mit den Parametern die Balkenanzeige zusätzlich aufrufen.

Aber auch für diesen Vorgang gibt es eine sehr komfortable Lösung mit einem eigenen Programmobjekt.

Parameter für die Wiedergabe mit Playrec
Abb.4: Parameter für die Wiedergabe mit Playrec

Mit den Parametern aus Abbildung 4 ist es möglich, das Programm zur Wiedergabe zur starten, indem man die Sounddatei einfach per Drag and Drop auf das Programmsymbol fallen läßt. Das Programm startet dann sofort mit der fallengelassenen Datei. Das geschieht grundsätzlich mit "%*". Die anderen Angaben haben diegleiche Bedeutung wie bei der Aufnahme. Als Arbeitsverzeichnis braucht hier nichts eingegeben werden. Mit dieser Funktion kann man sich eine gerade aufgenommene Sounddatei sehr schnell anhören. Dabei läßt sich in den Dateien mit den Tasten <Pfeil-auf> und <Pfeil-ab>, bzw. <Bild-auf> und <Bild-ab> sehr schnell innerhalb des Musikstücks navigieren.

Jetzt wird auch klar warum zwei Programmobjekte gebraucht werden, eins zur Aufnahme und eins zur Wiedergabe.

Man kann sich diese Objekte zur Aufnahme und Wiedergabe auch ins Warpcenter ziehen. Das Drag and Drop für die Wiedergabe funktioniert hier ebenfalls. Und die Aufnahme läßt sich so auch ganz schnell starten, ohne vorher in Verzeichnisse wechseln zu müssen.

Kopieren und zurechtschneiden

Was macht man aber, wenn man Schallplatten hat, bei denen die Musikstücke ohne Pause ineinander übergehen? Nicht nur bei Live-Konzerten ist das der Fall. Als Beispiel seien hier nur einmal die LPs Oxygene und Equinoxe von Jean Michel Jarre erwähnt. Aber auch in anderen Musikrichtungen finden sich solche Platten.

Man will natürlich später auf der CD schon die einzelnen Tracks anwählen können. Aber beim Anhören nacheinander soll der Übergang von einem Track zum nächsten nicht zu hören sein, sprich es soll keine Pause dazwischen sein.

Auch hierfür gibt es ein Tool von Carsten Arnold. Copywave ist ein kleines Programm, um aus großen Sounddateien sekundengenau (oder sogar zehntelsekundengenau) Teile herauszukopieren. Dabei werden, man ahnt es schon, ebenfalls Parameter an Copywave übergeben. Man kann dabei mehrere Abfragen nacheinander aufrufen lassen.

Um das zu gewährleisten, sollte die Parameterzeile von Copywave im Einstellungsnotizbuch zum Beispiel folgendes enthalten:

"[Ursprungstitel].wav" /st:[Startzeit] /et:[Endzeit] "[Zieldatei].wav"

Nacheinander wird man dann beim Aufruf nach

Auch hier sollten die Anführungszeichen beachtet werden, um Leerzeichen im Titel benutzen zu können. Damit alles funktioniert, ist hier besonders wichtig, das richtige Arbeitsverzeichnis (in dem sich die Musikdateien befinden) anzugeben.

Die Eingabe der Zeit kann entweder in Sekunden oder im Format hh:mm:ss.ms erfolgen. Diese Angaben kann man sich entweder bei der Wiedergabe mit Playrec herauslesen, oder aber man hat die Angaben vom Plattencover, die aber nicht immer genau stimmen müssen. Man gibt jetzt als Startzeit des zweiten Titels genau die Endzeit des ersten herauskopierten Titels in Sekunden an. Die so erhaltenen Dateien brennt man dann in der richtigen Reihenfolge mit DAO (Disc at once) auf eine CD. Die Option DAO ist dabei natürlich sehr wichtig, da sonst vom Brennprogramm zwischen den Titeln trotzdem noch Pausen gesetzt werden. Um mit DAO eine CD unter OS/2 zu erstellen, kann man CDRDAO oder RSJ benutzen. Mit RSJ öffnet man in CDView erst den Recorder, in den man natürlich vohrer einen leeren Rohling eingelegt hat. Nachdem man dann die *.wav Dateien einfach per Drag and Drop vom Aufnahmeverzeichnis ins CDView Fenster kopiert hat, wird der Brennvorgang mit DAO gestartet.

Beim Abspielen wird man dann den Übergang vom ersten zum zweiten Titel nicht heraushören. Lediglich auf der Anzeige des CD-Players ist zu sehen, wenn der zweite Titel anfängt.

Bei näherer Betrachtung der Parameterliste von Copywave fällt auf, daß man auch Musikstücke zurechtstutzen kann, wenn zum Beispiel am Ende schon der Anfang des nächsten Stückes zu hören ist. Dann braucht man die Aufnahme nicht zu wiederholen, sondern kürzt die Datei einfach auf die entsprechende Länge.

Es ist sogar möglich, sich aus mehreren Wave-Dateien eine Datei zusammenzusetzen. Der entsprechende Parameterstring dafür lautet:

{[Source1].wav /st:[Startzeit] /et:[Endzeit]} + {[Source2].wav /st:[Startzeit] /et:[Endzeit]} [Zieldatei].wav

Hier werden zwei Dateien mit Angabe von Start- und Endzeit zu einer Datei zusammengefügt.

Zugegeben, der String ist recht lang, aber man braucht ihn ja für sein entsprechendes Programmobjekt nur einmal einzugeben (oder aus diesem Text zu kopieren und einzufügen), um ihn dann immer wieder zu nutzen.

Wenn man sich nun seine Programmobjekte zusammengestellt hat, jedes mit einem sinnvollen Namen versehen, bietet sich an, diese in ein eigenes Fach im Warpcenter zu ziehen. Man hat dann auf alle Funktionen einen schnellen Zugriff. Es ist dann auch möglich, während der Aufnahme der zweiten Plattenseite andere Titel von der ersten Plattenseite schon zu schneiden. So relativiert sich die Zeit, die man zum Aufnehmen braucht. Generell können Aufnahmen im Hintergrund laufen, ohne das Störungen auftreten.

Wer mit dieser Vorgehensweise einmal einige Platten digitalisiert hat, der wird kaum noch eine grafische Oberfläche vermissen.

Meine Beispiele sollen als Anleitung für die wichtigsten Vorgehensweisen der Musikaufnahmen am Computer dienen. Wer sich aber einmal etwas mehr mit der Materie beschäftigt hat, wird sich schnell und ohne viel Aufwand sein ganz individuelles Musikstudio einrichten.

Daten und Quellen:
Playrec, Copywave
Hersteller: Carsten Arnold
Preis: Freeware

Carsten Arnolds Homepage: http://home.t-online.de/home/c.arnold/


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