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Juni 2003
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Von Per Johansson © Juni 2003, Übersetzung: Marckus Kraft |
Dieser Beitrag handelt von meinen persönlichen Erfahrungen mit SCSI-Geräten und meinen Computern. Ich bin mehr eine Software- als eine Hardware-Person, aber manchmal macht es Spaß neue Hardware auszuprobieren. Obwohl ich OS/2-Anwender bin, ist meine Arbeit meistens nicht an eine Plattform gebunden und der Großteil meiner OS/2-spezifischen Kenntnisse besteht darin, wie diese und jene Hard- bzw. Software zum Laufen zu bringen ist. Von Beruf bin ich Software-Entwickler.
Ich werde mich hier kurzfassen, da über SCSI schon woanders geschrieben wurde, zum Beispiel im VOICE Newsletter März 2002: Der SCSI-Workshop und auf der Web-Site Gary Field's SCSIInfo Central.
SCSI ist die Abkürzung für "Small Computer System Interface". Als ein Satz von Standards der Organisationen International Organization for Standardization (ISO) und International Electrotechnical Commission (IEC) definiert SCSI die Verbindung von Geräten mit dem Computer über eine Schnittstelle, die Befehle nach dem SCSI-Standard versteht. In letzter Zeit ist SCSI für den durchschnittlichen Anwender weniger interessant geworden, da externe Geräte, wie z.B. Scanner, über die USB-Schnittstelle angeschlossen werden und interne Geräte, wie z.B. CD-Brenner, die früher einen SCSI-Controller erforderten, heutzutage am IDE-Bus (ATA) mit den Festplatten hängen.
Für OS/2-Anwender gibt es keine andere Wahl als SCSI, wenn man einen Scanner benutzen möchte. Seit neuestem unterstützt Tame/2 jedoch auch einige USB-Scanner.
Die Vorteile von SCSI sind u.a.: 7 oder 15 Geräte an einem Anschluß sind möglich (im Gegensatz von 2 Geräten pro IDE-Kanal), Geschwindigkeit und Qualität der Geräte.
SCSI-Geräte bedeuten zusätzliche Kosten, allerdings kann man diese über Internet-Auktionen gering halten. Das hat bis jetzt für mich immer funktioniert.
Zum ersten Mal habe ich die Welt des SCSI Ende 2000 betreten, als ich dachte, daß ich einen Scanner haben müßte. Ich kaufte einen Umax Astra 2200, weil er sowohl einen SCSI- als auch einen USB-Anschluß hatte. Außerdem war er ein Auslaufmodell und daher günstig. Unglücklicherweise war USB der Standardanschluß, so daß nur ein USB-Kabel, aber kein SCSI-Kabel dabei war.
Man muß sich einen SCSI-Controller (Erweiterungskarte) beschaffen, es sei denn, daß Motherboard hat einen eingebaut, was selten vorkommt. Hier in Schweden haben die Anbieter überwiegend Controller von Adaptec (teuer) und von Tekram (manchmal günstiger). Die Anschlüsse auf dem Controller sind entweder 50-polig oder 68-polig (Wide SCSI). Neuere Festplatten haben 68-polige Anschlüsse, während Geräte wie DVD-Laufwerke oder CD-Brenner 50-polige Anschlüsse haben. Scanner schließt man i.d.R. über 25-polige Anschlüsse an (das "Apple"-Erbe). Für High-End-Geräte gibt es 80-polige Anschlüsse (SCA). Diese sind aber für den Heimanwender nicht so interessant.
Auf die Unterschiede zwischen den verschiedenen Anschlüssen und unterschiedlichen SCSI-Versionen werde ich hier nicht eingehen. Weitere Informationen dazu finden Sie im Internet unter: Storage Review oder bei Adaptec. [Anm. d. Übers.: 1. Gerade ist ein tecchannel compact zum Thema Storage-Technologien erschienen, daß gut zum Thema SCSI informiert. 2. Siehe auch den schon erwähnten SCSI-Workshop im VOICE Newsletter vom März 2002 und April 2002.]
Ich habe denn billigsten SCSI-Controller gekauft, den ich finden konnte, den Tekram DC-395U mit je einem 50-poligen internen und externen Anschluß. Da ich den Controller eigentlich nur für den Scanner benutzen wollten, habe ich nach einem Controller mit 25-poligem Anschluß gesucht. Aber solche Tierchen sind selten! Zusätzlich habe ich ein Kabel mit einem 50-poligen Stecker auf der einen Seite und eine 25-poligen auf der anderen gekauft (es gibt aber auch 50-zu-25-Konverter.). Der SCSI-Bus muß an beiden Enden terminiert werden, entweder durch ein Gerät oder durch eine Terminator. Da der Scanner keine Terminierung hat, erwarb ich auch noch einen Terminator.
Eine andere Sache im Zusammenhang mit SCSI-Controllern ist das "Flashen des BIOS". Man beschafft sich die letzte Version des BIOS vom Hersteller und installiert es im Controller. Die Gründe dafür sind neue Features und weniger Fehler. Normalerweise bootet man DOS und benutzt dann ein spezielles Flash-Programm. Wenn etwas schiefgeht, z.B. durch Stromausfall, wird der SCSI-Controller unbrauchbar, aber was wäre das Leben ohne ein bißchen Abenteuer und Nervenkitzel? Alle meine Controller erhielten daher die neueste BIOS-Version.
Die Installation des Controllers war recht leicht. Einfach den OS/2-Treiber in das Verzeichnis \OS2\BOOT kopieren und die Zeile BASEDEV=TRM3X5.ADD in der Datei CONFIG.SYS einfügen. Für andere Controller müssen Sie natürlich die entsprechenden Treiber verwenden.
Der Scanner arbeitete zufriedenstellend, nachdem ich die Scanner-Software installiert hatte, die ich bei CFM erworben habe, da die mitgelieferte Software nur für ... war, naja, Sie wissen schon. Die OS/2-Entwicklung bei CFM scheint eingestellt worden zu sein, so daß Sie sich jetzt anderswo nach Treiber umschauen müssen.
Ein Jahr später glaubte ich, eine größere Festplatte zu benötigen. Ich hielt es auch für eine gute Idee, eine SCSI-Platte zu kaufen. Die waren zwar zwei- bis dreimal so teuer wie IDE-Platten, aber wenn stört das? Ich kaufte dann eine weniger teure: IBM Ultrastar 36LP. Zu diesem Zeitpunkt entdeckte ich, daß neue Festplatten einen 68-poligen Anschluß erforderten, also mußte ein neuer SCSI-Controller her. Da ich keine Einwände gegen Tekram hatte, kaufte ich den DC-395UW, welcher so ähnlich ist wie der alte, halt mit 68-poligem Anschluß. Da die Platte keine Terminierung bot, kaufte ich einen aktiven Terminator. Aktive Terminatoren sind besser als passive und ich dachte, mit einer Festplatte am Bus wäre ein aktiver die bessere Wahl. Die Stromleitung des Kabels könnte zu schwach sein, besonders bei längeren Kabeln.
Und jetzt: das Problem. Der SCSI-Controller zeigte als Größe der Festplatte nur 8 GB an. Das neueste BIOS half nicht und ein neuer OS/2-Treiber war auch nicht zu bekommen. Dies ist ein bekanntes Problem, da kann man nichts machen. Wahrscheinlich hätte ich den Controller beim Händler zurückgeben sollen, aber aus verschiedenen Gründen habe ich ihn behalten.
In den einschlägigen Newsgroups suchte ich nach guten und nicht teuren SCSI-Controllern und entschied mich dann für den Tekram DC-390F. Dieser hat einen Symbios-SYM53C875-Chip, nicht einen Tekram-Chip, wie die anderen Controller. Für diesen Controller würde man den Treiber TMSCSIW.ADD verwenden. Unglücklicherweise wurde dieser Treiber beim Booten nicht geladen. Zur Not kann man nun auch den Treiber SYM8XX.ADD von Symbios (jetzt LSI Logic) verwenden. Dieser Treiber ließ sich laden, allerdings trat jetzt ein neues Problem auf: Booten von der Festplatte war nicht möglich! Ich verbrachte einige Tage damit, die Hardware neu zu arrangieren und die Reihenfolge in der CONFIG.SYS zu ändern, aber der Boot-Vorgang endete immer beim Laden von "????.DMD. Ich fragte im Usenet nach und lernte dabei mehr über den Boot-Vorgang von OS/2 als ich jemals für notwendig hielt, aber ohne Erfolg. Von Tekram kam auch keine Unterstützung und der Support von LSI Logic antwortete mir, daß ihr Treiber den Tekram-Controller nicht unterstützen würde und ich solle doch den Tekram-Treiber verwenden. Bis heute habe ich dieses Problem noch nicht gelöst.
Ich ließ eine Boot-Partition auf der alten IDE-Platte und verschob die anderen Partitionen auf die SCSI-Platte. Ich verwende unterschiedliche Partitionen für Daten und System.
Der externe Anschluß des DC-390F ist 68-polig im Gegensatz zu dem 50-poligen des anderen Controllers. Was aber bedeutete, daß ich ein anderes SCSI-Kabel kaufen mußte, um den alten DC-395 UW-Controller loszuwerden.
Als nächstes stellte ich fest, daß ich ein DVD-Laufwerk brauchte. Das einzige, relativ günstige SCSI-Laufwerk war das Pioneer DVD-305S. Es hat einen 50-poligen Anschluß, kann also nicht am Kabel mit der Festplatte angeschlossen werden (es gibt zwar Konverter-Adapter, aber die sollte man besser meiden). Außerdem kann ein Ein-Kanal-Controller wegen der SCSI-Topologie nicht an allen drei Anschlüssen gleichzeitig genutzt werden. Da Scanner, Festplatte und DVD-Laufwerk verschiedene Kabel benötigten, reaktivierte ich den alten DC-395 UW-Controller. Es stellte sich bald heraus, daß die Kombination mit dem DVD-Laufwerk keine gute Idee war. Das System trappte jedesmal, wenn das DVD-Laufwerk loslegen wollte. Die Kombination Festplatte und DVD-Laufwerk an den DC-390F und den Scanner an den DC-395UW war besser. Glücklicherweise ist beim DVD-Laufwerk der Terminator eingebaut, so daß kein weiterer beschafft werden mußte.
Der nächste Schachzug war, dem Mix einen CD-Brenner hinzuzufügen. Ich verwende ihn hauptsächlich für Backups auf CD-RW und für den Transport von Daten (und Betas der eComStation!). Mittlerweile hatte ich gelernt, wie man Internet-Auktionen "benutzt" und ich hoffte, einen günstigen Brenner zu ersteigern. Es war dann einer von Lite-On, was sich aber als weiterer Fehler herausstellte, da er nicht mit dem Programm RSJ CD Writer zusammenarbeiten wollte. Also verkaufte ich ihn wieder und erwarb einen HP CD-Writer+ 9200 1.0c. Der funktioniert; sein BIOS läßt sich aber nur unter Windows 9x flashen. (Diverse Hardware kann geflasht werden, nicht nur SCSI-Controller.)
Ein weiterer, allerdings nicht SCSI-relevanter Fakt, der mir damals nicht bekannt war, ist, daß alte CD-Brenner nur mit vierfacher Geschwindigkeit brennen können, während neuere mit 12x schreiben. Sie verwenden auch unterschiedliche Rohlinge. Andererseits werde ich als nächstes dann doch wohl einen DVD-Brenner einsetzen.
Am Ende wollte ich die IDE-Festplatte, von der OS/2 immer noch bootete (aber nicht DOS oder Windows), dann doch loswerden. Ich hatte genug von den Tekram-Angeboten (obwohl andere Leute mit deren Produkten zufrieden sind, außer mit der 395er Serie, die niemand verteidigen möchte), ich wollte einen Controller von Adaptec, und zwar einen der neueren Ultra160-Serie, den 29160 oder den 29160N.
Der Artikel Abenteuer im Adaptec U160+-Land im VOICE Newsletter Dezember 2000 inspirierte mich. Ich fand einen 29160N auf der schwedischen Auktions-Web-Site QXL. Ich war ein bißchen nervös, da es Warnungen über OEM-Controller gegeben hatte, die möglicherweise nicht geflasht werden können. Schließlich hatte ich den Controller und er sah aus wie ein Standard-Controller. Ich flashte das BIOS auf den neuesten Stand und installierte den Treiber AICU160.ADD.
Anders als der Tekram-Controller warnte mich der Neue, daß die Kabelverbindung mit CD-Brenner und DVD-Laufwerk schlecht terminiert seien. Beide Geräte hatten die interne Terminierung eingeschaltet, was natürlich nicht der Fall sein sollte. Nachdem ich die Funktionsfähigkeit des Controller überprüft hatte, machte ich ein Backup der Daten auf der SCSI-Festplatte, wechselte das Kabel vom Tekram- zum Adaptec-Controller und führte auf der Festplatte ein Low-Level-Format durch. Dies wird bei Controller-Wechseln empfohlen, aber ich weiß nicht, ob das notwendig war. Dann spielte ich die Backups zurück und verschob die Boot-Partition mit DFSee. Jetzt konnte ich endlich von der SCSI-Platte booten. Bald danach entfernte ich die IDE-Platte zusammen mit den Treibern.
Es gibt noch was zu tun: Der Adaptec-Controller und die Festplatte können im "Low
Voltage Differential"-Modus (LVD) betrieben werden, dafür braucht man aber spezielle
Kabel und Terminatoren.
Es folgen einige Bilder von den Boot-Meldungen der SCSI-Geräte. Die ersten vier Bilder sind echte Bildschirmphotos mit einer Digitalkamera. Ich bitte die Qualität zu entschuldigen.
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