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Juli 2001

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Mit LimeWire Dateien über das Gnutella-Netz tauschen

Von Frank Berke ©Juni 2001

Payware oder Painware?

Viele Nutzer von Napster werden über die vergangenen Monate gemerkt haben, daß der Tausch von Dateien immer schwieriger geworden ist. Besonders die Suche nach populären Top-Hits ist zu einer echten Qual geworden. Zudem möchte Bertelsmann, denen Napster jetzt gehört, dieses langsam in eine kommerzielle Richtung bringen, was früher oder später bedeutet, daß man für seine Musik bezahlen muß. Details darüber sind noch nicht bekannt, aber es ist wahrscheinlich, daß es eine Mischung aus freien Downloads (zumeist unbekannte Gruppen, das heißt Newcomer) und kommerziellen (all die Hits die man im Radio oder auf den Musikkanälen im TV hört) geben wird. All dies wäre nicht das Problem und ich bin mir sicher, daß viele Leute hier bereit sind und die Möglichkeiten haben, mit einer kleinen Gebühr gute Musik zu unterstützen.

Leider jedoch hat Bertelsmann in den derzeitige Hype um den Schutz des "Geistigen Eigentums" seiner Klienten mit eingestimmt und es ist mehr als wahrscheinlich, daß die Songs, die man von Napster herunterlädt sobald es völlig kommerziell ist, keine reinen MP3s mehr sein werden: möglicherweise wird man einen speziellen Player benötigen, man kann keine WAVE-Dateien erstellen, um sie zum audiophilen Vergnügen im Auto auf CD zu brennen und man kann zurückverfolgt werden, wenn man es zuläßt, daß die Songs kopiert werden.

Alternativen

Persönlich finde ich das nicht sehr attraktiv, also habe ich nach Alternativen gesucht und glücklicherweise gibt es Alternativen da draußen. Während der letzten zwei Jahre ist ein neues Konzept des Dateitausches über das Internet populär geworden, nämlich P2P oder Person to Person. Das Konzept dahinter ist recht einfach: um Dateien zu tauschen, braucht man kein zentralistisches Modell wie Napster, man kann einfach etwas aufbauen, das an ein Peer-Netzwerk in einem lokalen LAN erinnert. Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher P2P-Modelle, von denen keines OS/2 unterstützt - außer dem vielleicht populärsten: Gnutella.

Tatsächlich profitieren die OS/2-Benutzer von der Cross-Platform-Strategie vieler Entwickler, so daß man ein Java-Programm benutzen kann, um Zugriff zum Gnutella Netz - oder gNet, wie es häufig genannt wird - zu bekommen. Mit der Benutzung eines solchen Java-Programmes verwandeln Sie Ihren PC in einen servent, was bedeutet, daß Sie gemäß der Peer-Philosophie sowohl als Server als auch als Client fungieren.

Limewire - allgemein

Ein sehr guter, wenn nicht sogar der beste Client zum Zugriff auf das gNet ist LimeWire, welcher von der US-amerikanischen Firma LimeWire LLC entwickelt wird. Ich benutze LimeWire seit der Version 1.2 und bis jetzt - die neueste Version ist 1.4 - haben es die Entwickler immer verstanden, ihre Software zu verbessern - sichtbar und unsichtbar. Der größte Vorteil der Implementierung von LimeWire in Java ist, daß es für alle Platformen verfügbar ist, die mindestens Java 1.1.8 unterstützen. Wenn Sie also - aus welchem Grund auch immer - mit verschiedenen Betriebssystemen arbeiten müssen, haben sie immer genau den gleichen LimeWire Client zur Verfügung. Für die populärsten Plattformen bietet LimeWire spezielle Installationsprogramme, die Sie auf der Download-Seite finden können.

Verglichen mit anderen Gnutella servents hat LimeWire ein sehr überzeugendes Benutzerinterface, was glücklicherweise keinen nennenswerten Einfluß auf die Performance hat. Obwohl sein "Look and Feel" sich von dem unterscheidet, was man gemeinhin kennt, läßt es sich intuitiv benutzen, und selbst ohne die guten Helpfiles (welche leider nicht der Distribution beiliegen, so daß man sie online betrachten muß) weiß man sofort, wie man die Software benutzen muß.

LimeWire - Aussehen und Benutzung

Das Hauptfenster von LimeWire wird durch fünf Laschen gegliedert, wovon jede den Zugriff auf die wichtigsten Funktionen während der Sitzung gewährt. Zudem gibt es noch einen erweiterten Optionsdialog, welcher die nicht so oft verwendeten Funktionen abdeckt.

Wurde LimeWire gestartet, findet man sich standardmäßig in der Lasche Search wieder und man kann mit der Suche beginnen, sobald LimeWire Anschluß ans Netz gefunden hat; es stellt die Verbindung zum LimeWire-Router (den Grund warum das wichtig ist, erkläre ich später) automatisch her. Den Verbindungsstatus kann man an dem Punkt in der unteren linken Ecke erkennen: wenn Sie "drin" sind, ist er grün, ansonsten rot und sogar die Schaltfläche daneben ändert ihre Funktion und hat entweder die Funktion Connect oder Disconnect. In der Lasche Connections können Sie noch weitere Details Ihrer Verbindung einsehen.

Wenn Sie Ihre Suche näher einschränken wollen, um bessere Ergebnisse zu erhalten, dann empfehle ich Ihnen, die Lasche Community zu öffnen und entweder einen bestimmten Inhaltsschwerpunkt zu wählen (z. B. 'Video') oder eine Region (z. B. 'Europe'). Klicken Sie anschließend auf die Schaltfläche Connect und warten, bis LimeWire Sie an der jeweiligen Gruppe angemeldet hat. Dies kann eine Weile dauern, aber sobald LimeWire genügend Hosts entdeckt hat, sollten Sie bessere Ergebnisse bekommen. Persönlich würde ich es begrüßen, wenn ich nach Inhalt und Region wählen könnte. Es steht zu hoffen, daß LimeWire dies in eine neue Programmversion integriert.

Zurück in der Search Lasche müssen Sie noch einmal vorgeben, nach welchem Datentyp Sie suchen möchten - meines Erachtens sollte LimeWire dieses automatisch gemäß der Gruppe ändern, in die man sich eingeloggt hat. Es ist natürlich trotzdem möglich, nach Bildern oder Musik in einer Video-Gruppe zu suchen, aber irgendwie macht das nicht so viel Sinn. Sie können mehrere Suchanfragen gleichzeitig starten, denn jede davon wird durch eine eigene kleine Lasche über dem Bereich repräsentiert, in dem die Suchergebnisse aufgelistet werden. Dort können Sie in LimeWire bequem die Ergebnisse in alphabetischer Reihenfolge, nach Verbindungsgeschwindigkeit oder ähnlichem sortieren, indem Sie einfach auf die Tabellenbezeichner klicken. Ein Doppelklick auf ein Ergebnis startet den Download - den Status des Downloads können Sie im Bereich Download verfolgen, der sich unterhalb der Ergebnisse befindet. Wenn Sie ihn nicht sehen können, so können sie die Größen beider Bereiche variieren, indem Sie die gepunktete Linie dazwischen mit Ihrer Maus anfassen.

Wie in Napster können Sie sich auch auch hier die Inhalte fremder Hosts anzeigen lassen und entdecken, woran Sie vielleicht gar nicht gedacht haben... ich habe mich oft inspirieren lassen, mehr herunterzuladen, besonders wenn ich einen schnellen Host gefunden hatte.

Eine sehr nützliche Funktion jedoch ist das Gruppieren - es ist standardmäßig eingeschaltet und wenn nicht, können Sie es durch das Aktivieren der entsprechenden Checkbox tun. Aber wozu dient es? Wenn das Gruppieren eingeschaltet ist, faßt LimeWire im Ergebnisfenster automatisch ähnliche Dateien zu einem Baum zusammen, was zwei wichtige Vorteile hat. Zum einen müssen Sie sich nicht durch noch mehr Suchergebnisse scrollen (und das können eine Menge sein, glauben Sie mir), und zum anderen behandelt LimeWire grupppierte Dateien anders, wenn Sie sich zum Download entscheiden. Markieren Sie die Gruppe durch einfaches Anklicken und wählen Sie Download ANY, so versucht LimeWire sie nacheinander herunterzuladen, angefangen bei der schnellsten Verbindung bis hinunter zur langsamsten. Die Chancen, mindestens eine freie Gegenstelle zu finden, wird somit erhöht, da LimeWire die Liste mehrmals hintereinander durchgeht und somit auch die nochmals abfragt, die vorher nicht verfügbar waren. Hinter der Schaltfläche Download ALL verbirgt sich die Möglichkeit, von allen aus der Gruppierung einen Download zur gleichen Zeit zu starten und erst zu stoppen, wenn mindestens einer der Downloads erfolgreich war. Dieses sogenannte 'Smart Download' Feature von LimeWire wird nicht für jeden gut funktionieren, aber man sollte es ruhig mal ausprobieren um herauszufinden, ob man damit tatsächlich bessere Downloadraten hinbekommt.

Neu in Version 1.4 sind die Sterne, die vor jedem Suchergebnis stehen. Sie zeigen an, welchen Downloads am ehesten Erfolg beschieden sein wird (4 Sterne) und welche sehr wahrscheinlich fehlschlagen (1 Stern). Natürlich ist es auch möglich, die Suchergebnisse nach der Anzahl der Sterne zu sortieren. Doch wie alle Automatismen ist auch dieser nicht unfehlbar. Wenn Sie unbedingt eine Datei benötigen, die nur von einem 33.6k Modem-Benutzer mit lediglich einem Stern zur Verfügung gestellt wird - versuchen Sie es ruhig. Es ist erstaunlich, wie oft auch solche Transfers klappen, während solche mit 4 Sternen scheitern.

Was LimeWire noch nicht implementiert hat, ist ein vernünftiger Mechanismus, um vorherige Downloads fortzusetzen. Viele Napster Clients (so auch Warpster von Brian Havard) erlauben es, den Download von Dateien wieder aufzunehmen, selbst wenn der erste Teil von einem anderen Host heruntergeladen wurde. LimeWire kann es zwar, wenn man das SmartDownload Feature benutzt, doch es gibt keine Garantie, daß es funktioniert. Es entscheidet entweder, den Download wieder aufzunehmen oder... es überschreibt den vorigen Download. Dies ist besonders ärgerlich, wenn man sich entschieden hat, etwas größeres herunterzuladen, ein Video zum Beispiel. Sobald Sie vom Netz getrennt werden oder dies sogar tun müssen (weil Sie z. B. eine teure Wählverbindung benutzen) ist es reine Glückssache, ob die Wiederaufnahme gelingt. Sofern Sie keine wirklich schnelle Verbindung zum Internet haben, brauchen Sie gar nicht erst zu versuchen, komplette Filme aus dem gNet zu laden.

Wenn Sie im gNet suchen, ist es relativ wahrscheinlich, daß Sie nicht so viele oder so gute Ergebnisse erzielen, wie Sie zuvor gehofft hatten. Dies kann mehrere Ursachen haben. Versuchen Sie zunächst, Ihre Suchanfragen etwas treffender zu formulieren - das heißt, geben Sie der Suchmaschine mehr Informationen: es werden unter Umständen weniger Ergebnisse zurückkommen, diese sollten aber dann eher Ihren Vorstellungen entsprechen. Wenn Sie keine Ahnung haben, wie Sie dies anstellen könnten, aktivieren sie die Lasche Monitor, schalten das Monitoring ein (standardmäßig: aus), indem Sie auf die entsprechende Checkbox klicken, und lernen von den Suchanfragen der anderen. Übrigens, in der Monitor-Lasche können sie auch sehen, was von Ihrem Servent gerade zu einem anderen Menschen im gNet hochgeladen wird. Ähnlich wie bei den Downloads können Sie an dieser Stelle einen Upload abbrechen, indem Sie mit der rechten Maustaste darauf klicken und aus dem Kontextmenü Kill auswählen.

Die am wenigsten wichtige Lasche ist meiner Meinung nach die Library. Dieses Fenster enthält Informationen darüber, welche Dateien Sie gerade im gNet teilen, angeordnet nach den Ordnern in denen sie sich befinden (und welche Sie auch explizit freigegeben haben). Was Sie hier tun können, ist lediglich, Dateien aus der Liste zu löschen, aber da LimeWire die Verzeichnisse bei jedem Programmstart auf's neue durchsucht, sollten Sie lieber Dateien, die Sie nicht über's gNet verteilt wissen wollen (Familienfotos z. B.), lieber in ein separates Verzeichnis verschieben. Seien Sie sich jedoch der Tatsache bewußt, daß LimeWire auch Unterverzeichnisse eines freigegebenen Verzeichnisses einbinden kann!

Zuletzt können Sie hier etwas über den Options-Dialog lernen. Hier geben Sie die nicht so häufig benötigten Einstellungen für LimeWire vor. In der Lasche Sharing können Sie die Verzeichnisse, die Sie im gNet zugänglich machen wollen, festlegen und auch wieder löschen, darüber hinaus ist es möglich, den Dateientausch von Ihrem Rechner auf bestimmte Dateitypen zu begrenzen, wie z. B. doc, html, mp3, jpg, usw. Dies mag für OS/2-Benutzer, die ihre Dateien ohne Dateinamenserweiterung speichern, problematisch sein, denn im Gegensatz zu minderwertigen Betriebssystemen kann OS/2 den Dateityp auch auf anderem Wege ermitteln. Darum also: Dateien, die Sie im Gnutella-Netz zur Verfügung stellen wollen, brauchen die Erweiterung.

Abhängig von der Geschwindigkeit Ihres Internetzugangs sollten Sie auch mal einen Blick in die Laschen Downloads und Uploads werfen - die voreingestellten Werte scheinen mir nicht passend - zumindest für einen Modembenutzer wie mich.

Für einige Leute wird sicherlich die Lasche Filters von Wichtigkeit sein. Dies mag vor allem auf solche zutreffen, deren Kinder LimeWire nutzen (gut, ich gebe zu, daß die allermeisten Kinder wohl früher oder später dahinterkommen werden, besonders dann, wenn sie auch den VOICE Newsletter lesen ;-). Hier können Sie nicht nur die Funktion Ignore adult content aktivieren, sondern auch eine Art persönlichen Filter aufsetzen - oder exakter, LimeWire mitteilen, welche Suchergebnisse es doch bitteschön ignorieren möge. Dies Funktion funktioniert ziemlich gut, aber wie immmer sollten Sie dies selbst austesten. Standardmäßig sind Erwachseneninhalte natürlich freigegeben.

Fazit

Gnutella kann Napster nicht ersetzen - noch nicht. Auf der einen Seite bietet es so viel mehr, doch auf der anderen Seite leidet es an Geschwindigkeitsproblemen und sehr, sehr niedrigen Erfolgsraten beim Download. Selbst die offizielle LimeWire-Statistik spricht hier von höchstens 25%, was aber einer deutlichen Steigerung gegenüber 10% Ende 2000 entspricht. Mit LimeWire oder jedem anderen Gnutella Client haben sie ein Programm für jeden zukünftigen Bedarf, da es nicht wie Napster auf einen bestimmten Dateityp festgelegt ist. Während einer einzigen Sitzung können Sie ein Video, Hühnchenrezepte und eine MP3-Datei herunterladen, ohne eine andere Applikation starten zu müssen. Darüber hinaus ist Gnutella anonym. Sie müssen sich nirgendwo registrieren, noch müssen Sie sich irgendwo einloggen, wenn Sie ans gNet gehen. Niemand wird wissen ob Sie "drin" sind, natürlich nur, solange Sie keinen Download starten. Dann, und erst dann machen Sie Ihre IP-Adresse demjenigen bekannt, von dessen Computer Sie etwas herunterladen.

Napster wird wohl noch immer bessere Ergebnisse liefern, da es auf MP3 beschränkt ist. Besonders für seltene/ältere Songs, welche nicht von den Filtern abgedeckt werden, die Napster implementieren mußte, um das Tauschen populärer Musikstücke zu verhindern, ist es nach wie vor erste Wahl.

Doch im Gegensatz zu Napster und anderen zentralistischen Datei-Tausch-Protokollen ist Gnutella weder im Besitz irgendeiner Firma, noch kann es abgeschaltet werden, da es sich aus tausenden und abertausenden einzelner Servents aufbaut. Jeder Programmierer kann einen Gnutella Client schreiben, da das Protokoll frei verfügbar ist. Es kann jedoch verbessert werden und dazu besteht sicherlich Handlungsbedarf: zu diesem Zweck haben die Vorreiter in der Gnutella Community das Gnutella Development Forum gegründet, mit dem Ziel, das Gnutella-Protokoll zu verbessern.

Diese Verbesserungen zu erklären und welche Bedeutung sie für den Endanwender bedeuten, ist nicht möglich ohne Hintergrundwissen über gNet, seine Technologie, die Entwicklung und die spezifischen Probleme. Diese Dinge werden daher Gegenstand eines Fortsetzungsartikels sein.

Quellenverzeichnis:
Gnutella: http://www.google.de/search?q=gnutella&hl=de&meta=
Limewire: http://www.limewire.com
Download: http://www.limewire.com/index.jsp/download
Dokumentation: http://www.limewire.com/index.jsp/userguide
Napster: http://www.napster.com
Warpster: http://silk.apana.org.au/warpster/


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