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Juli 2002
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Von Don Eitner © Juli 2002, Übersetzung: Carsten Kettner |
Die folgenden Video-Wiedergabe-Tests habe ich, nur zu Ihrer Information,
auf meinem System mit AMD Athlon 800 MHz und 512 MB RAM (PC133), einer Matrox
Millennium G450 Grafikkarte, IBM ATA-100 Festplatte und einer SoundBlaster
Live Value-Soundkarte durchgeführt. Auf diesem System läuft
eComStation 1.0 (mit Fixpack 2), Scitech Display Doctor SE 7.0.9 (die eingeschränkte
SDD-Version, die auf der ecomstation.com
Webseite oder über IBMs Device Driver Pak Online beziehbar ist) sowie
der SBLive-Treiber in Version 0.85.
Das Bild links zeigt einen Screenshot eines Teils meiner eComStation-Oberfläche
mit dem WVGUI-Player für OS/2 in standardmäßigem Aussehen.
Er spielt gerade den ursprünglich gelöschten Spider-Man-Film-Trailer
ab. Dies ist ein MPEG-Video (MPEG-1, soweit ich sagen kann) und er spielt
ihn unter WVGUI auf meinem System ruckelfrei ab, einschließlich der
Audio-Spur. Er ist sicherlich eine Weiterentwicklung im Vergleich zu IBMs
OpenMPEG-Player, der im Netscape 4 Plug-in-Pack mitgeliefert wird und der
stets mit hoher CPU-Last auf meinem System mit ruckelnden Sequenzen lief.
WVGUI schien die Wiedergabe ohne nenneswerte Aussetzer oder Ruckler zu meistern,
und der Rest meines Systems blieb während der Wiedergabe benutzbar.
Zur rechten sehen wir einen weiteren Screenshot, der die WVGUI mit einem
anderen MPEG-Video zeigt, diesmal mit der deutschen Band Kraftwerk. Dieses
Video wurde ebenfalls ohne nennenswerte Probleme abgespielt. Meine Absicht
hier war, die Synchronisation von Video- und Audio-Spur zu testen, aber gerade
dieses Video zeigt keinerlei Lippenbewegung des Sängers. Ich würde
sagen, daß alles nacheinander abgespielt wurde, aber es gibt keinerlei
Möglichkeit, dies mit diesem Video zu zeigen. Trotzdem war es im Großen
und Ganzen nett, dieses Video auf der eComStation zu sehen.
In diesem letzten Test wollte ich eine AVI-Datei mit dem bekannten DivX4-Codec verschlüsseln. Ich wollte auch die Fähigkeiten von WVGUI zur Vollbild-Wiedergabe testen. Anders als die beiden vorhergehenden Test-Videos, setzt das folgende aus der US-Version der TV-Comedy-Show "Whose Line is it Anyway" viel mehr Synchronisation von Video und Audio voraus. Ich bemerkte eine leichte Verzögerung des Videos, aber diese war während des gesamten mehr als 20-minütigen Films weniger als eine Sekunde hinter der Audio-Spur zurück. Wenn die Kamera nicht direkt auf die gerade sprechende Person gerichtet war, konnte man nicht sagen, daß irgendetwas falsch lief. Eher zeigten die Nahaufnahmen die Lippen-Synchronisations-Probleme. Die Pixeligkeit des Bildschirms wurde durch den Film selbst verursacht - die Vollbildschirm-Wiedergabe wurde in 1024x768er-Auflösung durchgeführt, die damit viel höher war, als die Auflösung jeder Fernsehsendung. Außerdem wurde das DivX-Verfahren dazu eingeführt, um ähnlich gefärbte, benachbarte Pixel zusammenzuführen, um die Dateigröße reduzieren zu können.
Der Wechsel zwischen Vollbild- und Fenstermodus verlief kurz und schmerzlos,
obwohl dazu ein Doppelklick mit der rechtenMaustaste vorausgesetzt
wird - wo ich es doch gewohnt bin, für diese Dinge in
OS/2-Programmen die linke Taste zu benutzen.
MPEG-Video ist nichts Neues. Sogar MPEG-2 (das Format, das für kommerzielle
DVD-Videos genutzt wird) ist nicht neu, aber es wurde auch nie unter OS/2
richtig unterstützt. WVGUI, das sich auf den Quell-Code von WarpVision
(ein Kommandozeilen-Programm) stützt, behauptet, sowohl MPEG-1- als
auch MPEG-2-Video unterstützen zu können. Ich konnte die MPEG-2-Behauptung
nicht testen, da ich keine Videos besitze, von denen ich wüßte,
daß sie ein MPEG-2-Format besitzen und weil ich auch kein DVD-Laufwerk
in meinem PC habe.
WVGUI unterstützt auch das sehr beliebte DivX-Dateiformat, Versionen
3, 4 und 5. Ich habe Videos in allen drei Formaten getestet und festgestellt,
daß diese tatsächlich laufen, sowohl mit Video- als auch mit Audio-Wiedergabe.
Die letzte große Ankündigung zu dessen Ruhme ist, daß
WVGUI sogar Micro$ofts ASF-Video-Codec unterstützt, der, wenn ich richtig
liege, von Micro$oft MPEG-4 gennant wird. Es ist eine ältere Version
des Windows-Media-Formats, so daß dessen Auftauchen etwas unerwartet
war. Ich testete mit zwei Video-Dateien, von denen ich weiß, daß
diese im sogenannten MP4-Format vorliegen. Eine von ihnen lief sehr gut, aber
ohne Ton und die andere, die ohne Ton begann, wurde nur mit sehr farbenprächtigem
Kauderwelsch dargestellt. Aber ein Video von zweien beweist, daß es
nicht unmöglich ist, Windows-Media-Unterstützung unter OS/2 und eComStation
zu erhalten. Dafür muß
man nur ein wenig mehr Arbeit investieren. Das eigentliche Problem ist, daß
M$ natürlich die Formate ständig ändert, um den Wettbewerb
für alle, die versuchen sie zu unterstützen, zu deren Gunsten zu
verzerren. Windows Media 8, zum Beispiel, ist nicht das gleiche wie ASF,
das auch nicht dasselbe wie Windows Media 7 ist.
WVGUI bietet viele Merkmale, die alle über eine Notizbuch-Schnittstelle
erreichbar sind. Im Haupt-WVGUI-Programm reicht ein Klick auf das Schraubenschlüssel-Icon
im unteren rechten Eck, um dieses Notizbuch aufzurufen. Sie können beispielsweise
Audio ausschalten, oder das Audio-Gerät, das Sie nutzen wollen, auswählen,
falls Sie mehrere Soundkarten in Ihrem PC haben. Sie können die Audio-Spur
auf bis zu 48 kHz neu sampeln oder die Audio-Auflösung von 48 auf 44,1
kHz (CD-Qualität) reduzieren. Die Optionen zur Video-Entschlüsselung
schließen Entschlüsselung auf RGB16 oder RGB24 (16 oder 24 Bit
pro Pixel) oder die Verwendung der beliebten YUV422-Farbräume ein. Sie
sollten die YUV422-Einstellungen jedoch nur benutzen, wenn Sie den neuesten
HWendive-Untersützungs-Treiber auf Ihrem System installiert haben.
Sie können entscheiden, das Seitenverhältnis (4:3, 16:9, u.s.w.)
beizubehalten, wenn Sie die Größe des Darstellungsfensters verändern,
oder wenn Sie diese Option ausgeschaltet haben, können Sie das Darstellungsfenster
so aufziehen wie Sie wollen. Sie haben die Wahl. Sie können WVGUI so
einstellen, daß es in den Vollbild-Modus schaltet, wenn ein Video abgespielt
wird oder Sie können das normale (Nicht-Vollbild-) Fenster vor andere
Fenster schieben lassen.
Sie können auch die Systempriorität des Programmes durch Änderungen
im Notizblock ändern, wodurch Sie dessen Performance auf maximale
Qualität oder auf maximales System-Multitasking optimieren. Ich habe
meine Tests mit den Standard-Einstellungen durchgeführt.
WVGUI unterstützt auch verschiedene Oberflächen-Darstellungen
(genauso wie WarpMedia, das hier bereits in diesem Jahr besprochen wurde,
und WinAMP), aber es wird mit diesem Programm nur eine Darstellung mitgeliefert,
so daß ich die anderen nicht testen konnte.
Entsprechend der Dokumentation, die mit WVGUI ausgeliefert wurde, ist eine
Abspiellisten-Funktion nicht implementiert. Wenn ich versuchen würde,
die Abspielliste zu öffnen und mehr als ein Video zur Liste hinzuzufügen,
würde das Programm natürlich abstürzen. Allerdings funktionierte
es ohne Probleme mit meinen drei Test-Videos, ein Video zur Zeit abzuspielen
und das nächste manuell zu laden, nachdem das vorherige geendet hatte.
Wenn man die Option, das Seitenverhältnis beizubehalten, während
der Änderung des Darstellungsfensters nutzt, stürzt das Programm
bei jedem Versuch die Größe des Fensters wiederherzustellen ab.
Dies passierte nicht, sobald diese Option ausgeschaltet war. Ein Bugreport
ist bereits an den Entwickler verschickt worden. Mir wurde mitgeteilt, daß
dieses Problem bereits mit der nächste Ausgabe behoben sei.
Einige Video-Formate, die WarpVision nicht versteht, werden entweder nicht richtig abgespielt (in einigen AVI-Dateien, die weder im DivX- noch im ASF-Format vorliegen, konnte ich zwar Ton hören, aber keine Bilder sehen) oder WVGUI stürzte sofort ab. Da die Dateiendung .AVI total bedeutungslos ist, was sich darin äußert, daß gut zwei Dutzend inkompatible Video-Codeces mit derselben Dateinamen-Erweiterung existieren, kann dies für viele Anwender entweder zu einem Treffer oder zu einer Niete werden. Es wäre das beste, wenn WVGUI den Fehler abfangen könnte und eine Fehlermeldung ausgäbe, daß das Dateiformat unbekannt ist, und wenn es außerdem nicht weiter versuchen würde, diese Datei zu laden.
Und ganz zum Schluß konnte ich nicht erfolgreich den Treiber zu
HwEnDIVE-Unterstützung nutzen. Ich installierte den Treiber entsprechend
der dem Treiber beiligenden Anleitung und startete das System neu. Das Problem
löste sich auf, nachdem ich die Einträge des Treibers aus der CONFIG.SYS
entfernte und das System neu startete. Anschließend stürzte das
Programm bei jedem Vesuch ab ein Video in WVGUI abzuspielen. Dieses Problem
wurde ebenfalls dem Entwickler geschildert, da die Dokumentation angibt,
daß diese Software-Hardware-Kombination (WVGUI + HwEnDIVE + Matrox
G450) sehr ausgiebig getestet wurde.
Für eine zeitgemäße Video-Wiedergabe unter einem modernen Betriebssystem wie eComStation oder OS/2 gibt es wahrscheinlich keine bessere Lösung als WVGUI. Es gibt zwar ein paar Haken, aber um Alex Samorukov, dem Entwickler dieses Programms, gegenüber fair zu bleiben, sollte erwähnt werden, daß dieser angibt, daß das Programm noch nicht fertig sei. Aber als ein natives OS/2-Programm mit Unterstützung für einige frühere "Windows-only"-Videodateien, ist dies ein großer Schritt in die richtige Richtung. Ich brauche nun nicht mehr länger ein altes DOS-Programm (QuickView Pro), um MPEG- und DivX-Videos sehen zu können und heute bekomme ich die Ton-Ausgabe, die in meinen DOS-Sitzungen fehlte, da es keine DOS-Treiber für SoundBlaster Live-Karten gibt. Es ist ein freies Programm, so daß es keinen Grund gibt, es nicht selbst einmal auszuprobieren.
Daten und Quellen:
WarpVision |
Don Eitner ist Entwickler der Website The 13th Floor http://freiheit.syntheticdimension.net.
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