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August 2003

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Virtuelle Laufwerke

Von Frank Wochatz © August 2003, Übersetzung:

Virtuelle Laufwerke lassen sich für verschiedene Aufgaben verwenden. So kann man z.B. einer Software, die sich nur von Disketten installieren lassen will, eine Floppy 'vorgaukeln' (zB. für die Installation von Fixpaks, oder beispielsweise zur Installation von Thinkpadtreibern, die oft als selbstextrahierende Archive ausgeliefert werden, und sich nur auf eine Diskette entpacken lassen), ohne das ein solches Laufwerk physikalisch vorhanden ist. Ein anderes Einsatzgebiet sind RAM-Disks. Diese lassen sich wie normale Festplattenlaufwerke ansprechen, jedoch befindet sich der Inhalt komplett im RAM. Da der RAM-Zugriff erheblich schneller ist als ein Zugriff auf eine echte Festplatte, kann eine häufig auf Dateien zugreifende Software um einiges schneller werden.

Denkbar ist auch das Umlenken von Cache, Temp-Variablen oder häufig verwendeten Bibliotheken auf eine RAM-Disk. Es können aber auch komplette Programme auf einer solcher Platte gespeichert werden, was die Startzeit erheblich verkürzen würde.

Achtung: Daten, die sich im RAM oder auf einer RAM-Disk befinden, werden bei einem Systemabschluß, ob gewollt oder durch einen Absturz verursacht, gelöscht! Wichtige Daten wie Dokumente gehören daher nicht in eine RAM-Disk bzw. müssen von dort gesichert werden (am besten in kurzen Zeitintervallen, um Datenverlust zu vermeiden oder zu minimieren).

Für OS/2 und eComstation gibt es für solche Einsätze diverse Tools mit unterschiedlichem Leistungspektrum. Einige davon möchte ich in diesem Artikel vorstellen.

VDISK - Die Bordwaffe

Im Lieferumfang von OS/2 ist bereits ein Treiber für ein virtuelles Laufwerk enthalten. Die Datei vdisk befindet sich auf dem Bootlaufwerk im Unterverzeichnis \OS2\BOOT.

Die Installation erfolgt manuell über einen Eintrag in der Datei CONFIG.SYS. Es können verschiedene Parameter wie Größe der Disk, Sektoren, usw. angegeben werden. Die genaue Syntax kann in der OS/2-Onlinehilfe nachgelesen werden. [Geben Sie dazu an einer Befehlszeile help vdisk ein. - Anm.d.Red.]

Ein VDISK-Laufwerk kann bis 32 MB groß sein. Änderungen an der Größe sind im laufenden Betrieb nicht möglich, sondern nur durch Anpassung der config.sys und einem damit verbundenen Neustart.

Die HELP-Datei von OS/2 enthält alle dazu erforderlichen Informationen.

VFDISK - Die Geheimwaffe

Entwickelt wurde dieser Treiber in der Version 1.7 von Brian Martin (IBM). Sucht man mit einem Editor in dem Treiber nach lesbaren Strings, stößt man auf "VFDISK 1.7 Virtual Floppy Disk (1.44Mb,1.2Mb,720K,2.88Mb,360K,1.84Mb) for OS/2 IBM Internal Use Only",

Aktuell ist die Version 3.0. Die Entwicklung der Treibers für virtuelle Diskettenlaufwerke wurde offensichtlich von Daniela Engert, auch bekannt für die Entwicklung diverser verbesserte IDE und ATA Treiber, übernommen.

Darüber hinaus enthält das Archiv ein Kontrollprogramm von Michael Fraenkel und Brian Martin in der Version 2.0 zur Anpassung der Diskettenkapazität. Unterstützt werden Größen von 360 k bis 2,88 MB. Ein besonderes Feature: die Diskette kann auch virtuell 'ausgeworfen' werden. VFDISK stellt dann dem Anwender den belegten RAM wieder zur Verfügung. Da man virtuelle Diskettenlaufwerke nur selten benötigt, läßt sich mit diesem Feature die Diskette in der config.sys als 'ejected' initialisieren, und nur bei Bedarf (z.B. für die installation von IBM-Device-Treibern, die als Diskimages ausgeliefert werden, wird die Diskette in der erforderlichen Größe 'on the fly' im laufenden Betrieb angemeldet und nach der Installation wieder abgemeldet.

Die Installation des virtuellen Laufwerks erfolgt weiterhin über einen Eintrag in der config.sys. Die HELP-Datei des 'VFDISK Control Programs' enthält alle dazu erforderlichen Informationen. Kurioserweise kann man die entsprechenden Seiten der HELP-Datei nicht aufrufen, wenn man die Hilfe aus dem Kontrollprogramm heraus öffnet - ein Inhalts- oder Indexeintrag für diese Seiten fehlt. Abhilfe schafft hier die Datei direkt mit View oder Newview zu öffnen, oder alternativ in der HELP-Datei nach 'config.sys' zu suchen.

Die Anpassung der Kapazität bzw. der Diskettenauswurf erfolgt bequem über ein Kontextmenü. Jede Diskettenkapazität wird im Kontrollprogramm mit einem speziellen Icon dargestellt.

VFDISK 3.0

Ritter der Kommandozeile können alle Aktionen auch durch ein ebenfalls enthaltenes Textmode-Tool ausführen. Leider ist die Syntax nicht dokumentiert. Im Gegensatz zu den Config.sys-Optionen muß zusätzlich auf der Kommandozeile der Laufwerksbuchstabe angegeben werden.

Beispiel:

vfctrl.exe T: 1

erstellt ein Laufwerk T: mit einer üblichen Diskettengröße in Höhe von 1,44 MB.

Wird der Code für die Größe weggelassen, gibt das Tool den aktuellen Zustand des Laufwerks zurück.

Leider schweigt sich die Dokumentation über die Lizensierung aus.

SVDISK - Die Wunderwaffe

Die "Super Virtual Disk v1.2" von Albert J. Shan ist die einzige kommerzielle Lösung. Es lassen sich virtuelle Laufwerke bis 128 MB Größe erstellen. Es können virtuelle Floppys mit Größen von 16 kB bis 2.88 MB simuliert werden (es wird auch das XDF-Format unterstützt). Die Größe der Disk läßt sich im laufenden Betrieb verändern. Die Laufwerke lassen sich virtuell auswerfen und können formatiert werden. Die Steuerung erfolgt über das PM-Tool SVDISK Control.

Super Virtual Disk

Die Installation erfolgt zweckmäßig über einen Textmode-Installer (auswählbare Sprachen: Deutsch und Englisch), die Dokumentation liegt im ASCII-Format vor und beschreibt die Benutzung ausführlich.

Achtung: Bei meiner Testinstallation wurden die *.msg-Files nicht erstellt. Diese können manuell erstellt werden, indem die Files *.ger nach *.msg umbenannt werden.

Einziger Wermutstropfen: Nach der Installation des Tools erscheint beim Booten ein Shareware-Countdown (der bei mir noch dazu gelegentlich ASCII-Schrott auf dem Bildschirm ausgab) - und dies innerhalb der regulären Testfrist.

Insgesamt ein hervorragendes und einfach zu bedienendes Tool, das allerdings mit seiner Registrierungsgebühr in Höhe von 40 US$ auch seinen Preis hat.

Zu beziehen ist dieses Tool z.B. über http://www.bmtmicro.com.

RAMIFS - Die Alternative

Einen anderen Weg geht die Freeware RAMIFS von Karl Olsen (erweitert von Jack Stein und Andrew Belov). Hier wird mittels Eintrag in die config.sys ein IFS (installable file system) installiert. Die eigentliche RAM-Disk wird erst mit Aufruf der Datei RAMDISK.EXE erstellt. Das hat den Vorteil gegenüber einigen anderen Lösungen, daß die Disk nur im Bedarfsfall erstellt wird. Das so entstandene virtuelle Laufwerk kann alle Größen haben, die der physikalische RAM hergibt. Es können auch mehrere Laufwerke parallel erstellt werden. Die Laufwerksbuchstaben können beim Aufruf des Programms frei vergeben werden. Darüber hinaus verhält sich RAMIFS dynamisch, d.h. es wird nur soviel RAM reserviert, wie tatsächlich belegt wird. Dabei darf man sich nicht davon irritieren lassen, daß die Größe der RAM-Disk bei einer Standardinstallation mit 64 MB zurückgegeben wird - die Rückgabe dieser Größe wird von vielen Programmen benötigt und hat nichts mit der tatsächlichen RAM-Belegung zu tun (der Rückgabewert ist übrigens konfigurierbar). Wird eine Datei vom Laufwerk gelöscht, gibt RAMIFS den Speicher entsprechend wieder frei.

Eine weitere Besonderheit: dem Programmpaket liegt der Quellcode bei.

Fazit

Selbstverständlich lassen sich alle vorg. Tools unter Warp 4 parallel installieren und betreiben.
Und so stellen sich die o.g. Programme im OS/2 Laufwerksordner dar:

Virtuelle Laufwerke

H = SVDISK
I = VDISK
J = VFDISK
Z = RAMIFS

Ich persönlich setze die Kombination VFDisk und RAMFS ein. Die VFDisk wird beim Booten 'ejected' geladen und dann nur im Bedarfsfall aktiviert. Zur Ablage temporärer Dateien benutze ich ein dynamische RAMFS-Laufwerk.

Daten und Quellen:

BMT Micro: http://www.bmtmicro.com
RAMFS: http://hobbes.nmsu.edu/pub/os2/system/drivers/filesys/ramfs110.zip
Super Virtual Disk: http://hobbes.nmsu.edu/pub/os2/util/disk/svd120.zip
VFDISK: http://hobbes.nmsu.edu/pub/os2/system/drivers/filesys/vfdisk30.zip


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