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September 2001

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Händische Installation von Win32-Programmen unter Odin

Von Herwig Bauernfeind © September 2001

Das ist der erste Teil eine Serie von Artikeln, die sich mit der Installation von Windows-Programmen mit Odin unter OS/2 beschäftigt. Dabei sollen folgende Bereiche behandelt werden:

  1. Warum funktionieren viele Installationspakete nicht unter Odin?
  2. Händisch auspacken - aber mit was und woher bekommt man diese Dinge?
  3. Ausgepackt - wie kommt jetzt alles an den richtigen Platz?
  4. Registry-Probleme - wie findet man raus was rein gehört?
  5. Es geht noch immer nicht - was jetzt?

Die Punkte 1. und 2. kommen diesmal dran.

 

1. Warum funktionieren viele Installationspakete nicht unter Odin?

Wie die meisten, die mit Odin gespielt haben, habe ich auch recht schnell gemerkt, daß die meisten Windows-Installationsprogramme unter OS/2 und Odin (noch) nicht (recht) funktionieren.

Das ist aus mehreren Gründen sehr ärgerlich, weil die meisten Installationsprogramme mehr tun, als nur Dateien aus einem Archiv zu entpacken und an einen (hoffentlich) gewünschten Ort zu verfrachten.

Die Gründe für dieses Nicht-Funktionieren sind unterschiedlich:

  1. Manche Windows-Installationsprogramme sind nach wie vor 16-bittig, entweder teilweise oder ganz. Das wäre ja an sich nett, man hat ja noch WIN-OS/2, aber da gibt es ein paar Einschränkungen:

    Als ich vor wenigen Wochen begann, an diesem Artikel zu schreiben, stand an dieser Stelle, daß die Sache völlig hoffnungslos sei und mit WIN-OS/2 nie etwas Gescheites in Bezug auf Installationen zu machen sein werde.

    Doch die Dinge haben sich etwas geändert und zwar zum Guten:

  2. Manche Windows-Installationsprogramme überfordern Odin und möchten Features benutzen, die in Odin einfach noch nicht (oder nicht ausreichend) vorhanden sind. Die neuen, auf dem sogenannten IKernel basierenden InstallShield-Pakete sind von diesem Typ.

    Sie werden eines Tages funktionieren, wenn Odin "fertig" ist.

Nun, wie man sieht, gibt es recht viele Gründe, warum eine Installation schief gehen kann, und irgendeiner einer trifft leider fast immer zu.

 

2. Händisch auspacken - aber mit was und woher bekommt man diese Dinge?

Was tut man nun, wenn man festgestellt hat, daß eine Win32-Installation beim besten Willen zur Zeit nicht mit Odin und/oder WIN-OS/2 läuft? Man macht sich ans händische Entpacken.

Dabei begibt man sich unwillkürlich in die Nähe von Hackern und Crackern, und bei der Suche nach entsprechenden Werkzeugen wird man fast ausschließlich auf Hacker- und Cracker-Sites fündig. Der Einsatz solcher Tools könnte unter Umständen auch lizenzrechtliche Probleme bringen, auf diesen Aspekt kann ich hier aber nicht eingehen.

Wie auch unter OS/2 gibt es unter Windows ein Vielzahl von unterschiedlichen Installationspaketen.

Damit das händische Entpacken gelingt, muß man zuerst feststellen, welchen Typ von Installationspaket man vor sich hat. Die häufigsten Typen sind:

  1. Microsoft
  2. Installshield: Version 3.x, 5.x, 6.x
  3. Wise
  4. WinZIP

Das beste Werkzeug, um herauszufinden, um welchen Typ von Installationspaket es sich handelt, ist das gute, alte HyperView von Michael Shacter, wobei die Textversion nach meiner Meinung besser als die PM-Version geeignet ist.

Man findet es auf Hobbes unter http://hobbes.nmsu.edu/pub/os2/util/browser/hv34.zip.

Hyperview ist ein Dateibetrachter, der eine Unzahl von Dateiformaten versteht und auch in ZIP-Dateien bestens hineinschauen kann. Achtung! Hyperview braucht UnZIP Version 5.12, mit neueren Versionen funktioniert es nicht.

Grundsätzlich ist aber jeder Hex-Editor geeignet, mit dem man in Binärdateien nach Zeichenketten suchen kann. Man wirft also mit diesen Werkzeugen einen Blick in die Installtionsdateien und sucht nach Zeichenketten wie "Microsoft", "InstallShield", "Wise" oder "WinZIP".

Und je nachdem, was man findet, probiert man das entprechende Werkzeug zum Entpacken.

Anzumerken ist noch, das .CAB als Endung nicht automatisch Microsoft bedeutet, denn auch neuere InstallShield-Pakete kommen mit .CAB-Dateien, die aber ein anderes Format haben und dementsprechend nicht mit den Microsoft-Tools Extract.EXE und Extrac32.EXE zu entpacken sind.

Die folgende Übersicht zeigt welche Tools man für Pakete verwenden kann:

Extraction tools Native Plattform Läuft unter OS/2 mit Dateien Status
Extract.EXE DOS DOS-Box MS-CAB brauchbar
Extrac32.EXE Win32 PEC.EXE MS-CAB brauchbar
stix.exe OS/2 native IS ver 3.x brauchbar
i5comp.EXE Win32 PEC.EXE IS CAB ver.5.x brauchbar
i6comp.EXE Win32 PEC.EXE IS CAB ver.5.x brauchbar
issdec2.EXE Win32 PEC.EXE IS .INS brauchbar
e wise OS/2, Win32 native Wise (EXE) brauchbar
WinZIP Win16 WinOS2 .EXE brauchbar
Win32 PE.EXE .EXE brauchbar

MS .... Microsoft
IS .... InstallShield

Alle diese Programme funktionieren unter OS/2 tadellos, produzieren also nach meiner Erfahrung keinen Datenmüll und stürzen auch nicht ab.

Die Microsoft-Programme Extract.EXE und Extrac32.EXE sind auf jeder Windows95/98/ME-CD zu finden, wobei Extract.EXE im Verzeichnis \WinXX direkt liegt, Extrac32.EXE aber in einer der.CAB-Dateien verpackt ist.

In einer normalen Windows95/98/ME-Installation findet man Extract.EXE im Verzeichnis C:\Windows\Command und Extrac32.EXE in C:\Windows.

Die meisten anderen dieser Programme bekommt man unter anderem unter:

http://www.programmerstools.com/decompilers.htm

Grundsätzlich sind alle diese Programme kommandozeilenorientiert, ein GUI ist nirgends zu finden; die Benutzung ist jedoch auch nicht schwieriger als die von InfoZIPs ZIP/UNZIP oder IBMs eigenem PACK/UNPACK und ähnlichen Packern/Entpackern.

Eine Sonderstellung nimmt WinZIP von Nico Mak Computing (wer weiß noch, daß Nico Mak ursprünglich ein OS/2-ler war und es zuerst ein PMZIP von ihm gab?), denn die Pakete sind in allen mir bekannten Fällen einfach selbstextrahierende ZIP-Dateien, die mit jedem InfoZIP Unzip unter OS/2 ausgepackt werden können.

Dazu kommt: Die 16-bittigen Selbstauspacker laufen tadellos unter WINOS2 und die 32-bittigen laufen tadellos mit Odin, sogar WinZIP selbst läßt sich unter Odin ganz gut einsetzen (allerdings gab es/gibt es manchmal Abstürze). Kurz und gut: Bei mit WinZIP gepackten Installationspaketen sind keine gröberen Schwierigkeiten zu erwarten.


Nachdem das Rüstzeug zum händischen Auspacken nun vorhanden ist, werden wir uns im nächsten Teil mit den praktischen Problemen beschäftigen, auf die man am Weg zu einem laufenden Win32-Programm stoßen kann.

Quellenverzeichnis:

HyperView: http://hobbes.nmsu.edu/pub/os2/util/browser/hv34.zip
Quelle für Entpacker: http://www.programmerstools.com/decompilers.htm


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