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März 2002
[Inhaltsverzeichnis]
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Von Don Eitner © März 2002, Übersetzung: Manfred Agne |
Letzten Monat habe ich mir einige aktuelle MP3-Audio-Kodierer für OS/2 angesehen, und ich hoffe, Sie haben sie einmal ausprobiert. Jetzt haben wir unsere MP3-Dateien, und möchten sie auch abspielen können. OS/2 hat von zahlreichen Portierungen aus der Unix- und Linux-Welt profitiert. Zunächst hatten wir so populäre MP3-Player wie mp123, mpg123, und mplay, die eher einfache, aber effiziente Kommandozeilen-Programme sind. Heute haben wir ein paar mehr zur Auswahl, inklusive einiger grafischer Programme (PM und WPS) wie WarpMedia und dem MMIOMP3-Codec. Wir haben auch den unglaublichen Player Z!, der technicsch gesehen zwar ein Kommandozeilenprogramm ist, der aber auf Mausklicks auf der Oberfläche reagiert -- das heißt, wenn Sie Z! in einem OS/2-Fenster anstelle einer Vollbildschirmsitzung öffnen, können Sie seine Kontrollelelmente anklicken wie bei einem vollständig grafischen WPS-Programm. Z! hat auch ein Pipe-API, so daß man ein anderes Programm oder REXX-Skript schreiben könnte, um das Verhalten von einem im Hintergrund geladenen Z! zu kontrollieren; oder erstellen Sie eine Reihen von WPS-Programmobjekten für "stop", "play", "next" und so weiter, und mit der gleichen Leichtigkeit, mit der Sie durch einen Doppelklick eine Datei öffnen, können Sie damit Z! kontrollieren, ohne das Programm sehen zu müssen.
Ich werde mich diesen Monat auf die zuletzt genannten drei MP3-Player konzentrieren, da sie die einzigen übriggebliebenen Player zu sein scheinen, die aktiv für OS/2 weiterentwickelt werden. WarpMedia ist der Nachfolger von SDGs WarpAMP-Player, und außer MP3-Audio spielt er auch verschiedene Videoformate wie DivX 3 und MPEG 1 ab. Ich werde hier nur über seine MP3-Audio-Fähigkeiten sprechen. Z! 2.5 ist zuletzt am 8. Dezember 2001 aktualisiert worden. Im letzten Jahr oder so hat es sich nicht mehr stark verändert, aber es werden immer noch Fehler behoben und verschiedenen kleine Verbesserungen gemacht. Der MMIOMP3-Codec ist eine WPS-Klasse, die native Unterstützung für MP3-Audio-Dateien in jedem Programm bietet, das das in OS/2 integrierte Multimediasystem verwendet, wie etwa das Digital Audio-Objekt im Ordner Multimedia.
WarpMedia ist derzeit eine "Technology preview". Ich nehme an, man sollte das als Alpha-Version verstehen, bei der die Entwickler wissen, daß das Programm noch nicht vollständig funktional ist, und daß unter der Oberfläche noch eine Menge Arbeit zu tun bleibt. Wie dem auch sei, WarpMedia ist ein unglaublich raffiniertes Programm mit "Skin"-Unterstützung (sowohl WinAMP-Skins als auch sein eigenes, proprietäres Format). Skins verändern das Aussehen eines Programms, indem sie zum Beispile alternative Designs für Schaltflächen und Hintergrundbilder zur Verfügung stellen, und im Fall von WarpMedias proprietärem Skin-Format können sie sogar die Größe und die Form des Programmfensters ändern. WinAMP-Skins sind sich alle ziemlich ähnlich, denn sie müssen sich an eine vorgegebene Größe und eine vorgegebene Anordnung der Schaltflächen halten. WarpMedia-Skins können andere Formen als nur eine rechteckige haben, und die Schaltflächen können frei positioniert werden. Natürlich kann nur der Designer des Skins das tun. Der Anwender kann die Kontrollelemente nicht herumschieben, aber er kann sich über die vielen interessanten Größen, Formen, und Farben des Programms freuen.
WarpMedia hat sich als solider MP3-Player herausgestellt. Es hat alle Standard-Merkmale, die man heute erwartet, wie etwa einen Playlist-Editor, der Dateinamen, Größe, Bitrate, Samplerate, und ID3 Tag-Informationen der MP3-Datei anzeigt, sofern sie verfügbar sind. Die ID3 Tag-Informationen können in WarpMedia genauso editiert werden, wie man den Namen eines Objektes auf der Arbeitsoberfläche ändern würde - halten Sie die Taste <ALT> gedrückt, und klicken Sie mit dem linken Mausbutton auf das Tag, das Sie ändern möchten. WarpMedia kann eine Playlist auch in zufälliger Reihenfolge abspielen oder in einer Schleife, damit die Musik niemals aufhört!
WarpMedia hat den zusätzlichen Vorteil, daß es ein XCenter-Widget für diejenigen von uns, die XWorkplace als Erweiterung der WPS verwenden, enthält. XCenter ist ganz ähnlich wie das WarpCenter in OS/2 Warp 4 und eComStation, aber es ist viel flexibler. Das XCenter-Widget für WarpMedia umfaßt ein minimales Interface mit Kontrollelementen für Play, Pause und Stop, Springen zu den nächsten und vorherigen Stücken in der Playlist, und so weiter. Es gleicht dem Pipe-API, das man bei Z! vorfindet, außer daß man das externe Kontrollprogramm tatsächlich auch bekommt, statt nur dem Wissen, wie man so ein "anderes Programm" programmieren kann.
Ich habe nur zwei Probleme mit der WarpMedia Technology Preview 8, was das Abspielen von MP3-Audio angeht. Als erstes verwendet es den Datei Öffnen-Dialog von OS/2, und das ist sowohl gut als auch schlecht. Es ist gut, denn es ist konsistent mit den meisten anderen Programmen, die wir verwenden. Aber der Dialog schien mit Dateinamen nicht klarzukommen, die mehrere Punkte hintereinander enthalten ("Berlin - Sex [I'm a...].mp3"). Das Datei öffnen-Fenster zeigte diese Datei nicht an, obwohl sie nicht versteckt ist und auch von einigen anderen Programmen angezeigt wird, wie etwa Z!, das seinen eigenen Textmodus-Dateimanager verwendet. Mein zweites Problem ist, daß sogar bei der höchsten Lautstärke-Einstellung die Lautstärke unter WarpMedia tp8 geringer war als bei anderen Abspielprogrammen. Natürlich ist WarpMeia noch in der Entwicklung, deshalb könnte das in zukünftigen Versionen kein Thema mehr sein.
Z! ist eines der interessantesten Kommandozeilenprogramme, die ich je gesehen habe. Für sein Interface benutzt es nur ASCII-Zeichen, ganz ähnlich beispielsweise den alten Norton Utilities für DOS, aber wenn man es in einem OS/2-Fenster auf der Arbeitsoberfläche laufen läßt, kann man es mit der Maus kontrollieren, als ob es ein richtiges PM-Programm wäre. Da es für eine Anzeige von 80 Zeichen mal 25 Zeilen ausgelegt ist, nimmt es natürlich viel Platz auf dem Bildschirm ein, wenn man es offen hat. Zum Glück kann man die Playlist definieren und das Fenster dann minimieren, und man muß es nie wieder sehen, bis man einen Shutdown ausführt.
Wie WarpMedia bietet auch z! Playlists, Abspielen in beliebiger Reihenfolge und das Editieren von ID3 Tags, obwohl man in z! "i" ohne die Anführungszeichen eingeben muß, um den ID3-Editor aufzurufen. z! unterstützt auch MP3-Streaming von ShoutCast-Servern, so daß Fans des Internet-Radios nicht enttäuscht werden.
Z!s 80x25 Zeichen-Interface ist gut strukturiert und bietet alle Informationen, die man sich wünschen kann. Oben sieht man den Namen der gerade gespielten Datei und Zusatzinformationen wie Bitrate, Samplerate, und eine Mono/Stereo-Anzeige. Darunter sind nicht editierbare ID3 Tag-Informationen für die aktuelle Datei, dann eine Zeitanzeige und Lautstärkeregler und eine Art Fortschrittsbalken, der anzeigt, wieviel man vom jeweiligen Stück schon gehört hat. Mit der Maus kann man an jeden beliebigen Punkt im Stück springen, oder "<" und ">" anklicken, um 5 Sekunden in der jeweiligen Richtung zu überspringen. Diese Merkmale sind auch über die Tastatur zugänglich, man muß also die WPS nicht laufen haben, um z! vollständig verwenden zu können. Am unteren Rand des Fensters sieht man die Dateinamen des vorhergehenden und des nachfolgenden Titels in der Playlist. Man kann von hier aus ganz einfach in die jeweilige Richtung weiterspringen, Abspielen, Pause, Stop oder das Datei Öffnen-Fenster anwählen.
Hier findet man auch zwei nützliche Schaltflächen mit denen man z! stummschalten oder den 3D-Audio-Modus einschalten kann - eine Art Surroundsound für normale Stereoausgabe mit zwei Lautsprechern. Damit kann man in manchen Titeln Hintergrund-Songs hervorheben!
Es gibt mindestens ein bekanntes XCenter-Widget für z!, das das oben erwähnte Pipe-API verwendet. Das ist das Widget von Chris, das man von der folgenden Adresse herunterladen kann:
http://hobbes.nmsu.edu/pub/os2/util/system/cwdgts08.zip
Um Chris' Widgets verwenden zu können, muß man auch Martin Lafaix' Rexx Button und Rexx Gauge Widgets von der folgenden URL installieren:
http://lafaix.online.fr/wpi/wgts-0-5-2.wpi
Falls der obige Link bei Ihnen nicht richtig funktioniert, versuchen Sie es mal mit einem Rechtsklick darauf und Auswahl von "Verknüpfung sichern als". Es handelt sich hier um ein WPI (WarpIN)-Installationspaket, deshalb benötigen Sie WarpIn 0.9.14 oder höher, und diesen wiederum kann man hier herunterladen:
MMIOMP3 ist natürlich überhaupt nicht auffällig, denn es passiert alles unter der Oberfläche, aber die enge Integration mit den einfachen Audioplayern und Editoren, die bei OS/2 und eComStation mitgeliefert werden, kann ein echter Vorteil sein. Wie ich schon erwähnt habe, kann man MP3-Dateien im Digital Audio-Editor öffnen, zurechtschneiden, ihre Lautstärke ändern, Teile davon umkehren, und so weiter, und das Ergebnis immer noch als MP3-Datei abspeichern. Zugegeben, der normale Digital Audio-Editor ist unhandlich und eher blaß im Vergleich zu einigen Windows-Programmen (GoldWave kommt einem hier in den Sinn), aber für die üblichen Sachen ist er ok.
Zu MMIOMP3 gehört auch ein MMIOVORB IOProc für das Audioformat Ogg Vorbis, das verglichen mit MP3 noch in den Kinderschuhen steckt. Aber die Unterstützung für OS/2 ist da, und wenn man nicht will, muß man es nicht installieren.
Mein hauptsächliches Problem mit MMIOMP3 ist möglicherweise eher ein Problem mit den alten IBM Multimedia-Programmen, die in OS/2 enthalten sind. Der Digital Audio Editor geht nicht sehr effizient mit dem Arbeitsspeicher um, und als ich zum Beispiel versucht habe, einen Teil einer MP3-Datei umzukehren, bekam ich nur eine Fehlermeldung. Das war auf einem System mit einem AMD Athlon 800MHz Prozessor und 512MB PC133-Speicher. Da ich keine anderen (nicht-IBM) Programme kenne, die MMOS/2 IOProcs verwenden, kann ich meine Theorie nicht testen. Es könnte genausogut ein Problem der IOProc wie des IBM Audioeditors sein. Aber das Abspielen von MP3-Dateien aus einem WPS-Ordner heraus hat keine Probleme verursacht; die Dateien wurden ohne Störungen und mit einer angenehmen Lautstärke abgespielt.
Chris Wohlgemuth (Autor von Audio-CD-Creator und vielen anderen Freeware-Programmen) hat auch einen Satz von WPS-Klassen herausgebracht, die MMIOMP3 und MMIOVORB noch besser in die WPS integrieren. Diese Klassen bieten spezielle Notizbuchseiten für die WPS-Einstellungen von MP3-Dateien, in denen man die ID3 Tags editieren kann. Wenn Sie MMIOMP3 ausprobieren, tun Sie sich einen Gefallen und besorgen Sie sich auch CWAudio.
Nach meinen ursprünglichen Tests mit diesen Programmen hat sich die Szene ein wenig verändert. Ende Januar 2002 wurden zwei neue MMOS/2-fähige Media-Player veröffentlicht.
http://www.reamined.on.ca/doconnor/nplay/
Derzeit handelt es sich um eine frühe Version, und während sie funktional ist, sieht sie nicht sehr hübsch aus. Es ist jedoch ein echtes OS/2-Programm mit OS/2 Look-and-Feel. Es unterstützt keine Skins, aber es ist ein PM-Programm mit Schaltflächen, Schiebereglern und so weiter, anders als zum Beispiel z!, welches ein Textmodus-Programm ist.
http://www.os2world.com/cdwriting/
Da die WPS objektorientiert ist, kann man Teile davon entweder ersetzen oder erweitern, normalerweise ohne dabei die Kompatibilität mit anderen existierenden Programmen zu gefährden. Chris' neue Ordnerklasse ist gleichzeitig ein Ordner, wie man ihn im Laufwerksobjekt finden würde, und ein vollständiger Audio-Spieler für WAV-, MIDI-, MP3- und OGG Vorbis-Dateien. Wie Normal Player spielt er alle Audio-Formate, die MMOS2 bekannt sind.
Da es sich um eine WPS-Ordnerklasse handelt, unterstützt es auch das Erstellen von Referenzen, so daß man an einer gemeinsamen Stelle eine Playliste mit hunderten von Audiodateien haben kann, die auf Dutzende von Laufwerke verteilt sind, ohne daß man alle Dateien an den gleichen physischen Ort verschieben müßte -- die WPS-Referenzen agieren als Zeiger auf die Position der jeweiligen Datei. Der obere Teil dieser neuen Ordnerklasse enthält Schaltflächen für Play, Stop, Pause, Vorspulen, und Zurückspulen, einen Lautstärkeregler, und eine Anzeige für die Position innerhalb des Titels.
Damit kann man innerhalb eines einzigen WPS-Objekts eine vollständig WPS-orientierte Playlist mit Referenzobjekten von Dateien auf verschiedenen Laufwerken haben sowie die Kontrollelemente, damit man sie abspielen kann wie eine Audio-CD. Man kann in den Ordner keine Dateien verschieben, er erzeugt immer WPS-Referenzen der vorhandenen Dateien. Das macht Media Folder zu einem perfekten Objekt für die Arbeitsoberfläche, denn man kann ihn verschieben, ohne alle Dateien mit verschieben zu müssen. Denn wenn man die Audio-Dateien mit dem Laufwerksobjekt verschiebt, verweisen die Referenzen automatisch auf die jeweilige neue Position der Dateien. Versuchen Sie das einmal mit den Shortcuts von Windows, die nach jedem Verschieben erst einmal Ihre Festplatten absuchen müssen, um die Dateien wiederzufinden.
Media Folder unterstützt derzeit nur Audio-Dateien, wenn Sie also einen Multimedia-Player für den allgemeinen Gebrauch benötigen, sollten Sie sich entweder Darwin O'Connors Normal Player oder SDGs WarpMedia ansehen.
Normal Player und CW-MM sind beide Freeware und stehen unter der GPL (General Public License), wie die meisten Linux-Programme. Sie sind zwei exzellente und moderne OS/2 Multimedia-Player, die dringend benötigt wurden. Es ist ermutigend, diese Art von Entwicklung in der OS/2 Community zu sehen.
Zusammen bilden MMIOMP3 und Media Folder ein perfektes Team. Die enge Integration und die Flexibilität ist ein exzellentes Beispiel dafür, was die Workplace Shell von OS/2 zu leisten vermag, und so etwas wird noch auf lange Zeit auf anderen Systemen nicht zu sehen sein. Es sind jetzt zehn Jahre, seit die WPS eingeführt wurde, und der Rest der Computerwelt hat ihre Leistungsfähigkeit immer noch nicht eingeholt. Media Folder zwingt einen nicht dazu, die Audio-Dateien alle in ein gemeinsames Verzeichnis zu verschieben, wie es einige der anderen Player tun, und MMIOMP3 bietet nahtlose Konversion von MP3 nach WAV und zurück. Das normale Einstellungsnotizbuch, das hier zum Editieren der ID3 Tags von MP3-Dateien verwendet wird, ist ein weiteres Beispiel der großartigen Arbeit, die uns hier ein ganz einmaliges OS/2-Produkt beschert hat.
Für jemanden, der OS/2 auf der Kommandozeile verwendet oder alle, die XFree86/OS2 verwenden (eine Alternative zur eingebauten PM und WPS von OS/2), ist z! der einzige dieser Audio-Player, der verwendet werden kann. Z! hat immer noch viele Features, die in anderen Playern nicht verfügbar sind, aber es ist von Chris Wohlgemuths Media Folder mit der Ünterstützung von Russel O'Connors MMIOMP3 entthront worden.
WarpMedia hat ein unglaubliches Userinterface, und wenn
die Entwickler jemals ein Tutorial herausbringen, wie man WarpMedia-Skins
erzeugt, wären wir OS/2-Anwender wirklich in der Lage, unsere Freunde
zu beeindrucken, die Windows und WinAMP verwenden. Versuchen Sie einfach
mal, einen großen nicht-rechteckigen Ausschnitt der Charaktere aus
Futurama als Skin unter WinAMP zu verwenden, wobei die über das ganze
Bild verstreuten Augen als Kontrollelemente dienen. Es geht einfach nicht.
Aber als Player braucht WarpMedia noch ein paar Verbesserungen, insbesondere
was die Ausgabelautstärke angeht.
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