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Februar 2005
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Von Walter Metcalf © Februar 2005 |
Dieser kurze Artikel ist der Versuch, ein wenig praktische Hilfe zu bieten, wenn Ihr eCS-OS/2-System Probleme mit LVM-Laufwerken "entwickelt". Ich werde nicht versuchen, die verschiedenen Bits und Bytes, die das System ausmachen, zu definieren. Ich fühle mich dazu nicht qualifiziert; auch würde ein solcher Artikel meine Absicht nicht erreichen.
LVM ist die Abkürzung für Logical Volume Management, einem fortschrittlichem Festplatten-Subsystem, ursprünglich für die Großrechner von IBM unter AIX entwickelt. LVM besteht aus den folgenden drei Komponenten:
Ein Satz von Modulen, die zahlreiche alte Festplatten- und Dateiprogramme ersetzen.
Einige Werkzeuge für die Verwaltung und Installation von Platteneinheiten und Partitionen.
Ein modifizierter Set von Treibern für die Festplatten, die als Platteneinheiten statt als Partition angesprochen werden. (Mehr zu Platteneinheiten später.)
Hinweis: Während der Installation von eComStation, Warp Server für e-Business oder Convenience Package für OS/2 Warp Version 4.5 (MCP) überprüft die Installationsroutine alle Partitionen, um sich zu vergewissern, daß sie LVM-Platteneinheiten sind. Wenn irgendwelche gefunden werden, die keine sind, wird ein spezielles Programm (VCU) ausgeführt, um sie in (versteckte) kompatible Platteneinheiten umzuwandeln. Dabei gehen keine Daten verloren, aber FDISK ist danach nicht mehr in der Lage, auf jene Partitionen zuzugreifen.¹ (Ich verwende gelegentlich den Ausdruck LVM-Laufwerk, um mich auf ein physisches Laufwerk zu beziehen, welches für die oben genannten Betriebssysteme konfiguriert wurde. Ein LVM-Laufwerk ist aber nicht das gleiche wie eine LVM-Platteneinheit).
Jetzt wird es Zeit, den Begriff Platteneinheiten zu präzisieren. Eine Platteneinheit ist die Basiseinheit eines LVM-Festplatten-Systems, worin alle Dateien und Verzeichnisse gespeichert werden. Es gibt zwei Arten von Platteneinheiten:
Kompatible Platteneinheiten enthalten eine einzelne Partition und können mit OS/2-Bordmitteln nur FAT- oder HPFS-formatiert werden. Bis jetzt müssen alle Boot-Laufwerke vom Typ Kompatibel sein. (Die Entwickler sind dabei, diese Einschränkung zu beseitigen.)
LVM-Platteneinheiten können mit einem beliebigen Dateisystem, FAT, HPFS oder JFS, formatiert werden.
Ist eine LVM-Platteneinheit mit dem Journaled File System (JFS) formatiert, kann es auf beliebig viele Partitionen ausgedehnt werden. Diese Partitionen können auf der gleichen oder auf verschiedenen Festplatte sein, einzige Bedingung ist die Formatierung mit JFS.
LVM-Platteneinheiten enthalten alle Informationen zur Partitionierung nach FDISK und zusätzlich weitere Informationen zu den Platteneinheiten und Festplatten. Vgl. die folgenden Bilder.
Beachten Sie, daß Platteneinheit H aus vier Partitionen besteht und das Informationen über Platteneinheiten und Partitionen vorhanden sind.
Einige Vorteile von LVM- und JFS-Platteneinheiten
Beachten Sie, daß unter LVM die Laufwerksbuchstaben an die Platteneinheiten gebunden sind, nicht an die Partitionen, wie bei anderen Systemen (z.B.: Windows oder OS/2 ohne Fixpak 16).
LVM unterstützt sowohl Platteneinheiten als auch Dateien bis zu einer Größe von 4 TeraBytes.
LVM-Platteneinheiten können Partitionen enthalten, auf die eCS-OS/2 nicht zugreifen kann, wie z.B. FAT32-Partitionen, die unter Windows erstellt und formatiert wurden. [Mit zusätzliche Dateisystemtreiber (IFS) können FAT32-Partitionen angesprochen werden - Anm. d. Übs.]
Die Zeit für die Wiederherstellung von JFS-Platteneinheiten nach einem Systemcrash beträgt nur einen Bruchteil der für die Wiederherstellung anderer Dateisystem benötigten Zeit.
Die maximale Größe für den Cache eines JFS-Platteneinheit ist sehr viel größer als die 2 MB für HPFS.
Schließlich "kleben" in einem LVM-System die Laufwerksbuchstaben an den Partitionen und sind nicht abhängig von der Reihenfolge der Partitionen oder Festplatten. Die Laufwerksbuchstaben werden vom Benutzer definiert und ändern sich bis zu einer Neudefinition nicht. (Vgl. obiges Bild.)
Instandhaltung von LVM/JFS-Platteneinheiten
DEFRAGFS
JFS strukturiert Daten derart, daß Dateien und Daten weniger anfällig für Fragmentierung sind als HPFS-Laufwerke. Wie dem auch sei, Sie sollten von Zeit zu Zeit die Laufwerke defragmentieren. Dazu gibt es für JFS-Laufwerke den Befehl Defragfs.
Syntax:
DEFRAGFS [/Q] Laufwerksbuchstabe:
Hinweis: Das Laufwerk muß vorher abgehängt werden.
EXTENDFS
Diese Kommando erlaubt es, ein JFS-Dateisystem zu erweitern, indem die verwendete Partition gefüllt wird anstatt daß das LVM-Platteneinheiten erweitert wird.
Syntax
EXTENDFS /LS:<size_in_megs> drive
Fehlerbehandlung bei LVM/FS-Platteneinheiten
Wenn Ihr Problem darin besteht, daß eine Datei, die aus Versehen gelöscht wurde, wiederhergestellt werden soll oder Sie auf eine JFS-Platteneinheit nicht zugreifen können, weil z.B. CHKDSK hängt, ist der sicherste Weg, das Programm jrescuer oder jrescuerJune einzusetzen. Sie finden das Programm bei Hobbes oder auf ecomstation.ru.
Ich habe jrescuer in der Vergangenheit erfolgreich eingesetzt. Wie bei jedem Datenwiederherstellungsprogramm ist es umso wahrscheinlicher, die Daten wiederherzustellen, je eher Sie das Programm nach dem Löschvorgang einsetzen. Schreibvorgänge auf das betroffene Laufwerk reduzieren die Chance der Wiederherstellung beträchtlich.
Jrescuer ist besonders dann hilfreich, wenn das Laufwerk wegen eines Fehlers nicht ins System eingehängt werden kann.
Sowohl jrescuer als auch jrescuerJune sind Shareware. Wenn Sie für jrescuer bezahlen, erhalten Sie jrescuerJune kostenlos dazu.
Verhält sich das System nicht richtig beim Zugriff auf eine bestimmte Platteneinheit, zeigt aber keine Fehlermeldungen an, sollten Sie CHKDSK mit dem Parameter "/F" starten. Für JFS startet CHKDSK ein separates Programm, welches JFS genau und auf eine ganz besondere Weise untersucht. Damit das richtig funktioniert, stellen Sie sicher, daß das betroffene Laufwerk nicht eingehängt ist.
Das "Die Partitionstabelle ist beschädigt"-Problem.
Ich scheine dieses Problem relativ oft zu haben. Hoffentlich können Ihnen meine Erfahrungen dabei helfen, diesem Problem zu begegnen. Sie haben dieses Problem, wenn folgende Fehlermeldung beim Starten von beliebigen eCS-Werkzeugen auftaucht, die LVM-Informationen ändern: "Die Partitionstabelle auf Laufwerk X ist möglicherweise beschädigt./The partition table on Drive x may be corrupt".²
Diese Fehlermeldung ist technisch nicht richtig. Der Begriff Partitionstabelle scheint sowohl auf die traditionelle Partitionstabelle als auch auf die LVM-Informationen zu verweisen, die tatsächlich nicht in der Partitionstabelle gespeichert ist.
LVM-Laufwerke speichern die Informationen bezüglich der LVM-Platteneinheiten im "reservierten Block" des Dateisystems.³ Ist diese Information fehlerhaft, wird dieselbe Fehlermeldung wie bei einem wirklichen Problem mit der Partitionstabelle angezeigt.
Als erstes Starten Sie LVM.EXE und ignorieren die Fehlermeldungen. Ändern Sie nichts, sondern drücken Sie F3 und wählen Sie "Änderungen sichern und beenden". Dies startet eine Prozedur von LVM.EXE, die einige Fehler in den LVM-Informationen berichtigt.
Wenn das nicht funktioniert, müssen Sie entscheiden, welcher der beiden Fälle, die im Abschnitt B3a beschrieben sind, d.h. beschädigte Partitionstabelle oder fehlerhafte LVM-Informationen, die Fehlermeldung auslöst. Am besten, so habe ich herausgefunden, geht das mit den folgenden Schritten:
Versuchen Sie, ob die Datei mit einem normalen Programm gelesen werden kann. (Keine Schreibzugriffe!) FileStar und CSSDIR sind dafür geeignete Kandidaten, da sie mehr Informationen als die Systemprogramme bieten, aber eigentlich nur Lesen.
Greifen Sie mit DFSee auf das Laufwerk zu und stellen Sie fest, ob irgendwelche Fehler (nicht Warnungen) für dieses Laufwerk gemeldet werden. (Meiner Meinung nach sollte jeder eCS-OS/2-Anwender dieses Produkt einsetzen. Wichtig ist, immer die aktuellste Version einzusetzen, da ständig neue Features eingebaut werden.)
Meldet DFSee keine Fehler und die anderen Programme können immer noch nicht das Laufwerk lesen, sind wahrscheinlich die LVM-Daten beschädigt.
Sie können dieses Problem mit DFSee berichtigen. Wählen Sie dazu "Mode=FDISK" und "Add default LVM-info (VCU)". Wählen Sie anschließend das physische Laufwerk, das Probleme macht (vgl. die folgende Abbildung).
Starten Sie entweder LVM oder LVMGUI. Wird immer noch die Fehlermeldung angezeigt, sind drastischere Schritte notwendig. Wenn DFSee das Problem beseitigt hat, sehen Sie die Partitionen, aber keine Platteneinheiten. Diese müssen Sie jetzt einfach neu anlegen. Rufen Sie wiederholt den Menüpunkt "Neue Platteneinheit erstellen" auf. Verbinden Sie jede neue Platteneinheit mit der/den Partition(en), mit denen sie vorher verbunden waren. Achten Sie besonders auf alte erweiterte Platteneinheiten.
Falls DFSee oder ein anderes Testprogramm Fehler meldet oder wenn Sie die Partitionen nicht finden können, dann haben Sie sicherlich eine beschädigte Partition.
Falls Sie ausreichende Erfahrungen mit OS/2 und DFSee haben, können Sie die Partitionstabelle mit DFSee reparieren. Verwenden Sie die Funktion Edit | Partition Table, um die Partitionstabelle direkt zu bearbeiten.
Hinweis: Dieses Vorgehen ist risikoreich. Sie sollten eine Bearbeitung nur durchführen, wenn Sie sich mit der (erweiterten) Partitionstabelle gut auskennen. Vgl. die folgenden Abb.
Die LVM-Information bearbeiten
Die Partitionstabelle bearbeiten
Wenn Sie meinen, daß Ihr Problem jenseits der hier von mir beschriebenen Maßnahmen liegt oder wenn Sie nicht ausreichende Erfahrungen mit eCS-OS/2 haben und wenn Sie DFSee lizenziert haben, schreiben Sie am besten eine E-Mail an Jan van Wijk, den Programmierer von DFSee, beschreiben die Situation und fragen um Hilfe. Jan bietet exzellente technische Unterstützung. Ich habe einmal eine komplette Festplatte "verloren" und Jan konnte sie komplett wiederherstellen, ohne daß ich eine einzige Datei verloren habe!
Für die, die tiefer in die Materie einsteigen wollen, habe ich noch ein Addendum mit zusätzlichen Informationen zu LVM/JFS-Dateisystemen angehängt. Dieses Material stammt aus dem Buch Inside the OS/2 Warp Server for e-business.
Ich hoffe, daß dieser Artikel Ihnen ein Stück weit die Kontrolle über Ihren Computer gibt.
Fußnoten:
¹Es gibt Berichte, daß ältere OS/2 Warp-Systeme (vor FixPak 16) einfach dadurch LVM-fähig gemacht werden können, indem man die notwendigen Dateien an die richtigen Stellen kopiert. (Weitere Informationen finden Sie unter Zsolt Kádár's Web-Site.) Ich kann Ihnen dieses Vorgehen nicht empfehlen, es sei denn, Sie wissen genau was Sie tun. Erstellen Sie auf jeden Fall vorher ein Backup des Systems. Denken Sie daran, daß FDISK danach nicht mehr funktionieren wird und das alle physischen Laufwerk betroffen sein werden.
²Zu diesen Werkzeugen gehören LVM, LVMGUI und das eCS-Programm MiniLVM.
³Vgl auch das Addendum und die Abbildung "Logical Volume Manager - Physische Sicht".
Daten und Quellen:
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