VOICE Homepage: http://de.os2voice.org |
April 2002
[Inhaltsverzeichnis]
|
Von Eric Baerwaldt © April 2002 |
[Eric Baerwaldt hat zum SCSI-Workshop eine CD zusammengestellt mit technischen Dokumenten (u.a. von mehr als 150 Festplatten), Treibern etc. Die CD ist für EUR 13,00 incl. Porto und Verpackung direkt beim Autor erhältlich. Interessenten überweisen bitte den Betrag auf das Konto 5711 81 841 bei der Sparkasse Nürnberg, BLZ 760 502 10 und senden eine e-mail mit ihrer Postadresse an EricBaerwaldt@web.de. Sofort nach Buchung des Geldbetrages wird die CD an den jeweiligen Empfänger geschickt. - d.Hrsg.]
Zuerst noch ein paar Anmerkungen zum Grundlagenartikel des letzten Monats:
Grundsätzlich läßt sich jeder MCA-Rechner neuerer Bauart
mit aktuellen SCSI-Festplatten aufrüsten. Vorsicht ist geboten bei
neueren SCSI-Festplatten, die mehr als 1 GB Kapazität aufweisen. Einige
alte Systeme, die heute allerdings kaum noch im Einsatz sein dürften,
verweigern bei Festplatten mit über einem GB Kapazität den Dienst,
was auf ein veraltetes SCSI-BIOS zurückzuführen ist. Hierzu zählen
vor allem die Geräte der Reihen 8573, Portable P75, alte Systeme vom
Typ 8556/56SX und 8557/57SX.
Die neueren PS/2-Rechner der zweiten und dritten Generation (PS/2 56/57
und 76/77 sowie - bis auf wenige Ausnahmen - die PS/2 85, 90 und 95) arbeiten
problemlos auch mit größeren Festplatten zusammen. Allerdings
sind auch in diesem Fall einige Besonderheiten zu beachten: IBM führte
mit der zweiten Generation der PS/2-Reihen sogenannte IML-Maschinen ein.
Bei diesen Systemen wurde ein kleiner Bereich der Festplatte reserviert
für den IML-Code (Initial Microcode Load), der Teile des System-BIOS
enthält und daher von der Festplatte auch nicht einfach löschbar
ist. Systeme, die eine versteckte IML-Partition enthalten, akzeptieren
Festplatten nur bis zu einer Größe von 3,94 GB, und zwar nur
für die erste Festplatte. Bei Einbindung einer weiteren Festplatte
entfällt diese Größenbeschränkung. Auch der Einbau
eines zweiten SCSI-Controllers, an den Festplatten beliebiger Größe
(siehe unten!) angeschlossen werden können, ist problemlos möglich.
Mit der Einführung der dritten Generation der PS/2-Baureihe im
Jahr 1994 wurde mit Ausnahme der Baureihen 56/76 die IML-Partition durch
eine sogenannte Service-Partition ersetzt. Diese kann problemlos
auf Disketten vervielfältigt werden. Es handelt sich bei dieser Service-Partition
um eine Kopie der Referenz-Diskette, die jeder PS/2-Rechner unabhängig
von Alter und Baureihe benötigt, und um ein Duplikat der Diagnose-Diskette,
das einige zusätzliche Hilfsprogramme enthält, zu erstellen.
Die Service-Partition kann von der Festplatte gelöscht werden. Verbleibt
sie jedoch auf der ersten Festplatte, ist deren Kapazität wiederum
auf 3,94 GB beschränkt.
Für die IBM-PS/2-Systeme sind nach wie vor neue SCSI-Controller
im Handel erhältlich. Auch für die auf die PS/2-Baureihe folgende
Generation der High-End-Server 500, 520 und 720, die ebenfalls teils reinrassige
MCA-Maschinen sind, teils Hybrid-Maschinen (die PC Server 320 und 720 verfügen
in jeder Ausbaustufe sowohl über einen MCA- als auch einen PCI-Bus,
die gleichzeitig betrieben werden können), sind sowohl SCSI-Controller
wie auch SCSI-RAID-Schnittstellenkarten für den Mikrokanal-Bus erhältlich.
Die PC Server 520 und 720 bieten darüberhinaus intern Platz für
maximal 18 SCSI-Festplatten mit dem Formfaktor 3,5", die mithilfe der Hot-Plug-Technologie
auch im laufenden Betrieb gewechselt werden können, ohne den Server
herunterfahren zu müssen. Ältere SCSI-Controller, die für
den Mikrokanal spezifiziert sind, bieten jedoch gelegentlich einige Einschränkungen:
Bei den Original-IBM- SCSI-Controllern sind selbst die ältesten Modelle
technisch problemlos anzupassen für den Einsatz neuer, großer
Festplatten durch den Austausch zweier Eprom-Bausteine, die IBM bei Bedarf
liefert. Der Adaptec-Controller vom Typ AHA-1640 sowie die Buslogic-/Bustek-
Controller der Typen BT-640 und 646 benötigen ebenfalls ein Update
des SCSI-BIOS, um von Festplatten mit mehr als einem GB Kapazität
booten zu können. Auch der Future Domain- Controller MCS-700 benötigt
ein Boot-BIOS v.1.1, um größere Festplatten korrekt ansprechen
zu können. Sind diese Klippen umschifft, so stellen die IBM-Rechner
den vollen SCSI- Funktionsumfang zur Verfügung.
Die Konfiguration einer solchen Maschine mit einem SCSI-Subsystem gestaltet sich denkbar einfach: Man steckt den Controller in einen freien Steckplatz, definiert an der Festplatte per Jumper eine ID und schließt diese an den Controller an, kopiert die entsprechende ADF-Datei, mit der der Controller im System angemeldet wird, auf die Referenzdiskette - fertig. Bei den von IBM gelieferten SCSI-Controllern ist serienmäßig die automatische Terminierung eingeschaltet, so daß man sich nicht um die Aktivierung der Teminatoren kümmern muß. Die Installation von OS/2 WARP geht danach ebenfalls ohne jegliche Probleme vonstatten - OS/2 WARP erkennt den Controller korrekt ohne Schwierigkeiten.
Der Einbau einer weiteren Festplatte am gleichen Controller verläuft ebenso unkompliziert. Neben der vorhandenen Fast-SCSI-2-Festplatte IBM DPES-31080 habe ich eine Ultra-3-Wide- Platte vom Typ IBM DDYS-T09170 in den Rechner eingebaut. Bei dieser hochmodernen Festplatte ist lediglich ein entsprechender Schnittstellenwandler zwischen Festplatte und Controllerkabel zu schalten, da die DDYS-Platte ausschließlich entweder mit einem 68-poligen Steckanschluß vertrieben wird oder - in der RAID- und Serverversion - mit einem 80-poligen SCA-Anschluß. Nach Vergabe einer entsprechenden eindeutigen ID wird die Festplatte vom System problemlos erkannt und - da die Platte ebenfalls über eine automatische Terminierung verfügt - auch gleich korrekt terminiert, sofern sie sich am Ende des Busses befindet. Bei dieser Konfiguration ist jedoch zu beachten, daß die SCSI-ID-Einstellung auf der Festplatte für den ungeübten Anwender eine Fehlerquelle bergen kann: Die Festplatte erlaubt - gemäß dem 16-Bit-SCSI-Standard - die Definition einer ID zwischen 0 und 15. Der 8-Bit-SCSI-Standard von SCSI-1- und SCSI-2-Systemen gestattet jedoch nur die Vergabe der ID's 0 - 7. Daher darf auch für die moderne Festplatte keine ID über 7 vergeben werden! Da in der Microchannel- Maschine zudem die SCSI-ID 7 für den Controller verwendet wird, stehen hier also nur die SCSI-ID's 0 - 6 zur Verfügung. Verwendet man in der Maschine jedoch einen Fast-/Wide- Controller, so sind diese Beschränkungen aufgehoben. Ein weiteres kleines Hindernis bei der Konfiguration der neuen Ultra-3-Wide-Festplatte stellt der Betriebsmodus dar, der ebenfalls per Jumper eingestellt werden sollte. Die neuen IBM-Festplatten verständigen sich eigentlich mit dem Controller automatisch darüber, in welchem Betriebsmodus sie arbeiten sollen, so daß normalerweise keine Probleme auftreten dürften. Wer jedoch ganz sicher gehen möchte, schaltet den entsprechenden Jumper auf der Festplatte vor Inbetriebnahme auf die Einstellung "Force SE Mode" (SE steht für single ended). Eine falsche Einstellung, bei der die Festplatte versehentlich als LVD-device betrieben wird, kann nämlich die Zerstörung der Elektronik zur Folge haben wegen falscher Signalpegel! Diese explizite Einstellung des Betriebsmodus ist natürlich nur bei Verwendung eines SCSI-2-Controllers vorzunehmen. Wird die Platte an einem Ultra-3-Wide-Controller betrieben, sind diese manuellen Einstellungen nicht nötig.
Soll bei unserer Konfiguration zusätzlich ein externes Gerät zum Einsatz kommen, so sind keinerlei Arbeiten an den internen Geräten notwendig, da die Terminierungen durch alle internen Komponenten automatisch durchgeführt werden. In unserem Fall habe ich zusätzlich zu den beiden Festplatten noch extern ein IBM 3510-CD-ROM-Laufwerk, das nach dem SCSI- 2-Standard arbeitet, an den Rechner angeschlossen. Das externe Laufwerk muß zwingend mit einem Terminator versehen werden, woraufhin die internen Komponenten beim nächsten Bootvorgang ihre Terminierung autmatisch anpassen. Zusätzlich muß am externen Gerät per Drehschalter nochmals eine eindeutige SCSI-ID für dieses Gerät vergeben werden.
Nach Einbau und Konfiguration der genannten Komponenten fällt zunächst
eines ins Auge: Die neue DDYS-T09170-Festplatte beschleunigt den Rechner
nicht nur spürbar, sondern enorm. OS/2 WARP v.4.51 benötigt zum
Booten nur etwa 30 Sekunden, bis die Maschine voll einsatzbereit ist. Dazu
ist jedoch ergänzend anzumerken, daß der Bootvorgang durch mehrere
manuell in die Config.sys eingetragene FLT-Dateien und acht im Systemstart-Ordner
vorhandene Applikationen künstlich verlängert wird. Die alte
DPES-31080-Festplatte benötigt für den gleichen Bootvorgang etwa
80 Sekunden, also mehr als die doppelte Zeit. Generell läßt
sich feststellen, daß Festplattenzugriffe auf der neuen Ultra-3-Wide-Platte
dramatisch schneller ablaufen als auf der alten Fast-SCSI-2-Platte.
Einen weiteren spürbaren Leistungszuwachs kann man durch zwei
softwareseitige Einstellungen erreichen: Der IBM-Konzern stattet seine
Komponenten meist mit technischen Schmankerln aus, die jedoch aus unerklärlichen
Gründen meist werkseitig deaktiviert sind. In unserem Fall bedeutet
dies, daß der SCSI-Controller im asynchronen Modus ab Werk betrieben
wird. Unter OS/2 WARP ist es ab der Version 3 möglich, in der CONFIG.SYS
den Eintrag für den SCSI-Controller "BASEDEV=FD16-700.ADD"
durch den Parameter "/FS" zu ergänzen, was den Controller
in den schnelleren synchronen Modus schaltet. Dadurch sind etwa 10 % Leistungszuwachs
zu erzielen, da der Controller nun bei Vorhandensein entsprechender Komponenten
die Datenübertragung synchron vornimmt. Eine weitere Geschwindigkeitssteigerung
ist durch eine Modifikation der SCSI-Modepages zu erzielen: Die SCSI-Modepages
definieren die üblichen Betriebsparameter. Die Modepage 8 befaßt
sich dabei mit den Caching Parameters. Da heutzutage üblicherweise
jede SCSI-Festplatte mit einem größeren Cachespeicher ausgestattet
ist, sollte dieser Lese-/Schreibspeicher auch ausgenutzt werden, d.h. eingeschaltet
sein. Dies hat sich offensichtlich noch nicht bis zu den Entwicklern im
IBM-Konzern herumgesprochen, die zwar wunderbar große Cache-Speicher
auf ihren Festplatten verbauen, diese jedoch teilweise deaktivieren. Entsprechende
Einstellungsoptionen dazu werden weiter unten erläutert.
Unser Beispiel wird erst richtig interessant, wenn nun auch noch ein Flachbettscanner am gleichen System betrieben werden soll. Die heute gängigen SCSI-Scanner beherrschen meist nur einen eingeschränkten SCSI-Befehlssatz, d.h. sie verwenden meist nicht das Disconnect- /Reconnect-Kommando, mit welchem sich die einzelnen Komponenten am Bus an- und abmelden. Die Folge dieses Mankos ist, daß der Scanner im Betrieb während seiner Tätigkeit die ganze Zeit über am Bus angemeldet bleibt und damit die anderen Komponenten blockiert. Um diese Schwäche zu umgehen, empfiehlt es sich, für solche langsamen Devices einen eigenen SCSI-Controller zu verwenden. In unserem Beispiel bauen wir nun als zweiten Controller einen alten CE Infosys-Cache-Controller in das System ein neben dem bereits vorhandenen Fast-SCSI-2-Controller. Dieser zweite Controller darf nicht über ein eigenes BIOS verfügen (oder es muß abgeschaltet werden). In unserem Fall wird das BIOS-Eprom manuell entfernt. Da der Controller nicht über eine automatische Terminierung verfügt, muß zusätzlich der für den Abschluß des externen Anschlusses vorgesehene Terminator aus seinem Sockel entfernt werden. Danach läßt sich der Controller problemlos neben dem "Hauptcontroller" betreiben. Es ist unter OS/2 WARP lediglich ein entsprechender ADD-Eintrag für den Controller in der Config.sys vorzunehmen, damit er korrekt erkannt und angesteuert wird. Zusätzlich ist der passende ADF-Eintrag bei unserem MCA-System auf die Referenzdiskette zu kopieren, um den Controller korrekt im System anzumelden - fertig. Für den Scanner stehen - da er exklusiv an dieser Schnittstellenkarte betrieben wird - wieder alle SCSI-ID's zur Verfügung (außer ID 7), die per Kipp- oder Drehschalter eingestellt werden müssen. Zusätzlich ist der Scanner zu terminieren, wobei in diesem Falle ein passiver Terminator völlig ausreicht. Nach diesen Vorarbeiten ist gewährleistet, daß der Scanner unabhängig von den anderen Geräten im System arbeitet und diese nicht ausbremst.
Grundsätzlich ist bei allen externen Geräten, die an einen SCSI-Rechner angeschlossen werden, auf eine hochwertige Kabelqualität zu achten, um Störungen und Interferenzen zu vermeiden. Dies gilt umso mehr bei den neuen SCSI-Standards, deren hohe Übertragungsraten nur mit erstklassigen Kabeln realisiert werden können. Die Qualität der im externen Bereich verwendeten Rundkabel läßt sich an den entsprechenden Aufdrucken erkennen. Dort ist - neben anderen Angaben - bei hochqualitativen Kabeln die Buchstabenfolge "AWG" (dies steht für "American Wire Gauge") zu finden, gefolgt von einer zweistelligen Ziffernfolge. Je größer die angegebene Zahl, desto besser ist die Isolierung und damit die Qualität des Kabels. Üblicherweise genügen für SCSI-2-Verbindungen Kabel der Norm AWG 28, während bei SCSI- 3 und Ultra-/Wide-SCSI die Norm AWG 30 als Standard zu betrachten ist. Zum Vergleich: Hochwertige Druckerkabel entsprechen meist der Norm AWG 26.
Im dritten Teil des Workshops geht es weiter mit der praktischen Konfiguration einiger Rechnertypen mit PCI- und ISA-Bus.
[Artikelverzeichnis]
editor@os2voice.org
[Vorherige Seite] [Inhaltsverzeichnis] [Nächste Seite]
VOICE Homepage: http://de.os2voice.org