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Datenaustausch zwischen Funktelefon und OS/2-Rechner
Ausgangssituation
Moderne Funktelefone und PDAs besitzen zunehmend Funktionen, die den Datenaustausch mit einem PC interessant erscheinen lassen. Das betrifft in erster Linie Bilddateien der integrierten Fotoapparate. Bei PDAs spielen darüber hinaus auch Dateien im Pocketexcel- und Pocketword-Format eine Rolle. Zuletzt kann noch der Abgleich von Terminen eine Rolle spielen.
Durch die Hersteller der genannten Geräte werden in der Regel Programme zur Koppelung an einen Windowsrechner angeboten. Die Verbindung kann über ein USB-Kabel, den IR-Port oder Bluetooth erfolgen. Parallelportkabel sind nicht mehr üblich. Ein Datenaustausch mit OS/2-Rechnern wird von keinem Hersteller angeboten. [Anm. d. Red.: Zur Klarstellung: Ich habe Yuri Darios PilotLink erfolgreich eine Verbindung zu meinem Palm-basierten Garmin PDA über USB zum Anfertigen einfacher Sicherungen hergestellt. Darüber hinaus gibt es pbook von Frank Bakan, mit dem sich das Adreßbuch eines GSM-Telefons über Infrarot verwalten läßt. Ich habe allerdings nicht genug Erfahrung mit pbook, um eine Aussage über seine Fähigkeiten treffen zu können. Beide sind zugegebenermaßen funktionell eingeschränkt, aber bei Hobbes erhältlich.]
Ziel
Im Rahmen der hier beschriebenen Tests sollte ein einfacher und leicht nachvollziehbarer Weg gesucht werden, den Austausch von Bild- und Officedateien zu ermöglichen. Der Abgleich von Terminen wurde nicht betrachtet.
Die unter Windows üblichen, oben genannten Verbindungswege stehen für OS/2-Benutzer nicht zur Verfügung. USB und Bluetooth würden spezielle Treiber erfordern, der IR-Port ist ohnehin nicht schnell.
Da moderne PDAs und Telefone Speicherkarten unterstützen, bot es sich an, diese zum Datenaustausch zu verwendet. Es existieren eine Vielzahl verschiedener Speicherkarten. Diese können mittels Kartenlesegeräten am USB-Port angeschlossen werden.
Verwendete Hardware
Als Funktelefone wurden von Sony-Ericsson die Typen K750i und K800i sowie der PDA PM300 von O2 getestet. Die zugehörigen Speicherkarten waren die Typen Sony Memory Stick Mikro und Duo sowie die SD-Card.
Abb. 1: Sony-Ericsson K750i und K800i, O2 PDA PM300
Abb. 2: Speicherkarten Sony Memory Stick Micro und SD Card, Kartenleser Hama 19-in-1 und Vivanco High Speed USB 2.0 36-in-1
Als Kartenleser standen der USB 2.0 Card Reader 19-in-1 von Hama und der High Speed USB 2.0 36-in-1 von Vivanco zur Verfügung. Für die Memory Stick Mikro wurden zusätzlich noch die diesen Speichern beiliegenden Adapter benötigt.
OS/2-Rechner waren die Thinkpads T22 und T23 von IBM. Beide Rechner besitzen nur einen bzw. zwei Anschlüsse für USB 1 (USBUHCD.SYS).
Verwendete Software
Beide Rechner werden mit OS/2 (MCP 1) betrieben. Von den installierten Fixpacks sind in diesem Zusammenhang folgende von Bedeutung: XR_D003, XRGC005, USB10162 und USBS10162. Dateisystem der Rechner ist ausschließlich HPFS. Die relevanten Zeilen der CONFIG.SYS lauten:
REM *** USB-Subsystem *** BASEDEV=USBUHCD.SYS /V BASEDEV=USBUHCD.SYS /V BASEDEV=USBUHCD.SYS /V BASEDEV=USBD.SYS /V /REQ:USBUHCD$ BASEDEV=USBHID.SYS /V BASEDEV=USBMSD.ADD /V /FLOPPIES:0 /REMOVABLES:4 REM BASEDEV=USBCDROM.ADD /V REM DEVICE=D:\OS2\BOOT\USBPRT.SYS /V REM DEVICE=D:\OS2\BOOT\USBKBD.SYS /V REM DEVICE=D:\OS2\BOOT\USBMOUSE.SYS /V REM DEVICE=D:\OS2\BOOT\USBCOM.SYS /V DEVICE=E:\TAME\USBRESMG.SYS /V
Für Manipulationen an den Speicherstiften wurde das Tool DFSee 8.08 eingesetzt.
Durchführung
Beim Anstecken eines Adapters mit Speicherkarte wurde der Chip ohne weiteres vom Rechner als Wechsellaufwerk erkannt und mit einem Laufwerksbuchstaben versehen. Auffällig war jedoch eine mit 30 bis 40s recht lange Zeit bis zur Erkennung.
Abb. 3: Englische Erkennungsmeldung für die Speicherkarten
Obwohl sowohl das Betriebssystem als auch alle installierten Fixpaks deutsch waren, erschien hier eine englische Meldung.
Der File Commander zeigte ein FAT16 formatiertes Laufwerk an. Der Dateibaum wurde durch das Funktelefon beim ersten Einstecken in dieser Form erzeugt.
Abb. 4: Verzeichnishierarchie auf der Speicherkarte im File Commander
Durch OS/2 war sofort ein Zugriff auf das Dateisystem möglich. Es konnten auch Ordner und Dateien angelegt und vom Telefon genutzt werden. Die Beschränkungen des Dateisystems FAT16 (VFAT) mußten natürlich beachtet werden.
Diese Einschränkung störte ein flüssiges Arbeiten erheblich. Der Versuch, mittels des kleinen Tools VFAT2EA.EXE die Namen anzupassen, scheiterte mehrmals unter Beschädigung des Dateisystems.
Der zweite Versuch zielte deshalb auf die Verwendung von FAT32. DFSee zeigte, daß die möglichen Speichermedien recht unterschiedlich vorbehandelt wurden. Neben partitionierten Medien waren auch unpartitionierte erhältlich. Ein System konnte nicht gefunden werden. Bei den partitionierten Medien fand DFSee in der Regel eine größere Anzahl von Fehlern. Im Folgenden ist ein Beispiel für solche Fehler dargestellt.
DFSee OS/2 8.08 : executing: fdisk -r-
Command timestamp: Wednesday 2006-12-13 11:27:03
Pid08=H: ERROR : Mismatch Geometry + CHS-Begin with LBA offset
Pid08=H: ERROR: Mismatch Geometry + CHS-End with LBA offset+size
Causes: - change in BIOS level or BIOS settings for LBA
- changed EIDE/SCSI disk adapter (or firmware)
- changed DISK/SCSI device drivers or filters
- partition-table corruption, possibly by a Virus
- bad CHS (dummy) values by buggy partitioning tool
Pid08=H: WARNING : Bootsector GEO Heads/Sectors fields do NOT match geometry!
ONLY when this causes problems, you may try to fix it by
opening the partition and use the FIXPBR cmd or menu item
Mode=xx -> Boot area fixes -> Fix HiddenSectors/Geo value
Pid08=H: WARNING : Partition does not start on Head-1/Sector-1 (cyl boundary)
Pid08=H: WARNING : Partition doesn't end on last Head & Sector (cyl boundary)
Pid08=H: WARNING : Partition extends beyond end of disk
Zur Nutzung mit OS/2 wurden eventuell vorhandene Partitionen mittels DFSee gelöscht und eine primäre Partition über den gesamten Speicher neu erstellt.
Abb. 6: Erstellung einer neuen Partition auf einer Speicherkarte mit DFSee
Eventuelle noch nach der Erstellung einer neuen Partition vorhandene Fehler in der Geometrie können an dieser Stelle ebenfalls problemlos mittels DFSee berichtigt werden. Bei älteren Versionen von DFSee war hier (und nach dem Formatieren) ein Neustart des Speicherstiftes erforderlich. Das ist nun nicht mehr notwendig. Es kann sofort ein FAT32-Dateisystem geschrieben werden. Die Größenvorgaben für FAT32-Partitionen sind dabei zu beachten.
Abb. 7: Formatierung der Partition mit FAT32 mit Hilfe von DFSee
Zu beachten ist hier die Option Use LONG format. Bei einigen Medien wird bei ihrer Nutzung das Dateisystem nicht korrekt geschrieben. Auch dieses Verhalten hängt sehr vom Einzelfall ab. Der Versuch, derartige Medien unter Windows 2000 lang zu formatieren, scheiterte dann ebenfalls.
Der neu formatierte Speicher wurde von den verwendeten Telefonen sofort akzeptiert und mit der benötigten Dateistruktur versehen.
Abb. 8: Neu angelegte Verzeichnisstruktur auf einer neu formatierten Speicherkarte im File Commander
Ergebnisse
Die mit FAT32 formatierten Medien wurden sowohl von den genannten Telefonen als auch Computern akzeptiert. Auch ein längerer Gebrauch förderte keine Schwierigkeiten zutage. Die Übernahme von Dateien war sowohl via WPS als auch mit dem File Commander möglich. Die Nutzung der erweiterten Attribute unter FAT32 bereitete bei einem kurzen Test keine Probleme. Im Dauergebrauch wurde auf diese Funktion verzichtet.
Die Bearbeitung der Bilder erfolgte in den meisten Fällen mittels der Programme FaxView und PMView Pro. Manipulationen an den Exifs und verlustfreie Drehungen können auch mit Exifer (Win32 mittels Odin) erfolgen. FaxView und Exifer sind Freeware.
Die von Poketexcel und Poketword auf dem PM300 erzeugten Dateien lassen sich mittels Open Office 1.1.5 bzw. 2.0.4 weiterverarbeiten und danach wieder auf dem PDA nutzen.
Fazit
- OS/2-Rechner mit installierten aktuellen Fixpacks sind in der Lage, Speicherkarten mittels Adapter am USB-Port zu lesen.
- DFSee kann auf Speicherkarten eine Partition anlegen und diese mit FAT32 formatieren.
- Die Funktelefone K750i, K800i und PM300 sowie OS/2-Rechner können diese Partition als Laufwerk nutzen.
Die getesteten Kombinationen haben sich als recht unkompliziert erwiesen. Es besteht Hoffnung, daß auf diesem Wege auch andere Geräte mit OS/2 zusammenarbeiten können.