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Dezember 2003
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Ein Editorial von Jason Stefanovich, Leitender Redakteur des VOICE Newsletter.
In der Jugend der computergestützten Kommunikation, noch bevor das Internet aufkam, waren die Chaträume und schwarzen Bretter der Mailboxen Treffpunkte für Diskussion und Debatte. Von Anfang an galten dort Verhaltens- und Benimmregeln. Es gab mehrere Regeln, die als allgemeingültig angesehen wurden, wobei die Regeln bezüglich "schlechten Benehmens" am strengsten durchgesetzt wurden. Grobheiten, Angriffe auf die Person und haltlose Forderungen wurden als derart schlechtes Benehmen angesehen, daß der Moderator der Gruppe den Angreifer im allgemeinen vor die Tür setzte. Wiederholungstäter gab es selten. Wer seine Angriffe fortsetzte, wurde häufig eine Zeit lang oder sogar dauerhaft mit einer Zugangssperre belegt. Als das Internet beliebter wurde, übernahm man diese Regeln im Usenet, in Mailinglisten und im IRC. Mit dem Wachstum des Internets änderten sich jedoch leider die Regeln. Es wurde in den meisten Gruppen praktisch unmöglich, den gesamten Nachrichtenverkehr zu moderieren, und die neuen Bewohner des Netzes wurden nie mit den aus der Welt der Wissenschaft, Forschung und Bildung stammenden Benimmregeln vertraut gemacht.
Heute begehen mehrere OS/2-Anwender online regelmäßig Vergehen von solcher Schwere, daß sie dafür noch vor wenigen Jahren von jeglicher Diskussion ausgeschlossen worden wären. Man verstehe dies nicht falsch, denn Diskussion, Meinungsverschiedenheiten und lebhafte Debatten sind immer willkommen gewesen und wurden erwartet. Wenn sich jedoch Anwender auf das Niveau persönlicher Angriffe begeben, unbegründete Vorwürfe erheben und haltlose Forderungen stellen, verliert jedermann dabei. Die Opfer solche Angriffe sind beleidigt und zurecht aufgebracht. Der Übeltäter kann seinem Standpunkt nie Gehör verschaffen, denn wie zutreffend er auch immer sein mag, so wird er doch stets durch das Getöse eigener Irrationalität und schlechten Benehmens übertönt. Mitleser sehen sich beleidigender Sprache sowie widersprüchlicher und starrköpfiger Rhetorik ausgesetzt, und werden vom eigentlichen Grund ihrer Teilnahme an der Gruppe abgelenkt.
In der OS/2-Welt stellt dies ein seit einiger Zeit andauerndes Problem dar. Tatsächlich besteht dieses Problem schon, solange ich OS/2-Anwender bin. Aber in den letzten Jahren hat es sich verschlimmert. Ohne Windows- und Linux-Anwender, die sich darüber amüsieren und gerne zuhören, richten die Übeltäter die Angriffe nun nach innen auf die Gemeinschaft, der anzugehören sie für sich in Anspruch nehmen. Wie es beim menschlichen Miteinander häufig der Fall ist, überschattet das schrille Geschrei der paar Übellaunigen oft die positiver Einigkeit der schweigenden Mehrheit. Allein im letzten Monat konnte ich beobachten, wie Anwender andere Anwender, OS/2-Entwickler und Webmaster angriffen. Auch wenn die Opfer wissen, daß die überwiegende Mehrheit ihre Beiträge schätzt, ist diese meistens eine schweigende, und unter dem ständigen Bombardement mit Unzufriedenheit kann auch der stärkste Wille nachgeben. Eben dieses schlechte Benehmen und das Fehlen guter Manieren haben jüngst einen OS/2-Entwickler dazu gebracht, sein beliebtes Freeware-Projekt zurückzuziehen, und andere zu lautem Nachdenken über das Aufhören veranlaßt.
So muß es nicht sein. Erstens möchte ich alle dazu ermuntern, sich auf ihre gute Kinderstube zu besinnen, was stets die beste Lösung ist. Bevor man die Nachricht vom Stapel läßt, sollte man überlegen, wie sie aufgenommen werden wird und ob man damit gern für eine sehr lange Zeit (Google und andere Archivmaschinen haben Jahrzehnte von Nachrichten gespeichert) assoziiert werden möchte. Man sollte sich darüber im klaren sein, daß ein leidenschaftlich vorgetragenes Argument vom Empfänger leicht als Beleidigung verstanden werden kann. Ein Ergebnis, daß der eigentlichen Absicht vielleicht diametral entgegengesetzt und der eigenen Sache bestimmt nicht dienlich ist, wenn man Hilfe benötigt. Wenn man merkt, daß man etwas über das Ziel hinausgeschossen ist, ist eine Entschuldigung angebracht, im allgemeinen in derselben Gruppe, in der die verletzende Nachricht zuvor veröffentlicht wurde. Zweitens sollte man dabei helfen, die Mitanwender im Zaum zu halten. Wenn jemand über die Stränge schlägt, sollte man ihn darauf aufmerksam machen. Nicht immer ist jedem klar, wo die Grenze zu ziehen ist, und es gibt sicherlich einige Grauzonen. Schließlich besteht bei den meisten heutzutage mit OS/2-Anwendern bevölkerten Gruppen außerhalb des Usenet zumindest die Möglichkeit, diese zu moderieren. Ich möchte die Besitzer und Moderatoren dieser Gruppen dazu ermuntern, die Regeln nicht nur bekanntzumachen, sondern sie auch durchzusetzen. Die schlimmste Bestrafung für wiederholtes schlechtes Benehmen ist, dem Täter die Möglichkeit zur Artikulation zu nehmen.
Lassen wir nicht zu, daß ein paar Unzufriedene und Schandmäuler das Klima für alle vergiften. Achten wir darauf, daß Diskussionen höflich und für alle genießbar bleiben.
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Mark Dodel, Christian Hennecke, Marckus Kraft und Jason R. Stefanovich
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